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Die Bundeswehr in Afghanistan – eine Chronik von 2011 bis 2021

In diesem Jahr endet der bislang intensivste Auslandseinsatz der Bundeswehr. In fast 20 Jahren gab es zahlreiche Ereignisse, die nicht nur das Gesicht des Einsatzes, sondern die Streitkräfte als Ganzes geprägt haben. Im zweiten Teil der Chronik finden Sie bedeutende Ereignisse aus den Jahren 2011 bis 2021.

Soldaten im Gelände versorgen einen Verwundeten und sprechen mit einem Zivilisten

Bundeswehr/Lars Koch

In der zweiten Dekade des Afghanistaneinsatzes wandelte sich der Auftrag der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Streitkräfte. Anfangs gingen die multinationalen Truppen aktiv gegen die Taliban vor. Ab 2015 standen Beratung und Ausbildung im Fokus der Mission Resolute Support. Die afghanischen Streitkräfte übernahmen schrittweise die Sicherheitsverantwortung für ihr Land. Im April 2021 fällten die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten die Entscheidung, alle internationalen Streitkräfte bis zum 11. September 2021 abzuziehen – genau 20 Jahre nach den Terroranschlägen, die die Welt veränderten.

01

2011

Soldaten tragen bei einer Trauerfeier drei Särge, die mit der Bundesdienstflagge bedeckte sind

Bundeswehr/Jacqueline Faller

18. Februar – Anschlag im OP North

Innerhalb des OP North (Observation Post North), eines 100 Kilometer von Kundus entfernten Außenpostens der Bundeswehr, eröffnet ein Soldat der Afghanischen Nationalarmee das Feuer auf deutsche Soldaten, die gerade an ihrem Panzer arbeiten. Drei deutsche Soldaten werden getötet, sechs weitere teils schwer verwundet.

28. Mai – Selbstmordanschlag in Talokan

Bei einem Treffen hochrangiger Funktionäre der afghanischen Verwaltung mit dem Kommandeur des Regionalkommandos Nord, Generalmajor Markus Kneip, im Gouverneurspalast der nordafghanischen Provinz Tachar, detoniert eine Sprengladung. Zwei deutsche Soldaten sterben. Der Kommandeur des RC North wird verwundet.

2. Juni – Sprengstoffanschlag in Baghlan

Bei der zusammen mit afghanischen Sicherheitskräften durchgeführten Operation Bahar fährt ein deutscher Schützenpanzer Marder 1A5 auf eine im Boden vergrabene Sprengfalle. Ein deutscher Soldat stirbt, fünf weitere werden teils schwer verletzt.

02

2012

Ein Hubschrauber CH53 im Landeanflug wirbelt Staub auf

Bundeswehr/Dana Kazda

3. April – Übergabe des Stützpunktes Talokan

Die seit Anfang 2004 von der Bundeswehr betriebene Außenstelle des PRTProvincial Reconstruction Team Kundus wird an die afghanischen Sicherheitskräfte übergeben. Afghanische Sicherheitskräfte übernehmen zunehmend die Verantwortung für die Sicherheit ihres Landes.

9. Oktober – Übergabe des Feldlagers Faisabad

Für das seit September 2004 von der Bundeswehr betriebene Feldlager in Faisabad übernehmen afghanische Sicherheitskräfte nun die Verantwortung. Nach der Übergabe wird das PRTProvincial Reconstruction Team aufgelöst. Mit der Verlegung der Einsatzkräfte endet die permanente militärische Präsenz der ISAFInternational Security Assistance Force in der Provinz Badachschan.

03

2013

Soldaten bauen im Feldlager die Zelte ab

Bundeswehr/Andrea Bienert

30. Januar – Tiger im Einsatz

Die aus Masar-i Scharif eingesetzten Kampfhubschrauber Tiger sollen die ISAFInternational Security Assistance Force-Kräfte vor allem durch Close Air Support (Luftnahunterstützung) sowie die Absicherung von Hubschraubereinsätzen zur Rettung von Verwundeten (Forward Air MedEvacMedical Evacuation ) unterstützen.

4. Mai – Feuergefecht beim OP North

Bei einer durch das Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr (KSKKommando Spezialkräfte) begleiteten afghanischen Operation nördlich des OP North werden ISAFInternational Security Assistance Force-Kräfte durch Taliban beschossen. Ein Soldat des KSKKommando Spezialkräfte fällt.

15. Juni – Übergabe des OP North

Mit dem schrittweisen Abzugs der ISAFInternational Security Assistance Force-Truppen wird der seit Anfang 2010 bestehende Außenposten OP North in der Provinz Baghlan an afghanische Sicherheitskräfte übergeben.
 
6. Oktober – Erster Abzug aus Kundus

Afghanische Sicherheitskräfte übernehmen das Camp in Kundus. Die Bundeswehr beendet ihre dauerhafte Präsenz in der gleichnamigen Provinz.

04

2014

Ein US-amerikanischer Soldat rollt bei einer Zeremonie die ISAF-Flagge ein

Bundeswehr/Richard Sherba

5. August 2014 – Innentäter-Attentat in der Militärakademie Kabul

Während eines Key Leader Engagements mit afghanischen Führungskräften in der Militärakademie der afghanischen Armee in Kabul wird ein Generalmajor der USUnited States-Streitkräfte durch einen afghanischen Soldaten getötet. Der begleitende deutsche Brigadegeneral Michael Bartscher sowie 13 weitere ISAFInternational Security Assistance Force-Soldaten werden verwundet.

18. Dezember – Mandat für die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Folgemission

Der Deutsche Bundestag beschließt die Beteiligung der Bundeswehr an der Resolute Support Mission der NATONorth Atlantic Treaty Organization (RSMResolute Support Mission, heute RS). Die Mandatsobergrenze liegt bei 850 Soldaten. Im Rahmen der Mission sollen die afghanischen Streitkräfte weiterhin beraten und ausgebildet werden.

31. Dezember – ISAFInternational Security Assistance Force endet

Nach 13 Jahren endet der ISAFInternational Security Assistance Force-Einsatz. Die afghanische Regierung übernimmt vollumfänglich die Sicherheitsverantwortung für das Land.

05

2015

Ein deutscher und ein afghanischer Soldat im Gespräch während der Ausbildung

Bundeswehr/Jana Neumann

1. Januar - Die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Folgemission Resolute Support beginnt

Nach dem Ende von ISAFInternational Security Assistance Force setzt die NATONorth Atlantic Treaty Organization ihre Unterstützung für die afghanische Regierung fort – mit deutlich verringerter Truppenstärke.

20. Dezember – Lufttransportstützpunkt Termes schließt

Nach über 13 Jahren der Nutzung schließt die Bundeswehr den strategischen Luftwaffenstützpunkt Termes im Süden Usbekistans.

06

2016

Zwei Männer laufen auf einer Straße an einem zerstörtem Gebäude vorbei, auf der Mauer die Deutschland-Flagge

REUTERS/Anil Usyan

4. Januar – Selbstmordanschlag in Kabul

Zum ersten Mal seit Beginn des RS-Einsatzes verüben radikalislamische Terroristen einen Selbstmordanschlag auf deutsche Einsatzkräfte. Zwei Soldaten werden verletzt.

10. November – Terrorangriff auf das deutsche Generalkonsulat in Masar-i Scharif

Islamistische Kämpfer zünden eine Autobombe vor dem deutschen Generalkonsulat in Masar-i Scharif und greifen das Konsulat an.  Bei Schusswechseln mit afghanischen Sicherheitskräften sterben sechs Menschen. Über 100 werden verletzt. Kommandosoldaten des KSKKommando Spezialkräfte, georgische Eingreifkräfte sowie Polizisten und Personenschützer der Bundespolizei schlagen die Angreifer zurück und retten die Mitarbeitenden des Konsulats.

07

2017

Mehrere afghanische Soldaten sichern die Straße vor einem Militärgelände

Getty Images/AFP/Farshad Usyan

21. April – Taliban-Angriff auf afghanische Militärbasis

Talibankämpfer in afghanischen Armeeuniformen töten bei einem sogenannten Innentäterangriff etwa 140 afghanische Soldaten in der Militärbasis Camp Shaheen in Masar-i Scharif. Das dort ansässige 209. Armee-Korps wird von Bundeswehrsoldaten beraten.

31. Mai 2017 – Bombenanschlag im Diplomatenviertel Kabul

Bei einem Bombenanschlag im Diplomatenviertel Kabul gegen die deutsche Botschaft wurden mindestens 150 Menschen getötet und mehr als 400 verletzt. Zu den Verletzten gehörten auch Angehörige der deutschen Botschaft.

08

2018

Von der Leyen steht am Rednerpult vor angetretenen Soldaten

Bundeswehr/Jane Schmidt

22. März – Bundestag erweitert das Mandat für Resolute Support

Die Taliban sind wieder auf dem Vormarsch und übernehmen die Kontrolle in mehreren Provinzen trotz der starken Präsenz afghanischer Sicherheitskräfte.

Vor diesem Hintergrund einigen sich die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten auf eine zeitweise Erhöhung der Truppenstärke. Der Deutsche Bundestag stimmt der Aufstockung des Mandates für den RS-Einsatz auf 1.300 Soldaten zu.

09

2019

Ein Wachturm an einer Mauer mit afghanischer Flagge

dpa/dpa-Zentralbild/Britta Pedersen

31. August – Camp Pamir unter Beschuss

Das Camp Pamir, ein Feldlager der afghanischen Armee bei Kundus, in dem die Bundeswehr einen Safe Haven hat, wird von radikalislamischen Kämpfern angegriffen. Ein afghanischer Soldat fällt.

Die fortdauernden Angriffe und Anschläge der Taliban fordern auch 2019 zahlreiche Opfer unter den afghanischen Sicherheitskräften und in der Zivilbevölkerung.

10

2020

Zalmay Khalilzad und Mullah Abdul Ghani Baradar geben sich die Hand

Getty Images/AFP/Karim Jaafar

29. Februar -  Doha-Abkommen

In Doha einigen sich Vertreter der USA und der Taliban darauf, die Präsenz der USUnited States-Truppen in Afghanistan schrittweise zu reduzieren mit dem mittelfristigen Ziel, alle Truppen abzuziehen.

Im Gegenzug verpflichten sich die Taliban zur Aufnahme von Friedensverhandlungen mit der afghanischen Regierung und dazu, keine Anschläge mehr auf internationale Streitkräfte in Afghanistan zu verüben. Die internationalen Truppen beginnen mit den Planungen für einen Abzug aus Afghanistan.

März 2020 – RS unter Pandemiebedingungen

Trotz der sich ausbreitenden Corona-Pandemie setzt die Bundeswehr unter umfangreichen hygienischen Schutzmaßnahmen die Beratung der afghanischen Armee fort.

26. November – Zweiter Abschied aus Kundus

Im Rahmen des geplanten Abzugs der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Truppen aus Afghanistan zieht die Bundeswehr alle verbleibenden deutschen Einsatzkräfte aus dem Camp Pamir bei Kundus ab.

11

2021

Soldaten steigen in das Transportflugzeug A400M

Bundeswehr/Torsten Kraatz

16. April – Rückverlegung nach Deutschland bis Mitte August

Nach der Entscheidung der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten, alle internationalen Streitkräfte bis zum 11. September 2021 aus Afghanistan abzuziehen, kündigt Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer an, die Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten im Sommer 2021 vollständig nach Deutschland zurückzuverlegen.

30. April – Missionsende TAATrain, Advise and Assist (Train, Advise and Assist)

Der Auftrag Train, Advise and Assist des deutschen Einsatzkontingentes in der Mission Resolute Support endet. Unmittelbar danach beginnt die Rückverlegung der Bundeswehr nach Deutschland.

27. Mai – Gedenkstein aus Masar-i Scharif kehrt heim

Der Gedenkstein, der im Zentrum des Ehrenhains in Masar-i Scharif stand, wird in den Wald der Erinnerung nach Schwielowsee gebracht. Dort befinden sich bereits alle weiteren Ehrenhaine aus Afghanistan und anderen Einsatzgebieten der Bundeswehr. Sie dienen als Ort des Gedenkens und der Erinnerung.

29. Juni   Ende des Afghanistan-Einsatzes

Nach fast 20 Jahren Einsatz verlassen die letzten deutschen Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr Afghanistan. Insgesamt haben dort rund 160.000 Angehörige der Bundeswehr in zwei internationalen Missionen ihren Dienst geleistet. 59 ließen dabei ihr Leben.

16. August – Evakuierungsoperation beginnt

Nachdem die letzten internationalen Truppen Afghanistan verlassen haben, erobern die Taliban das Land sehr schnell zurück. Bereits Mitte August übernehmen sie die Macht in der Hauptstadt Kabul. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer entschließt sich, deutsche Staatsangehörige und andere Schutzbedürftige – zum Beispiel afghanische Ortskräfte – aus Kabul zu evakuieren. Bis zum 27. August fliegt die Bundeswehr über 5.000 Menschen aus.

Der Abzug aus Afghanistan

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