Weltweite Unterstützung

Die UNUnited Nations-Einsätze der Bundeswehr

Seit ihrer Gründung haben sich die Vereinten Nationen vor allem der Sicherung des Weltfriedens verschrieben. Die Bundeswehr unterstützte schon Anfang der 1970er-Jahre mit Lufttransport und Ausrüstung. Seit Beginn der 90er-Jahre entsendet die Bundesrepublik immer öfter deutsche „Blauhelme“ in Krisenregionen. Ein Überblick.

Angetretene Soldaten mit blauen Baretts stehen in mehreren Reihen vor einem Gebäude.
/
  • Angetretene Soldaten mit blauen Baretts stehen in mehreren Reihen vor einem Gebäude.
    01

    UNAMICUnited Nations Advance Mission in Cambodia: Erste Friedensmission der Bundeswehr

    Im Oktober 1991 beteiligte sich die Bundeswehr erstmalig mit Personal an einer UNUnited Nations-Friedensmission. Die Vorausmission UNAMICUnited Nations Advance Mission in Cambodia (United Nations Advance Mission in Cambodia) in Kambodscha bereitete die Entsendung der größeren UNUnited Nations-Mission UNTACUnited Nations Transitional Authority in Cambodia (United Nations Transitional Authority in Cambodia) vor.

    Zusatzinformation: Deutschland ist seit 1973 UNUnited Nations-Mitglied. Bereits vor der ersten Beteiligung unterstützte die Bundeswehr die Vereinten Nationen in den 70er Jahren mit Lufttransport und Ausrüstung (z.B. 1973 UNEF II /Naher Osten, 1978 UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon/Libanon).

  • UN-Fahrzeuge vor dem Krankenhaus in Phnom Penh
    02

    UNTACUnited Nations Transitional Authority in Cambodia: Medizinische Versorgung für Friedensmission

    Im Rahmen der UNUnited Nations-Friedensmission UNTACUnited Nations Transitional Authority in Cambodia (United Nations Transitional Authority in Cambodia) in Kambodscha, die der Vorbereitungsmission UNAMICUnited Nations Advance Mission in Cambodia im Mai 1992 folgte, beteiligte sich die Bundeswehr mit einem sanitätsdienstlichen Einsatzkontingent. Durch UNTACUnited Nations Transitional Authority in Cambodia wurde die Verwaltung Kambodschas für 18 Monate in die Verantwortung der Vereinten Nationen überstellt. Hauptaufgabe der UNTACUnited Nations Transitional Authority in Cambodia war es, die zivile und demokratische Ordnung wiederherzustellen und freie Wahlen vorzubereiten. Zudem sollten die Blauhelme bei der Umsetzung des Friedensabkommens, der Entwaffnung der Bürgerkriegsparteien und dem Schutz der Zivilbevölkerung unterstützen. Im Rahmen von UNTACUnited Nations Transitional Authority in Cambodia waren etwa 15.000 Blauhelm-Soldatinnen und -Soldaten aus insgesamt 32 UNUnited Nations-Mitgliedsstaaten eingesetzt.

    Die Bundeswehr übernahm von Mai 1992 bis November 1993 mit rund 150 Sanitätssoldatinnen und Sanitätssoldaten und einem Feldlazarett mit 60 Betten die medizinische Versorgung der Mission und von Teilen der Zivilbevölkerung. Es wurden etwa 3.500 stationäre und 110.000 ambulante Behandlungen durchgeführt. 

    Mit UNTACUnited Nations Transitional Authority in Cambodia erreichte die deutsche Beteiligung an Auslandseinsätzen eine neue Dimension: Erstmals wurde ein deutsches Truppenkontingent signifikanter Größe in den Auslandseinsatz entsandt. UNTACUnited Nations Transitional Authority in Cambodia war zudem der erste deutsche Auslandseinsatz, in dem ein deutscher Bundeswehrsoldat gefallen ist:  Sanitätsfeldwebel Alexander Arndt starb am 14.10.1993 bei einem Angriff auf offener Straße in Phnom Penh.

  • Soldat mit Fernglas auf einem militärischen Fahrzeug im Hafen von Mogadischu
    03

    UNOSOMUnited Nations Operation in Somalia II: Humanitäre Hilfe in Somalia

    Nach dem Sturz des autoritären Regimes von Siad Barré im Jahr 1991 brach in Somalia ein Bürgerkrieg zwischen verschiedenen Clans aus. Infolge des Krieges und aufgrund einer großen Dürre litt die somalische Zivilbevölkerung unter einer Hungersnot. Die Vereinten Nationen beschlossen, einzugreifen. Sie setzen im April 1992 die Mission UNOSOMUnited Nations Operation in Somalia (United Nations Operation in Somalia) in Somalia ein. Die UNUnited Nations-Einsatzkräfte hatten die Aufgabe, die Waffenruhe zwischen den Bürgerkriegsparteien zu überwachen und humanitäre Hilfe für die Bevölkerung zu koordinieren.

    Nachdem sich die Situation in Somalia weiter verschlechterte, entsandten die UNUnited Nations den multinationalen Eingreifverband UNITAF (United Task Force) unter Führung der USA. Hauptziel der UNITAF war es, Rebellengruppen zu entwaffnen, um eine sichere Umgebung für humanitäre Hilfsleistungen zu schaffen. Im März 1993 wurde UNITAF von der Folgemissionen UNOSOMUnited Nations Operation in Somalia II (United Nations Operation in Somalia II) abgelöst.

    Die Bundeswehr beteiligte sich von August 1993 bis März 1994 an der UNUnited Nations-Mission. Zum Betrieb einer Luftbrücke zwischen Somalia und Kenia sowie zur logistischen Unterstützung von UNUnited Nations-Truppen waren rund 1.700 Soldaten des Heeres in der Region Belet Huen sowie circa 600 Marinesoldaten und etwa 120 Soldaten der Luftwaffe in Dschibuti und Mombasa eingesetzt. Nachdem die zu unterstützende indische Brigade nicht eintraf, wurde der Schwerpunkt des Einsatzes auf die Unterstützung bei humanitärer Hilfe gelegt: die medizinische Versorgung von UNUnited Nations-Kräften und Teilen der Zivilbevölkerung, das Instandsetzen von zerstörten Staudämmen, das Bohren und Instandhalten von Brunnen und die Beratung örtlicher Stellen. Deutsche Einsatzkräfte führten im Rahmen der Mission 650 Hilfsflüge durch, setzten 30 Einzelprojekte der humanitären Hilfe um und leisteten mehr als 18.000 medizinische Behandlungen.

  • Ein blaues Tor mit der Aufschrift UNOMIG Sector Headquarters Zugdidi, abgesichert mit Stacheldraht
    04

    UNOMIGUnited Nations Observer Mission in Georgia: Bundeswehr stellt medizinische Versorgung sicher

    Infolge der Auflösung der Sowjetunion entstand im Westen Georgiens ein bewaffneter Konflikt um Abchasien, das sich als unabhängig erklärte – ein Umstand, der von Georgien nicht anerkannt wurde. Im August 1993 beschloss der UNUnited Nations-Sicherheitsrat die Entsendung der Beobachtermission UNOMIGUnited Nations Observer Mission in Georgia (United Nations Observer Mission in Georgia) nach Georgien. Ziel der Mission war es, die zwischen den Konfliktparteien vereinbarte Waffenruhe in Abchasien zu überwachen und die Voraussetzung für eine sichere und geordnete Rückkehr der Kriegsflüchtlinge zu schaffen. Im Rahmen täglicher Patrouillen in gepanzerten Fahrzeugen überwachten UNUnited Nations-Militärbeobachter verschiedene entmilitarisierte Sicherheitszonen. Dazu gehörten die an der Waffenstillstandslinie gelegenen Regionen Gali und Zugidi sowie die Kodori-Schlucht im Großen Kaukasus.

    Insgesamt waren bei UNOMIGUnited Nations Observer Mission in Georgia in Georgien bis zu 136 unbewaffnete Militärbeobachterinnen und -beobachter aus 33 UNUnited Nations-Mitgliedsstaaten eingesetzt. Die Bundeswehr beteiligte sich von 1994 bis 2009 mit bis zu 20 Soldatinnen und Soldaten an der UNUnited Nations-Mission. Das deutsche Kontingent bestand aus Militärbeobachtern und Sanitätssoldatinnen und -soldaten. Die deutschen Sanitätskräfte übernahmen zwischenzeitlich die gesamte medizinische Versorgung der UNUnited Nations-Mission sowie von Teilen der Zivilbevölkerung.
     

  • Flugfeld in der Steppe; im Vordergrund sortieren Männer Kisten, dahinter das Heck eines Flugzeugs, im Hintergrund eine Bergkette
    05

    UNAMIRUnited Nations Assistance Mission for Ruanda: Luftwaffe hilft mit einer Luftbrücke

    Die in Ruanda lange andauernden, teilweise grausam geführten ethnischen Auseinandersetzungen zwischen der Bevölkerungsmehrheit der Hutus, die die Macht im Land innehatten, und der Minderheit der Tutsis führten zu einem blutigen Bürgerkrieg, der durch ein 1993 geschlossenes Friedensabkommen beendet werden sollte. 

    Im Oktober 1993 beschloss der UNUnited Nations-Sicherheitsrat, die Blauhelm-Mission UNAMIRUnited Nations Assistance Mission for Ruanda (United Nations Assistance Mission for Rwanda) in Ruanda einzusetzen, um die Einhaltung des Friedensabkommens sicherzustellen. Im Rahmen von UNAMIRUnited Nations Assistance Mission for Ruanda sollten UNUnited Nations-Kräfte die Sicherheitssituation im Land beobachten, eine entmilitarisierte Zone einrichten und die Hauptstadt Kigali absichern. Bis April 1994 waren in Ruanda etwa 1.200 UNUnited Nations-Soldatinnen und UNUnited Nations-Soldaten sowie 330 Militärbeobachterinnen und Militärbeobachter eingesetzt. Dennoch erreichten die ethnischen Auseinandersetzungen von April bis Juli 1994 ihren Höhepunkt in einem Völkermord, dem etwa 800.000 Tutsi zum Opfer fielen.

    Im Mai 1994 beschloss der UNUnited Nations-Sicherheitsrat, das Truppenkontingent auf bis zu 5.500 UNUnited Nations-Soldatinnen und UNUnited Nations-Soldaten aufzustocken. Im Rahmen der Folgemission UNAMIRUnited Nations Assistance Mission for Ruanda II sollten UNUnited Nations-Einsatzkräfte zum Schutz ruandischer Geflüchteter beitragen und den Zugang zu humanitären Hilfsleistungen sicherstellen. Die Bundeswehr unterstützte vom 18. Juli bis 31. Dezember 1994 UNAMIRUnited Nations Assistance Mission for Ruanda II, indem sie eine Luftbrücke von Nairobi (Kenia) und Johannesburg (Südafrika) nach Goma (Zaire) und Kigali (Ruanda) zur Versorgung ruandischer Flüchtlinge einrichtete. Dabei waren 30 Luftwaffensoldaten im Einsatz, die 80 Einsatzflüge mit einem Flugzeug vom Typ Boeing 707 und 208 Einsatzflüge mit zwei Transportflugzeugen vom Typ C-160 Transall durchführten.

  • Soldaten auf dem Flugplatz laufen auf eine Transall-Maschine zu
    06

    UNPROFORUnited Nations Protection Force: Internationales Handeln gefragt

    Mit dem Ende des Ost-West-Konflikts begann Anfang der 1990er-Jahre der Zerfall des Vielvölkerstaats Jugoslawien. Nachdem die Teilrepubliken Slowenien und Kroatien 1991 ihre Unabhängigkeit erklärt hatten, kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Kroatien und Rest-Jugoslawien. Nach internationaler Vermittlung vereinbarten die Konfliktparteien 1992 einen Waffenstillstand. Mit der Überwachung dieses Abkommens in Kroatien beauftragten die UNUnited Nations am 21. Februar 1992 die Friedensmission UNPROFORUnited Nations Protection Force (United Nations Protection Force). 

    Nach der Unabhängigkeitserklärung Bosnien-Herzegowinas im April 1992 entstand ein weiterer Konfliktherd. Bosnische Muslime, Kroaten und Serben kämpften um die Hoheit in dem Gebiet. Im Juni 1992 wurde UNPROFORUnited Nations Protection Force auf Bosnien-Herzegowina ausgeweitet. Die UNUnited Nations-Einsatzkräfte hatten den Auftrag, den Flughafen in Sarajevo und den Zugang zu humanitären Hilfsleistungen zu sichern sowie UNUnited Nations-Sicherheitszonen einzurichten und zu schützen.

    Die Mission UNPROFORUnited Nations Protection Force wurde mit bis zu 33.000 militärischen Einsatzkräften bis Dezember 1995 fortgeführt. Die Bundeswehr beteiligte sich von August bis Dezember 1995 mit rund 1.700 Soldatinnen und Soldaten, einem deutsch-französischen Feldlazarett, 14 Aufklärungsflugzeugen vom Typ Tornado sowie Transportflugzeugen vom Typ C-160 Transall. Es wurden über 920 Flüge durchgeführt, davon 160 über Bosnien-Herzegowina. Fast 800 Patientinnen und Patienten wurden stationär und circa 3.000 ambulant im Feldlazarett behandelt.

  • Die blaue Flagge der Vereinten Nationen weht auf Halbmast vor dem Gebäude der UN Assistance Mission Afghanistan.
    07

    UNAMAUnited Nations Assistance Mission in Afghanistan: Politische Unterstützung in Afghanistan

    UNAMAUnited Nations Assistance Mission in Afghanistan (United Nations Assistance Mission in Afghanistan) ist eine politische Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan. Mit ihrer Einrichtung im März 2002 durch die Resolution 1401 reagierte der UNUnited Nations-Sicherheitsrat auf ein entsprechendes Ersuchen der afghanischen Regierung. 

    Im Fokus der Mission stand zu Beginn vor allem die Umsetzung der Beschlüsse der ersten Petersberger Afghanistan-Konferenz im Jahr 2001 in Bonn, die nach der Entmachtung der Taliban einberufen worden war. Auf der Grundlage dieser ersten Bonner Beschlüsse sollte UNAMAUnited Nations Assistance Mission in Afghanistan die Fähigkeiten der staatlichen Institutionen stärken, beispielsweise auf den Gebieten Demokratisierung, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und Gleichberechtigung. So begleiteten die UNUnited Nations-Kräfte im Rahmen von UNAMAUnited Nations Assistance Mission in Afghanistan die Präsidentschaftswahlen 2004 und die Parlamentswahlen 2005. 

    Die Bundeswehr beteiligte sich von 2004 bis 2017 an der politischen UNUnited Nations-Mission. Überwiegend als militärische Beraterinnen und Berater eingesetzt, unterstützten insgesamt 13 deutsche Offizierinnen und Offiziere den Auftrag der UNAMAUnited Nations Assistance Mission in Afghanistan.

  • Deutscher Soldat sitzt im Auto und spricht mit einem weiteren Soldaten, der außen an der Fahrertür steht.
    08

    UNMEEUnited Nations Mission in Ethiopia and Eritrea: Grenzkonflikt zwischen Äthiopien und Eritrea

    In dem seit 1998 ausgetragenen blutigen Grenzkonflikt zwischen Äthiopien und Eritrea bot sich im Juni 2000 die Chance auf Frieden: Beide Nationen vereinbarten im Abkommen von Algier zumindest einen Waffenstillstand. Sie baten die Vereinten Nationen, die Einhaltung dieser Waffenruhe zu überwachen. 

    Bereits einen Monat später nahm die hierfür gegründete UNUnited Nations-Friedensmission UNMEEUnited Nations Mission in Ethiopia and Eritrea (United Nations Mission in Ethiopia and Eritrea) ihre Arbeit auf. Sie hatte den Auftrag, die eingerichtete demilitarisierte Zone sowie die Stellungen der Konfliktparteien zu beobachten und die Aktivitäten der UNUnited Nations in den Grenzgebieten zu koordinieren, beispielsweise das Räumen von Minen. Ferner unterstützte die Blauhelm-Mission die Arbeit der ebenfalls durch die Vereinten Nationen eingesetzten unabhängigen Grenzkommission, die im Frühjahr 2002 eine finale Grenzziehung zwischen Äthiopien und Eritrea definierte. Die Bundeswehr beteiligte sich von Februar 2004 bis Oktober 2008 mit zwei Militärbeobachtern an der UNUnited Nations-Mission. 

    Nach der Festsetzung des Grenzverlaufs im November 2007 wurde die Mission im folgenden Jahr beendet. Eritrea hatte dem Einsatz Restriktionen auferlegt, sodass die UNUnited Nations eine Weiterführung von UNMEEUnited Nations Mission in Ethiopia and Eritrea als unmöglich einstufte. Für den Friedensprozess bedeutete die Festsetzung der Grenze zunächst keine Verbesserung: Sie wurde weder von Äthiopien noch von Eritrea anerkannt. Erst im Jahr 2018 erkannte die äthiopische Regierung das Grenzabkommen der unabhängigen Kommission aus 2002 schließlich an. Beide Staaten söhnten sich aus und schlossen einen Friedensvertrag.

     

  • UN-Beobachter betrachten eine Karte, die auf dem Dach eines Fahrzeugs ausgebreitet ist
    09

    UNMISUnited Nations Mission in Sudan: Südsudans Weg in die Unabhängigkeit

    Er hinterließ Hunger, Leid und politische Instabilität: Der Kampf um die Unabhängigkeit des Südsudan vom Sudan beherrschte das Land jahrzehntelang und gipfelte in mehreren Bürgerkriegen. Die gewalttätigen Auseinandersetzungen, die bereits 1955 begonnen hatten, zogen zwischen 1972 und 1983 zunächst den Status der Autonomie des Südsudan nach sich. Die südsudanesische Guerillaarmee SPLASudan People's Liberation Army (Sudanese People´s Liberation Army) nahm den bewaffneten Kampf jedoch erneut auf: Sie rebellierte 1983 gegen die sudanesische Zentralregierung, die unter anderem die Einführung der Scharia im gesamten Sudan anstrebte. Damit weiteten sich die Kämpfe vom Süden auch auf den sudanesischen Norden aus. 

    Erst 22 Jahre später schlossen die Konfliktparteien den Naivasha-Friedensvertrag, womit der Unabhängigkeitskrieg ein Ende fand. Durch ihre Vermittlung spielten die UNUnited Nations dabei eine tragende Rolle. Um den weiteren Prozess der Friedenssicherung zu begleiten und Waffenruhe sowie Entwaffnung sicherzustellen, beschloss der UNUnited Nations-Sicherheitsrat am 24. März 2005, die Mission UNMISUnited Nations Mission in Sudan (United Nations Mission in Sudan) mit bis 10.000 UNUnited Nations-Soldatinnen und UNUnited Nations-Soldaten zu entsenden. Der Erfolg des Engagements ist unverkennbar: UNMISUnited Nations Mission in Sudan trug maßgeblich zur Stabilisierung im Einsatzgebiet bei und leistete signifikante Hilfe bei der Demilitarisierung sowie beim Aufbau des Sicherheitssektors. Schlussendlich konnten 2010 Wahlen stattfinden. Der Südsudan wurde am 9. Juli 2011 unabhängig. 

    Deutschland unterstützte den UNUnited Nations-Einsatz während des gesamten Missionszeitraums von 2005 bis 2011 mit insgesamt 446 Bundeswehrsoldatinnen und Bundeswehrsoldaten. Sie waren überwiegend als Militärbeobachterinnen und Militärbeobachter, aber auch als Führungskräfte im Hauptquartier der Mission in Khartum eingesetzt.

  • UN-Fahrzeuge auf Patrouille über einen Straßenmarkt; man sieht Stände, Personen, Häuser und weitere Fahrzeuge
    10

    UNMILUnited Nations Mission in Liberia: Aufbau eines funktionsfähigen Staates in Liberia

    1989 führten in Liberia ethnische Konflikte zwischen verschiedenen Volksgruppen und Kämpfe um politische Macht und Rohstoffe zu einem grausamen Bürgerkrieg. 2003 eskalierten die Ausschreitungen zwischen Regierungstruppen und verschiedenen bewaffneten Gruppen. Erst auf Druck der internationalen Gemeinschaft endete der Bürgerkrieg im August 2003 mit dem Friedensabkommen von Accra. 

    Mit UNMILUnited Nations Mission in Liberia (United Nations Mission in Liberia) unterstützten die UNUnited Nations von September 2003 an die Einhaltung der vereinbarten Waffenruhe mit bis zu 15.250 militärischen und 1.115 polizeilichen Kräften. Die Blauhelme setzten sich außerdem aktiv für den Schutz der Zivilbevölkerung ein, sicherten den Zugang zu humanitären Hilfsleistungen und unterstützten die neue liberianische Regierung bei der Reform des Justizsystems und der Sicherheitsinstitutionen. Als die Mission im Frühjahr 2018 beendet wurde, hatte sich Liberia wieder zu einem weitgehend funktionsfähigen Staat entwickelt. UNMILUnited Nations Mission in Liberia gilt deshalb als eine der erfolgreichsten UNUnited Nations-Friedensmissionen.

    Die Bundeswehr engagierte sich in einer Schlüsselphase an der Mission: Nach Fortschritten im Friedensprozess wurden während der Zeit der deutschen Beteiligung 2015/2016 die Reduzierung des Missionsumfangs und die Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die liberianische Regierung geplant und erfolgreich umgesetzt.

  • Ein militärisches Fahrzeug mit deutscher Flagge inmitten einer Ochsenherde
    11

    MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali: Stabilität für Mali

    Seit der Unabhängigkeit des Landes Anfang der 1960er-Jahre kam es im Norden Malis immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Rebellengruppen der Tuareg und der Zentralregierung in Bamako. Verschiedene Friedensabkommen zielten darauf ab, die Lage zu entspannen. 2012 eskalierten die Konflikte. Wieder rebellierten Rebellen der Tuareg gegen die Zentralregierung. Die radikal-islamistische Terrororganisation Al-Qaida nutzte diesen Aufstand, um sich in Nordmali festzusetzen. Ab Januar 2013 unterstützten französische Streitkräfte im Rahmen der Opération Serval zusammen mit Kräften der Afrikanischen Union (AFISMAAfrican-led International Support Mission to Mali) die malische Armee dabei, die militanten Islamisten zurückzudrängen. 

    Der UNUnited Nations-Sicherheitsrat beschloss im April 2013, die Stabilisierungsmission MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali (United Nations Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali) mit etwa 11.000 militärischen Kräften einzusetzen. Die Blauhelme halfen dabei, Sicherheit und Stabilität in Mali herzustellen, die Zivilbevölkerung zu schützen und den Zugang zu humanitären Hilfsleistungen zu sichern. Die UNUnited Nations-Truppen überwachten zudem die Waffenruhe zwischen der Regierung und den Rebellengruppen, welche 2015 mit dem Friedensabkommen von Algier beschlossen worden war. Ferner förderten sie den Dialog zwischen den Konfliktparteien und unterstützten den Wiederaufbau der staatlichen Autorität im gesamten Land und des Sicherheitssektors.

    Die Bundeswehr beteiligte sich an der Friedensmission mit bis zu 1.400 Soldatinnen und Soldaten. Eingangs beschränkte sich das deutsche Engagement auf den Einsatz von Stabspersonal, Verbindungsoffizieren sowie Transport- und Luftbetankungsflugzeugen. 2016 kam eine Aufklärungskomponente hinzu: Mit Heron- und Luna-Drohnen sowie Spähfahrzeugen des Typs Fennek trug die Bundeswehr maßgeblich zum Gesamtlagebild der Friedensmission bei. Hinzu kamen vor allem Sicherungskräfte, Versorgungs- und Sanitätskräfte sowie Fernmelder. Deutschland stellte auch Personal für das UNUnited Nations-Hauptquartier und den Materialumschlagpunkt in Bamako. In Niamey, der Hauptstadt des benachbarten Niger, unterhielt die Luftwaffe einen Lufttransportstützpunkt für Material- und Personaltransporte und die medizinische Versorgung der Verwundeten.

    Nach verschiedenen Putschen der Armee gegen die malische Übergangsregierung in den Jahren 2020 und 2021 verschlechterte sich die Sicherheitslage in gravierendem Maße. Der Auftrag der UNUnited Nations-Friedensmission und damit auch der Bundeswehr wurde durch die malische Militärjunta und nicht zuletzt durch den Einsatz russischer Söldner massiv behindert. Auf Wunsch der malischen Putschregierung beschloss der UNUnited Nations-Sicherheitsrat darum am 30. Juni 2023, das MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali-Mandat nicht weiter zu verlängern. Ein geordneter Rückzug wurde bis Ende des gleichen Jahres durchgeführt. Die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr verließen Mali im Dezember 2023.

  • Ein Wachturm der UN, im Hintergrund die Dächer vieler einstöckiger Häuser
    12

    UNSMILUnited Nations Support Mission in Libya: Politische Vermittlungsmission

    Während des sogenannten Arabischen Frühlings Anfang 2011 fanden in unzähligen Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas Aufstände gegen repressive staatliche Strukturen statt – darunter auch in Libyen. Hier waren die politischen Machtkämpfe von Beginn an brutaler als etwa in Tunesien. Die Demonstrationen gegen das libysche Staatsoberhaupt Muammar al-Gaddafi eskalierten in einen blutigen Bürgerkrieg. Ein internationaler Militäreinsatz unter Beteiligung der französischen, USUnited States-amerikanischen, britischen und kanadischen Streitkräfte setzte eine Flugverbotszone durch. Eine NATONorth Atlantic Treaty Organization-Operation unterstützte die Durchsetzung des Waffenembargos mit Marineeinheiten. Al-Gaddafi galt ab August 2011 offiziell als abgesetzt und wurde im Oktober 2011 getötet. Ein nationaler Übergangsrat der Aufständischen übernahm die Kontrolle über das Land. 

    Im September 2011 beschloss der UNUnited Nations-Sicherheitsrat, die politische Mission UNSMILUnited Nations Support Mission in Libya (United Nations Support Mission in Libya) mit etwa 200 Mitarbeitern in Libyen einzusetzen. Auftrag der Mission war es, Libyen beim Aufbau eines Rechtsstaats zu unterstützen, die Verbreitung illegaler Waffen zu unterbinden und die Räumung verminter Landstriche zu koordinieren. 

    2014 begann in Libyen ein neuer Bürgerkrieg: Verschiedene bewaffnete Gruppen rangen mit dem Nationalen Übergangsrat um die Macht. Die UNUnited Nations setzten sich ab 2015 formell für ein Ende der Kämpfe ein und luden dazu die Konfliktparteien zu Verhandlungen nach Genf. Ziel der Gespräche war es, eine Einheitsregierung zu implementieren und zu stärken. Auch Deutschland brachte sich in einer Vermittlerrolle gemeinsam mit UNSMILUnited Nations Support Mission in Libya ein. Ende Oktober 2020 unterzeichneten die libyschen Bürgerkriegsparteien in Genf eine Waffenstillstandsvereinbarung.

  • Personen mit UN-Westen auf einer Baustelle
    13

    UNMHA: Überwachung des Friedensabkommens im Jemen

    Die Unruhen des Arabischen Frühlings destabilisierten auch den Jemen. Nachdem der Golfkooperationsrat mit seinen Bemühungen scheiterte, das Land zu stabilisieren, eskalierte die Situation 2014 weiter zu einem Bürgerkrieg mit dramatischen humanitären Auswirkungen. Die Huthi-Bewegung kämpfte gegen die jemenitische Übergangsregierung um die Macht, zwang diese zum Rücktritt und brachte weite Teile des Jemens unter ihre Kontrolle. 

    Seit Beginn der gewalttätigen Auseinandersetzungen bemühte sich die internationale Gemeinschaft um eine Entspannung der Lage – zunächst jedoch vergebens. Mit der Resolution 2216 verhängten die UNUnited Nations im April 2015 ein Waffenembargo gegen die Huthi-Aufständischen und verlangten deren Rückzug aus den besetzten Regionen. Doch erst im Dezember 2018 zeigten die Bemühungen der Vereinten Nationen Wirkung: Die Konfliktparteien einigten sich in Stockholm auf das Abkommen zu Hodeidah, das eine lokal begrenzte Waffenruhe zum Ziel hat. 

    Im Januar 2019 wurde die politische Mission UNMHA (United Nations Mission to Support the Hudaydah Agreement) eingesetzt, um die Umsetzung des Hodeidah-Abkommens zu überwachen. UNMHA ist eine politische Beobachtermission, weshalb die UNUnited Nations-Beobachterinnen und Beobachter keine Uniform und keine Waffen tragen. Deutschland unterstützt UNMHA aktuell mit einem Stabsoffizier.

    von Redaktion der Bundeswehr