Die Bundeswehr macht ihre Landstreitkräfte digital fit
Das Megaprojekt Digitalisierung Landbasierte Operationen ist eines der großen Zukunftsvorhaben der Bundeswehr.
Die Digitalisierung der Landstreitkräfte fordert die gesamte Bundeswehr. Die Generäle Christian Freuding und Michael Vetter – der eine Inspekteur des Heeres, der andere Abteilungsleiter Innovation und Cyber im Verteidigungsministerium – standen der Presse bei einer Vorstellung des Projekts Digitalisierung Landbasierte Operationen, kurz D-LBODigitalisierung landbasierter Operationen, Rede und Antwort. Die wichtigsten Aussagen im Überblick.
Nüchterne Analyse: Generalleutnant Michael Vetter (r.) stellte gemeinsam mit Generalleutnant Christian Freuding (2.v.r.) am 25. November 2025 in Munster den Sachstand bei der Digitalisierung der Landstreitkräfte der Bundeswehr vor
Bundeswehr/Carl SchulzeGeneral Vetter, bei der Digitalisierung der Landstreitkräfte machten zuletzt vor allem die Funkgeräte Sorgen. Ein Test im Mai soll gescheitert sein. Woran lag es?
Vetter: Das Funkgerät hatte noch nicht die Software, die es jetzt hat, und hatte einige Probleme, die jetzt übrigens abgestellt sind. Das Funkgerät war gerade in einem sogenannten Nutzer-Akzeptanz-Test bei der Wehrtechnischen Dienststelle 81 und hat mit Bravour bestanden. Wenn sie draußen die Bediener fragen: Die sind begeistert von Reichweite und Power des Funkgeräts. Die hauptsächliche Herausforderung ist jetzt, die verschiedenen Softwaresysteme so zusammenzuführen, dass am Ende des Tages die begrenzte Bandbreite eines VHFVery High Frequency/UHFUltra High Frequency-Funkgeräts optimal genutzt werden kann, um Sprache und parallel auch Daten übertragen zu können. Zu sagen, die haben nicht performt, ist einfach falsch.
Wie wollen Sie das System zur Einsatzbereitschaft führen?
Vetter: Um das System einsatzbereit zu machen, müssen die verschiedenen Softwarekomponenten des Systems so optimiert werden, dass sie am Ende des Tages genau die Leistung bringen, die General Freuding braucht, damit die Landstreitkräfte kämpfen können. Wir brauchen sichere Datenübertragungskapazität, und wir brauchen sichere Sprachübertragungskapazität.
General Freuding, wie wollen Sie dem D-LBODigitalisierung landbasierter Operationen-Prozess neuen Schwung verleihen?
Freuding: Es gibt die Möglichkeit und die Überlegung, dass wir die Reihenfolge der Fahrzeuge tauschen. Sodass wir die Fahrzeuge vorziehen, die jetzt schon musterintegriert sind. Oder auf Fahrzeugtypen fokussieren, die bisher überhaupt noch nicht mit Funkgeräten ausgestattet sind, um jetzt Geschwindigkeit in den Gesamtprozess hereinzukriegen.
Ein Fahrzeug kann nicht kämpfen, wenn es in der Wartungshalle steht. Wie stellen Sie während der Umrüstungsphase die Einsatzbereitschaft der Landstreitkräfte sicher?
Freuding: Um unsere Einsatzaufträge zu erfüllen, werden wir teilweise auf andere Kräfte zurückgreifen als ursprünglich vorgesehen. Die Brigade Forward Land Forces wird eine analoge Brigade bis auf Weiteres zunächst sein. Und wenn wir Kräfte der Brigade 37 jetzt in die digitale Welt bringen, dann müssen wir den Umfang der Kräfte, den wir in die digitale Welt bringen, durch analoge Kräfte aus anderen Bereichen für einen gewissen Zeitraum ersetzen.
Die Landstreitkräfte werden demnach vorübergehend mit einer Mischung aus analoger und digitaler Technik arbeiten. Ist das ein Rückschlag?
Freuding: Es war von Anfang an klar: Wenn wir nicht alle Fahrzeuge am selben Tag umgerüstet kriegen, brauchen wir den Mischbetrieb. Er hat jetzt noch mal an Bedeutung für uns gewonnen. Dadurch, dass wir wissen, dass wir Verbände nicht geschlossen werden umrüsten können, sondern dass wir auch innerhalb der Verbände aufgrund der unterschiedlich schnell verlaufenden Musterintegration diesen Mischbetrieb über einen gewissen Zeitraum brauchen werden. Und wir brauchen den Mischbetrieb als Brückenlösung, um die Fahrzeuge einzubinden, die wir aufgrund von Aufwand und Nutzen oder aufgrund von Alter oder auch aufgrund physischer Begrenzungen nicht digitalisieren können.
Was hätte im D-LBODigitalisierung landbasierter Operationen-Prozess anders gemacht werden müssen, um Rückschläge zu vermeiden?
Vetter: Ich glaube nicht, dass wir es geschafft hätten, komplett problemlos durch die D-LBODigitalisierung landbasierter Operationen durchzugehen. Der grundsätzliche Projektansatz, dass wir gesagt haben, Zeit ist der entscheidende Faktor, wir parallelisieren die verschiedenen Handlungsstränge und wir haben tatsächlich die Ambition, bis zum Ende des Jahrzehnts die gesamte Bestandsflotte umzurüsten: das war richtig. Wo wir alle noch lernen müssen, ist beim Thema Softwareintegration. Eine weitere Dimension war die Komplexität der Musterintegration. Das muss man ehrlich sagen. Das haben auch nicht nur wir in Teilen vielleicht ein wenig unterschätzt, sondern die Industrie eben auch. Das gab es noch nie, dass die Industrie sämtliche Plattformen der Landstreitkräfte mehr oder weniger zeitgleich musterintegrieren musste.
Bis 2027 sollen 16.000 Fahrzeuge auf digitale Technik umgerüstet werden. Klappt das?
Freuding: Das ist das Ziel. Das hat uns die Industrie auch zugesichert, dass wir bis Ende 2027 die Division 25 ausgerüstet bekommen. Und daran werden wir die Industrie auch messen.
Welche Bedeutung hat digitale Technik für die Streitkräfte im 21. Jahrhundert?
Freuding: Das kann ich in einem Wort zusammenfassen: kriegsentscheidend.
von Redaktion der Bundeswehr