Doch was heißt das genau? Das Versorgungsbataillon umfasst rund 1.400 Soldatinnen und Soldaten und verfügt über alle logistischen Fähigkeiten, um Nachschub, Transport, Materialerhaltung und Instandsetzung sicherzustellen. Damit unterstützt es die mehr als 5.500 Soldaten der Panzergrenadierbrigade, eines Kampfverbandes. Die Versorger transportieren von der Wasserflasche bis zum Kampfpanzer alles, was die Brigade im Gefecht benötigt. Zum Versorgungsbataillon gehören auch die Instandsetzer. Sie reparieren beschädigte Waffensysteme – wenn es sein muss auch direkt auf dem Schlachtfeld. In der Übung in Litauen geht es darum, die Verfahren und Versorgungsprozesse in realen Dimensionen zu proben. Das bedeutet etwa, Versorgungsfahrten von bis zu 60 Kilometern durchzuführen. Auch nutzen die Soldaten kein Internet. „Wir üben hier unter Einsatzbedingungen“, betont Kommandeur Sojka.
Bei der Versorgung unterscheidet der militärische Fachmann unterschiedliche „logistische Ebenen“. Das Bataillon erhält während der Übung selbst Nachschub aus der Ebene 2 – durch den Unterstützungsbereich der Bundeswehr etwa aus Depots in Deutschland. Diese Güter gibt das Versorgungsbataillon als Ebene 1 direkt an die kämpfenden Soldaten und Soldatinnen der Brigade weiter. Es ist also die Schnittstelle, die auch einen langen Einsatz der Kampfverbände sicherstellt.
Blue Box: Versorger werden versorgt
Mit Erreichen der Blue Box nahe Kaunas endet die erste Phase der Übung. Eine Blue Box ist eine logistische Anlaufstelle oder eine temporäre Infrastruktur zur Unterstützung und Versorgung von Truppen während Verlegungen und Einsätzen. Sie dient als Sammelpunkt, um Material und Personal effizient zu organisieren und für den Weitertransport oder den Einsatz vorzubereiten. Dort greifen die logistischen Ebenen ineinander: Die Logistikbataillone 163 und 171 des Unterstützungsbereich beliefern erstmals das Versorgungsbataillon des Heeres im Einsatzland. Dieser Prozess wird als RSOMReception, Staging, Onward Movement, also Reception, Staging, Onward Movement bezeichnet.
„Hier versorgen wir uns nach dem Anmarsch aus Deutschland zunächst selbst. Wir machen uns wieder fit und legen die Grundlagen für unseren eigentlichen Auftrag“, beschreibt das ein Offizier. Diesen Auftrag nehmen die Soldatinnen und Soldaten dann umgehend in Angriff: Noch in der gleichen Nacht befiehlt der Kommandeur die Erkundung des künftigen Brigadeversorgungspunktes.
Das System Versorgung beginnt
Der entsteht etwa 100 Kilometer nordöstlich von Kaunas auf einem Flugfeld der litauischen Armee. Das Gelände ist ideal: befestigte Straßen für schwere Lkw, u-förmige Erdwälle als Schutz. Alte Shelter für Kampfflugzeuge dienen nun als Instandsetzungsbereiche, in denen selbst komplette Panzertriebwerke gewechselt werden können.
Das Areal misst fast sechs Quadratkilometer – eine logistische Drehscheibe mit Hunderttausenden Schüssen Munition und Tausenden Litern Kraftstoff. „Wir sind flexibel an die Kampftruppe und die Gefechtsführung gebunden. Ändert sich das Gefecht, verlegen wir auch den Brigadeversorgungspunkt. Das muss dann schnell gehen“, erklärt ein Kompaniechef.
Versorgung bei Grand Eagle im Bild
Hier arbeiten die Soldatinnen und Soldaten des Versorgungsbataillons rund um die Uhr, um zwei logistische Hauptaufgaben sicherzustellen, wie ein Kompaniechef erklärt: „Zum einen läuft die Versorgung von hier in Richtung Kampftruppe. Über lange Transportwege werden die Versorgungsgüter nahe am Gefecht an die kleineren Versorgungseinheiten der Kampfverbände übergeben. So erreicht beispielsweise die Munition direkt den Panzer. Die Versorgung mit Munition ist eine unserer wichtigsten Aufgaben.“
Auch die Instandsetzung von Schadmaterial folgt klaren Regeln. Maximal sechs Stunden haben die Instandsetzer, um beschädigte Fahrzeuge zu reparieren. Wird es aufwendiger, muss das Material in eine andere Instandsetzungseinheit, meist auf einer höheren logistischen Ebene weiter hinten, verlegt werden. „Das hat mit unserer Flexibilität zu tun“, so der Kompaniechef. „Wir sind flexibel an die Kampftruppe und deren Gefechtsführung gebunden.“
Parallel dazu nimmt das Bataillon selbst kontinuierlich Versorgungsgüter und Ersatzteile auf. Nach dem Zuführungsprinzip wird es aus der nächsthöheren logistischen Ebene versorgt und hält diese Güter im Brigadeversorgungspunkt bereit. Ziel ist es, die kämpfende Truppe jederzeit einsatzfähig zu halten. Dafür sind die Transportfahrzeuge des Bataillons ohne Unterbrechung auf den Straßen Litauens unterwegs.
von
René Hinz