Logistikübung Brave Blue: Aufmunitioniert für Grand Eagle
Übung- Datum:
- Ort:
- Litauen
- Lesedauer:
- 4 MIN
Die Übungsserie Quadriga 2025 ist mitten in Litauen angekommen. Auf dem Weg in ihren Einsatzraum bei der Teilübung Grand Eagle durchlaufen die Soldatinnen und Soldaten des Aufklärungsbataillons 13 mit ihren Gefechtsfahrzeugen eine sogenannte Blue Box. Diese wird von den Logistikbataillonen 163 RSOMReception, Staging, Onward Movement und 171 betrieben. Hier trifft die Heeresübung auf die Logistikübung Brave Blue.
„Auf geht’s, Männer! Wir empfangen jetzt unsere Munition“, ruft Stabsfeldwebel Nico F. vom Dach seines Spähwagens Fennek. Rasch schwingt er sich über die Motorhaube nach unten und steht schon neben seinen Männern: Unteroffizier Eric P., dem Kraftfahrer, und Oberstabsgefreiter Jeremy I., dem Systembediener – früher Richtschütze genannt.
Die Besatzung gehört zur 2. Kompanie des Aufklärungsbataillons 13. Im Landmarsch über Polen sind sie in Litauen angekommen, um an der Teilübung Grand Eagle der Übungsserie Quadriga 2025 teilzunehmen. Gemeinsam macht sich die Fennek-Besatzung auf ans Ende ihres Marschbands. Dort verteilt der Materialbewirtschaftungsfeldwebel ihrer Kompanie Munition an alle Besatzungen der Gefechtsfahrzeuge.
Rückblick – etwa vier Stunden zuvor: Nico F.s Fennek kommt eine sandige, mit Schlaglöchern übersäte Straße entlanggefahren und drosselt die Geschwindigkeit. Das hochmoderne Gefechtsfahrzeug hält an Stelle zwei seiner Marschteileinheit, der MTE 3, an einem Meldepunkt des Logistikbataillons 163 RSOMReception, Staging, Onward Movement. Gemeinsam mit einer Nachschubkompanie des Logistikbataillons 171 soll es Nico F. und seine Kameraden versorgen. Die Logistikprofis des Unterstützungsbereichs haben dafür auf einem stillgelegten Flugplatz eine Blue Box eingerichtet. In einer Blue Box findet die sogenannte Erstversorgung statt. Hier erhalten Kampfverbände kurz vor ihrem Eintreffen im zugewiesenen Einsatzraum alles, was sie brauchen, um sieben Tage im Kampf durchzuhalten:
Wenn die Versorgungsraten aufgebraucht sind, ist die Dauerschleife des Nachschubs – Logistik-Sprech dafür ist Folgeversorgung – längst angelaufen. Jeden Tag bringen dann mobile Logistiktruppen eine Versorgungsrate zum Versorgungsbataillon, das wiederum die Kräfte seiner Brigade versorgt. Aber das ist eine andere Geschichte.
Nachdem Nico F.s Kompaniechefin alle nötigen Informationen erhalten hat, setzt sich die MTE 3 wieder in Bewegung. Dank der Ausschilderung findet Kraftfahrer Eric P. leicht den Weg zu den Straßentankwagen, an denen der Fennek mit Diesel aufgetankt werden kann. „Wir können im Straßenmarsch etwa 800 bis 900 Kilometer weit kommen“, erklärt Nico F. mit lauter Stimme, die den Lärm der mobilen Tankstelle locker übertönt. „Seit dem Abmarsch in Gotha vor vier Tagen sind wir schon 1.400 Kilometer unterwegs. Mit dieser Tankfüllung sollten wir jetzt fast die ganze Übung auskommen.“ Wenn Nico F. das sagt, wird es stimmen. Immerhin ist er seit 2007 Kommandant in der Aufklärungstruppe, brennt für seinen Auftrag und kennt jeden Winkel und jede Macke seines Fenneks.
In wenigen Minuten ist der Fennek betankt und Nico F.s Team fährt weiter zur nächsten Position: dem Sammelraum vor der eigentlichen Blue Box. 34 Container hat Oberstabsgefreiter Christian O. vom Logistikbataillon 171 mit seinem Containerstapler Orion auf einer Versorgungsstraße aufgebaut – 16 in „Lane Alpha“, 18 in „Lane Bravo“.
Früher landeten und starteten hier sowjetische Kampfjets, heute ist die nicht mehr genutzte Landebahn während der Übung Brave Blue ein Beleg dafür, dass Deutschland bereit ist, die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke in Litauen gegen jede Aggression zu verteidigen. Je mehr die komplexe Logistik für die Bündnisverteidigung geübt wird, desto glaubwürdiger wird die beabsichtigte Abschreckung. Auch Nico F. meint: „Nur dank der Unterstützer hier können wir unseren Auftrag erfüllen – sei es hier bei der Übungsserie Quadriga, oder wenn es richtig ernst wird.“
Der Aufklärer hat einen ganz besonderen Bezug zum nötigen Kampfvorrat: „Wir werden ja hinter den feindlichen Linien eingesetzt, da können wir nicht versorgt werden. Wenn uns das Wasser ausgeht oder der Sprit knapp wird, gibt’s nur zwei Möglichkeiten: ab zurück hinter die eigenen Linien oder warten, bis unsere Kräfte uns überrollen, also Stellungen vor uns einnehmen und wir wieder in selbst gehaltenem Gebiet sind.“ Umso genauer prüft die Besatzung die Einpersonenpackungen, das Wasser und die anderen Versorgungsgüter, die sie direkt in der Versorgungsstraße unter die Fronthaube und ins Innere ihres Fenneks wuchten.
Zurück zum Anfang, zur Munitionsausgabe. Zwei Munitionskisten trägt Nico F.s Besatzung, während die Sonne nach einem warmen Tag etwas an Kraft verliert, um später hinter den Baumwipfeln der Wälder Litauens unterzugehen. Das Team kann nun mit dem MG5, dem Maschinengewehr auf dem Dach des Spähfahrzeugs, und den G36 kämpfen – auch wenn sie dem Gefecht als Aufklärer möglichst unerkannt aus dem Weg gehen wollen. „Dank der Blue Box der Logistiker aus dem Unterstützungsbereich sind wir jetzt combat ready“, sagt Nico F. zum Abschied.
Sein Fennek hat jetzt eine neue Position. Über Nacht haben die Aufklärer ihre Marscheinheiten umgegliedert. Von nun an geht es in der Gefechtsgliederung weiter in den Verfügungsraum. Das heißt Nico F.s Fennek ist mit einem zweiten zum Spähtrupp formiert. Den Fennek vor ihm wird er die nächsten Tage dauerhaft sehen, denn auf der Übung werden die Aufträge im Duo erfüllt.
Die Unterstützungskräfte unter der Führung des Logistikregiments 1 haben das ganze Aufklärungsbataillon für seinen Auftrag ausgerüstet. Mit Grand Eagle, der Schwerpunktübung von Quadriga in der Dimension Land, senden sie und die ganze Panzergrenadierbrigade 37 ein deutliches Abschreckungssignal: Sie sind bereit, schnell nach Litauen zu verlegen und NATONorth Atlantic Treaty Organization-Territorium zu verteidigen.