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Drehscheibe Deutschland

Verstärkungskräfte üben den Weg ins Baltikum

Die Fähigkeit zur schnellen Verlegung ist ein wesentlicher Bestandteil wirksamer Abschreckung. Denn im Ernstfall müssen Soldatinnen und Soldaten mit ihrer Ausrüstung und ihren Waffensystemen so schnell wie möglich verteidigungsbereit in ihrer Einsatzregion sein.

Mehrere Fahrzeuge sind auf Eisenbahnwagen verladen

Bundeswehr/Anne Weinrich

So läuft eine Verlegung in Deutschland ab

Wenn NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnispartner im Ostseeraum Unterstützung benötigen, müssen Verstärkungskräfte schnell verlegt werden können – auf Straße, Schiene und dem Seeweg. Verlegungen an die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke werden regelmäßig von der Bundeswehr und ihren multinationalen Partnern geübt, so auch bei der Übung National Guardian. Deutschland kommt hier eine zentrale Bedeutung als Drehscheibe für Truppenverlegungen nach und durch Europa zu. Der Seehafen Rostock nimmt dabei eine Schlüsselfunktion ein – für deutsche und multinationale Truppen. Hierbei arbeiten Bundeswehr, Hafenbetreiber und Blaulichtorganisationen wie Landespolizei und Technisches Hilfswerk eng zusammen. Die Reservistendienstleistenden im Heimatschutz der Bundeswehr übernehmen dabei Wach- und Sicherungsaufgaben. So läuft eine Verlegung in Deutschland ab.

01

Der Aufmarsch

Mehrere Kampfpanzer Leopard 2 sind auf die Bahnwaggons aufgefahren

Eine Kompanie des Panzerbataillons 104 aus Pfreimd in Bayern ist auf dem Weg nach Litauen. Der Auftrag: Unter Führung der Panzerbrigade 12 werden die Soldatinnen und Soldaten mit den litauischen Streitkräften das gemeinsame Gefecht zur Verteidigung des Bündnisgebietes üben. Die Verlegung ist dabei Bestandteil der Übung: Denn nur wenn militärische Kräfte bei einem Konflikt zeitgerecht, voll ausgerüstet und kampffähig bereitstehen, kann Abschreckung glaubwürdig und Verteidigung wirksam sein.

Der Aufmarsch in Deutschland ist der erste Schritt. Auf der Schiene werden die Gefechtsfahrzeuge des Bataillons zum Seehafen Rostock transportiert. Von dort aus geht es mit der Roll-on/Roll-off-Fähre weiter nach Litauen, die strategische Verlegung in den Übungsraum im Baltikum.

Die Truppe fährt ihre Panzer selbst zum Verladebahnhof. Auch die Verladung auf die Bahnwaggons übernehmen die Soldatinnen und Soldaten selbst – Millimeterarbeit. Spezielle Logistikkräfte werden hierfür nicht benötigt. Denn jede Einheit der Bundeswehr hat die Fähigkeit, sich selbst per Bahn zu verlegen. Der Bahntransport erfolgt heute jedoch ohne Kräfte der Panzertruppe. Die Soldatinnen und Soldaten übernehmen ihre Gefechtsfahrzeuge erst wieder, wenn sie in Litauen angekommen sind. Gesichert wird die Verladung von Heimatschutzkräften des Heimatschutzregiments 1. 
 

02

Umschlagpunkt Seehafen

Mehrere Fahrzeuge sind auf Eisenbahnwagen verladen

Bundeswehr/Anne Weinrich

Etwa 20 Stunden später erreichen die Panzer den Seehafen Rostock. In den nächsten Stunden und Tagen werden noch weitere Gefechtsfahrzeuge der Bundeswehr per Bahn ankommen: insgesamt rund 160 verschiedene Kampf-, Schützen- und Transportpanzer, Panzerhaubitzen, Minenräumpanzer, Bundeswehr-Lastwagen und mehr.

Die 7. Kompanie des Logistikbataillons 171 „Sachsen-Anhalt“ aus Burg – eine von zwei Hafenumschlagkompanien der Bundeswehr – übernimmt den Umschlag der Waffensysteme und Fahrzeuge. Der Umschlag umfasst die Bahnentladung, die Überführung zur Vorstaufläche, auf der die Fahrzeuge für die Fährverladung bereitgestellt werden, und die Fährverladung selbst.

Die Herausforderung: Panzer sind keine Pkw. Nahezu jedes Fahrzeug benötigt einen anderen Führerschein. Jedoch kein Problem für die 30 Frauen und Männer des eingesetzten Zugs der Hafenumschlagkompanie. Gemeinsam können sie alles bewegen, was auf Straße und Schiene ankommt. 
 

03

Bewachen und Sichern

Zwei Soldaten an einem Check Point am Eingang eines Seehafens

Bundeswehr/Anne Weinrich

Heimatschutzkräfte sichern den Teil des Seehafens, der für die Dauer des Umschlags als militärischer Sicherheitsbereich ausgewiesen ist. Betonblöcke und Stacheldraht begrenzen einen Checkpoint. Hauptaufgabe der Reservistendienstleistenden aus Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Hamburg und Brandenburg ist hier die Kontrolle aller Personen und Fahrzeuge, die die Vorstaufläche für die Gefechtsfahrzeuge betreten oder befahren wollen. Alle Fahrzeugtüren werden geöffnet. Motorraum und Kofferraum werden überprüft und mit Spiegeln Dach und Unterboden abgesucht. Personen werden abgetastet. Erst dann wird der Zutritt gestattet.

Zugleich laufen die Soldatinnen und Soldaten permanent Streife entlang des Außenzauns des Geländes. Entdecken sie verdächtige Personen oder Fahrzeuge außerhalb des militärischen Sicherheitsbereichs, melden sie dies umgehend in den Gefechtsstand, der Verbindung mit der zivilen Polizei aufnimmt. Sie übernimmt die Aufklärung des Sachverhalts. Innerhalb des militärischen Sicherheitsbereichs alarmieren die Heimatschutzkräfte die Feldjägertruppe.

04

Spionage aus der Luft

Zwei Soldaten mit einem Drohnenabwehrgerät an einem Check Point

Bundeswehr/Anne Weinrich

Plötzlich schwirrt eine Drohne über den Köpfen der Heimatschutzkräfte am Checkpoint. Sofort werden die Personen- und Fahrzeugkontrollen eingestellt, die Fahrzeugschleuse gesperrt. Vorsorglich gehen die Soldatinnen und Soldaten in Deckung und sichern zugleich nach allen Seiten gegen eine mögliche Bedrohung. Denn Drohnen können nicht nur zum Ausspähen genutzt, sondern auch als Kampfmittel eingesetzt werden.

Der Drohnenabwehrtrupp wird alarmiert, übernimmt die Steuerung der Drohne und erzwingt die Landung. Zeitgleich wird ein Hundeführer mit Kampfmittel-Spürhund gerufen. Erst wenn der Diensthund die Drohne abgespürt hat, wird Entwarnung gegeben: keine Gefahr. Die Drohne wird abgedeckt, um einen erneuten Start zu verhindern und an die Landespolizei übergeben. Die Kontrollen am Checkpoint gehen weiter.

05

Die Verladung

mehrere Fahrzeuge stehen im Hafen

Bundeswehr/Anne Weinrich

Liegt die Fähre im Hafen, muss es schnell gehen. Denn Liegezeiten sind teuer – und kurz. Auf der Vorstaufläche stehen die Gefechtsfahrzeuge sortenrein bereit zur Verladung. Denn die Logistikkräfte haben sie nicht einfach nur von den Bahnwaggons auf den Parkplatz gefahren, sondern in Reihen nach Fahrzeugtyp und Gewicht sortiert: Lkw, leichte Gefechtsfahrzeuge, schwere Gefechtsfahrzeuge und mehr.

Vom zivilen Vertragspartner hat der Kompanieeinsatzoffizier der Hafenumschlagkompanie eine Stauliste erhalten. Nach Gewichtsklassen sortiert, auf Unter- und Oberdeck aufgeteilt, plant er nun aus: Was muss wohin? Wer fährt es dahin? Und wie schnell müssen die Soldatinnen und Soldaten wieder zurück auf der Vorstaufläche sein, um das nächste Fahrzeug zu übernehmen? Und nicht zuletzt: Wie müssen die Fahrzeuge stehen, um im Zielhafen möglichst schnell wieder entladen zu werden, ohne Rangieren oder gar Wenden?

Da auch die Fähigkeiten der Soldatinnen und Soldaten der Hafenumschlagkompanie zum Nadelöhr werden können – nicht jeder kann alles fahren – müssen Ladeplan und Ladeplanung so passgenau wie möglich koordiniert werden. 

06

Sabotage von See

Mehrere Soldaten, einer davon mit Diensthund, halten einen Eindringling fest, um ihn an die Polizei zu übergeben

Bundeswehr/Anne Weinrich

Auch die Kaimauer behalten die Heimatschutzkräfte laufend im Blick. Denn während der Verladung der Gefechtsfahrzeuge sind auch die Abstell- und Rangierflächen vor der Laderampe militärischer Sicherheitsbereich. Ohne Personenkontrolle darf dieser nicht betreten werden.

Auf dem Wasser sichern zusätzlich Einsatzkräfte der Marine den Bereich des Roll-on/Roll-off-Schiffes. Da gerät ein ziviles Boot scheinbar unbeabsichtigt zu nah an die Fähre. Doch während die Marinesoldatinnen und -soldaten das Boot an der Weiterfahrt hindern und Verbindung aufnehmen, nähert sich aus einer anderen Richtung schnell ein weiteres Boot. Ein Mann erklimmt die Kaimauer, verhält sich verdächtig – ein Sabotageversuch?

Auf Ansprache versucht der Eindringling zu fliehen. Die Sicherungssoldatinnen und -soldaten verhindern die Flucht und nehmen den Verdächtigen vorläufig fest, bis er der zivilen Polizei übergeben und befragt werden kann. Die Verladung, die während des Vorfalls unterbrochen worden ist, wird wieder aufgenommen.

07

Die strategische Verlegung

Auf eine Fähre werden Fahrzeuge der Bundeswehr verladen.

Anne Weinrich/Bundeswehr

Sechs Stunden, nachdem die Fähre im Seehafen Rostock angelegt hat, schließt sich die Laderampe. Der Aufmarsch ist beendet, die strategische Verlegung nach Litauen beginnt. Die Soldatinnen und Soldaten des Panzerbataillons werden ihre Fahrzeuge im Zielhafen entgegennehmen und auf den litauischen Übungsplatz Pabradė verlegen – bereit für ihren weiteren Auftrag an der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke.

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