
Role2Sea
Im August stehen die Männer und Frauen des Rettungszentrums See an Bord der „Frankfurt am Main“ vor ganz besonderen Herausforderungen.
Im August stehen die Männer und Frauen des Rettungszentrums See an Bord der „Frankfurt am Main“ vor ganz besonderen Herausforderungen.
Die sanitätsdienstliche Unterstützung ist ein unverzichtbares Element aller maritimen Einsätze, unabhängig von deren Intensität. Sie stellt die Einsatzbereitschaft und -fähigkeit nationaler sowie multinationaler Streitkräfte sicher. Wesentliche Grundlagen sind dabei die Einteilung in Behandlungsebenen – die sogenannten Roles – und die Aufrechterhaltung der Rettungskette. Für beides gibt es NATONorth Atlantic Treaty Organization-Standards. Diese Strukturen ermöglichen ein gemeinsames Verständnis und die Anwendung einheitlicher Standards im multinationalen Kontext. Die Behandlungsebenen sind folgendermaßen definiert:
Das Rettungszentrum See erfüllt die Anforderungen einer Role 2. Es wird auch als integriertes Marineeinsatzrettungszentrum (iMERZMarineeinsatzrettungszentrum) bezeichnet und ist fest verbauter Bestandteil des Einsatzgruppenversorgers „Frankfurt am Main“. Das Rettungszentrum See besteht unter anderem aus zwei OP-Räumen, einer Bettenstation mit 43 Betten, Röntgen- und Laborkapazitäten sowie einer Zahnstation mit Zahnlabor. Rund 45 Soldatinnen und Soldaten leisten Dienst im Rettungszentrum. Sie werden für den Ernstfall umfassend geschult.
Hierzu führt die Marine während der Übungsserie Quadriga 2025 die Übung Role2Sea 2025 durch. Dabei wird die seegestützte Role-2-Versorgung im Rettungszentrum See im Übungsgebiet der westlichen Ostsee realitätsnah erprobt. Zunächst wird die Rettungskette auf See (Role 1 und 2) geprobt. Danach werden „verwundete“ Personen zur weiteren medizinischen Versorgung von See aufs Land (Role 2, 3 und 4) gebracht. Das erfolgt teils auch per Lufttransport.
Die Übung umfasst ein breites Spektrum potenzieller Notfallsituationen. Dazu zählen die Erstversorgung an Bord, weiterführende chirurgische Maßnahmen sowie die Organisation des Transports schwerverletzter Personen zu spezialisierten Einrichtungen an Land. Im Vordergrund steht die enge Zusammenarbeit zwischen Schiffsbesatzung, dem eingeschifften medizinischen Fachpersonal und zivilen Rettungskräften. Der Einsatz moderner Medizintechnik, standardisierter Abläufe und regelmäßiger Trainings gewährleistet, dass im Ernstfall eine optimale Versorgung sichergestellt ist. Die Übung Role2Sea trägt somit entscheidend dazu bei, die Marine auf sämtliche Eventualitäten im maritimen Einsatz vorzubereiten und eine reibungslose Zusammenarbeit mit zivilen Strukturen zu gewährleisten.
Während der Übung werden verschiedene Aspekte intensiv geübt. Dazu zählen die Erstellung eines umfassenden sanitätsdienstlichen Lagebilds sowie der Aufbau und Betrieb interner und externer Informations- und Kommunikationsstrukturen. Die notwendige Personalstärke und der Materialbedarf werden ebenso überprüft wie die organisatorischen Abläufe und Verfahren. Hierzu gehören die rechtzeitige Aktivierung des Personals im Rettungszentrum See sowie die Einschleusung von Verwundeten an Bord mittels Boot oder Helikopter. Die Steuerung der verwundeten Personen innerhalb der verschiedenen Funktionsbereiche, die Ausschleusung der versorgten Personen per Hubschrauber sowie die Durchführung von Tactical Aeromedical Evacuation – also die Verlegung in zivile Gesundheitseinrichtungen durch Hubschrauber der Marine, des Heeres oder der Bundespolizei – sind Kernelemente des Szenarios.
Eines der Übungsziele ist die Überprüfung der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit. Dabei wird die Übergabe der Verwundeten von Bord der „Frankfurt am Main“ an Kräfte des zivilen Rettungssystems in Rostock geübt. Am 25. August 2025 wird die „Frankfurt am Main“ hierzu im Marinearsenal Rostock festmachen. Dann übernimmt die Berufsfeuerwehr Rostock und transportiert die Verwundeten mittels Rettungswagen in die Universitätsklinik Rostock sowie ins Klinikum Südstadt. Dort erfolgen eine erneute
Abschließend wird auch das Patientenoutcome, also die Qualität und Quantität der medizinischen Versorgung, analysiert. Flugbetrieb und Bootseinsätze runden das Übungsspektrum ab und stellen sicher, dass alle Abläufe optimal ineinandergreifen.
Während der Kernphase der Übung, vom 22. bis 26. August, wird ein Unfall auf dem Hohlstablenkboot „Pegnitz“ und dem Tender „Werra“ simuliert. Anschließend werden 30 „Verwundete“ auf den Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ überführt, wo sie teils operiert werden müssen. Das medizinische Personal im Rettungszentrum See muss während der Übung die Verwundeten ständig versorgen und ihre Behandlung bei Bedarf neu priorisieren. Sollte eine verwundete Person deshalb in die höheren Behandlungskategorien Role 3 oder Role 4 fallen, wird sie unverzüglich in ein ziviles Krankenhaus ausgeschifft. Dabei unterstützt unter anderem die Search-and-Rescue-Leitstelle im niedersächsischen Nordholz.