Heer
Übung Wolpertinger

Plötzlich werden die Aufklärer beschossen

Plötzlich werden die Aufklärer beschossen

Datum:
Ort:
Freyung
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Feindliches Gewehrfeuer prasselt plötzlich auf die Aufklärer ein. „Deckung und Feuer erwidern“, befiehlt der Spähtruppführer. Mit der Übung Wolpertinger bereitet sich die 4. Kompanie des Aufklärungsbataillons 8 aus Freyung auf ihren Einsatz in Litauen ab Juli 2020 vor. Sie ist dann Teil der von Deutschland geführten NATONorth Atlantic Treaty Organization enhanced Forward Presence Battlegroup.

Bewaffnete Soldaten schauen aus den Luken eines Radpanzers und schießen. Mündungsfeuer ist zu sehen.

Der Spähtrupp wird von Feindkräften beschossen und erwidert das Feuer

Bundeswehr/Carl Schulze



Der Name der Übung Wolpertinger geht auf ein bayerisches Fabelwesen zurück. Der Wolpertinger wird häufig als Eichhörnchen mit Entenschnabel oder als Hase mit Entenflügeln beschrieben. Kein Mensch hat ihn je gesehen. Genauso unsichtbar sollten Aufklärer bei ihrer Arbeit sein.

10.35 Uhr, Raum Freyung in Bayern. Immer wieder hält der aus vier Soldaten bestehende abgesessene leichte Spähtrupp an. Aufmerksam beobachten die Aufklärer dabei jedes Mal die Umgebung, suchen im Unterholz und an Waldrändern nach Anzeichen für die Anwesenheit feindlicher Soldaten. Schlecht getarnte Stellungen, hastige Bewegungen, der Schein eines Feuers oder aufsteigender Zigarettenrauch, das alles könnte auf den Feind hindeuten. Dass der Sonnenschein immer wieder von Regen und Schneefall unterbrochen wird, macht die Aufgabe Feindkräfte zu erkennen, nicht leichter.

Beobachtungsobjekt Brücke

Ein Soldat mit Marschgepäck schaut in einem Wald durch ein Fernglas.

Ein Aufklärer erkundet zu Fuß, also abgesessen, die Lage, um Erkenntnisse über den Gegner zu sammeln

Bundeswehr/Carl Schulze

Ihr Ziel: die einzige Brücke in der Umgebung. Der Auftrag: Die Aufklärer sollen herausfinden, ob die Brücke feindfrei ist und von den eigenen Teilen des Verbandes genutzt werden kann. Sie sollen erkunden, ob der Übergang des Baches von den ausweichenden Gegnern sabotiert wurde oder sogar noch von Sicherungskräften überwacht wird. Doch auf den ersten Blick deutet nichts auf Gegenwehr hin.

Kurz vor der Brücke teilt sich der Trupp. Die Soldaten der beiden Teams tauschen flüsternd letzte Details aus. Während ein Team das andere beim weiteren Vorgehen sichert und das vor ihm liegende Gelände überwacht, macht sich das andere in Richtung Brücke auf. Erst auf den letzten Metern müssen die Soldaten ihre Deckung aufgeben. Nun sind sie von allen Seiten zu sehen. Jetzt zeigt sich, was die Soldaten aus den vorherigen Übungen gelernt haben. Mit geschulten Blicken wird das Holzgestell der Brücke kontrolliert. Von oben bis unten. Jeder Hinweis könnte wichtig sein. Aber auch hier, keine Anzeichen des Gegners.

Angriff auf den Spähtrupp

Ein Soldat wirft einen hellgrünen Nebeltopf. Im Gelände dahinter liegt Schnee.

Ein abgesessener Aufklärer wirft eine Nebelgranate. Hinter der Nebelwand können er und seine Kameraden weichen, ohne dass der Feind sie sieht.

Bundeswehr/Carl Schulze

Währenddessen lässt der Spähzugführer eines seiner Fahrzeuge, einen Transportpanzer Fuchs, bis auf Sichtweite an die Brücke heranfahren. „Ihr dürft nie die Waffenwirkung und den Panzerschutz vernachlässigen“, hatte der Ausbilder noch vor Übungsbeginn mahnend angemerkt. Wie wichtig dieser Hinweis ist, wird kurz darauf deutlich, als die Soldaten die Brücke überqueren. Feindliches Gewehrfeuer prasselt plötzlich auf die Aufklärer ein. „Deckung und Feuer erwidern“, befiehlt der Spähtruppführer. Dann setzt er einen Funkspruch an den Zugführer ab: „Wir stehen im Feuerkampf, benötigen Unterstützung.“ Die Situation ist unübersichtlich. Wo ist der Feind? Wie kommen die Soldaten hier wieder raus? Die Aufklärer werfen Nebelgranaten, um sich den feindlichen Blicken zu entziehen. Im Schutz der schnell entstehenden Nebelwand weichen sie über die Brücke aus.

Ausweichen und sichern

Ein Radpanzer fährt rasant auf einem Waldweg. Aus einer Luke hält ein Soldat eine Waffe im Anschlag.

Aufklärer erwidern das Feuer des Feindes vom Transportpanzer Fuchs aus

Bundeswehr/Carl Schulze



Laute Motorengeräusch kündigen an, das Verstärkung auf dem Weg ist. Sekunden später haben die drei Transportpanzer des Spähtrupps Stellungen im Bereich der Brücke bezogen, nehmen die feindlichen Stellungen mit ihren Maschinengewehren unter Feuer. Im Schutz des Deckungsfeuers gelingt es den abgesessenen Soldaten, zu den Fahrzeugen zu gelangen. Die Hecktüren öffnen sich und die Aufklärer steigen in das schützende Fahrzeug. Sofort befiehlt der Spähzugführer das Ausweichen. Unter gegenseitiger Sicherung und mit Feuer lösen sich die Aufklärungskräfte vom Feind.

„Panzerschutz entscheidet über Leben und Tod“

Ein Soldat steht vor einem Fahrzeug, er gestikuliert. Vor ihm stehen mehrere Soldaten und hören zu.

„Gut gemacht“, lobt Oberstabsfeldwebel Peter Krückl in einer Auswertung die Soldaten und erklärt, was noch verbessert werden kann

Bundeswehr/Carl Schulze

„Übungsunterbrechung!“ Die Soldaten des  Spähtrupps sammeln sich in einiger Entfernung von der Brücke zu einer kurzen Nachbesprechung. „Gut gemacht“, lobt Oberstabsfeldwebel Peter Krückl. Er war jahrzehntelang im Aufklärungsgeschäft tätig ist und zu Zeiten des Kalten Krieges in der Landes- und Bündnisverteidigung ausgebildet worden. Nach Dienstzeiten als Schwerer und Leichter Aufklärer, als Luftlandeaufklärer und Spähzugführer ist Krückl heute der Kompaniefeldwebel der 4. Kompanie des Aufklärungsbataillons 8. Bei Übungen gibt er als Ausbilder seinen reichen Erfahrungsschatz an jüngere Kameraden weiter. „Ich denke, Ihr habt jetzt verstanden, dass der schnelle Einsatz der Transportpanzer zur Unterstützung der abgesessenen Aufklärungskräfte für diese lebenswichtig sein kann. Wenn es brutal wird, entscheidet Panzerschutz und Feuerkraft über Leben und Tod.“

Keine Zeit auszuruhen

Ein Soldat glättet mit einem Spaten die Erde, die ein Radpanzer aufgewühlt hat.

Nachdem die Fahrzeuge des Spähtrupps ihren Beobachtungspunkt bezogen haben, werden verräterische Spuren beseitigt

Bundeswehr/Carl Schulze

Direkt nach der Besprechung wird die Übung fortgesetzt. Zeit zum Ausruhen bleibt nicht. In den nächsten Tagen werden die leichten Spähtrupps unter anderem trainieren, wie sie sich verhalten, wenn sie in einen Hinterhalt geraten, wie Objekte überwacht und Beobachtungsverstecke betrieben werden. Dabei wird ihnen Krückl die ganze Zeit über die Schulter schauen, um sie bestmöglich für ihren Einsatz in Litauen vorzubereiten.

Außer den leichten Spähkräften nahmen an der Übung Wolpertinger I auch die Radaraufklärungskräfte der Kompanie, der mit dem Aufklärungssystem KZOKleinfluggerät für Zielortung ausgestattete Zug und der Kompaniegefechtsstand teil. Direkt an die einwöchige Übung schließt eine weitere Übungswoche des Bataillons mit Wolpertinger II an. Hier sollen nicht nur die einzelnen Teilfähigkeiten der 4. Kompanie trainiert werden, sondern das Zusammenspiel aller Komponenten der Einheit.


von Alexander Blöchl und Carl Schulze

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

mehr lesen