Heer
NATO-Manöver

Gebirgsjäger bei Cold Response 2022

Gebirgsjäger bei Cold Response 2022

Datum:
Ort:
Norwegen
Lesedauer:
3 MIN

Seit mehr als drei Wochen befinden sich die Soldatinnen und Soldaten des Gebirgsjägerbataillons 232 im hohen Norden Norwegens in der Nähe von Bardufoss, 2.400 Kilometer von Berchtesgaden entfernt. Die Vorbereitung auf die multinationale NATO-Übung Cold Response 2022 sind abgeschlossen und die Kräfte voll einsatzbereit. Das Manöver beginnt.

Soldaten liegen mit Gewehren im Anschlag im Schnee.

Bereits vor Beginn der NATO-Übung Cold Response trainieren die Soldaten der 4. Kompanie des Gebirgsjägerbataillons 232 in Nordnorwegen bei einem Gefechtsschießen

Bundeswehr/Gebirgsjägerbataillon 231

Ziel von Cold Response ist es, die Zusammenarbeit mit den Militärpartnern an der Nordflanke der NATO und die eigenen Fähigkeiten für den Kampf unter arktischen Klimabedingungen zu verbessern. Soldatinnen und Soldaten aus 26 Nationen trainieren bei dem Großmanöver die Operationsarten Angriff, Verteidigung und Verzögerung entlang der norwegischen Küste und deren Gebirgszügen. Von deutscher Seite sind bei der Übung unter anderem die verstärkte 4. Kompanie des Gebirgsjägerbataillons 232 mit logistischer Unterstützung und Spezialisierten Kräften der Gebirgsjägerbrigade 23 dabei.

Nach mehr als vier Monaten Planungsphase und mehreren Erkundungen für die strategische Verlegung war es Ende Februar endlich soweit und die Struber Jager verlegten mit zwei Flugzeugen von Salzburg direkt nach Bardufoss. Die Ausrüstung war bereits mehrere Wochen und Tage zuvor mit der Bahn sowie Tiefladern nach Norwegen transportiert worden. Nach einer kurzen Eingewöhnung, bei der die Soldaten die Fahrzeuge, das Material und den persönlichen Bekleidungssatz auf Expeditionsniveau unter arktischen Bedingungen testeten, begann die erste Woche gleich mit einer Überlebensausbildung bei bis zu minus 15 Grad. Hier bewährte sich die Vorausbildung auf dem Gebirgsübungsplatz Reiteralpe in Bayern.

Multinationale Einbindung

Ein Militärtransportflugzeug steht auf einer vereisten Landebahn und wird entladen.

Vor Übungsbeginn bringt ein Transportflugzeug A400M der Luftwaffe Soldaten und ihr Material nach Nordnorwegen.

Bundeswehr/Gebirgsjägerbataillon 231

Die letzten zwei Wochen vor Beginn der NATO-Übung wurden für eine intensive Gefechtsausbildung auch im scharfen Schuss genutzt. Die Soldaten konnten in Deutschland Erlerntes unter zunehmend erschwerten Bedingungen anwenden. Der Kommandeur des Gebirgsjägerbataillons 232, Oberstleutnant Sebastian Becker, ist mit den Möglichkeiten in Norwegen insbesondere wegen der Größe des Übungsraumes und der multinationalen Einbindung sehr zufrieden. „Mit den nationalen und multinationalen Ausbildungen und Übungen in Norwegen gelingt es uns, unser Fähigkeitsprofil als Gebirgsjäger in schwierigem bis extremem Gelände, großen Höhen und unter extremen Wetterbedingungen auszubauen. Nur durch stetiges Training unter diesen Bedingungen können wir unseren hohen Einsatzwert erhalten. Wir sind damit überall einsetzbar und überall dort, wo besondere Fähigkeiten – gepaart mit Kohäsion, Kreativität und Improvisationstalent – gebraucht werden.“

Hierbei half, dass deutsche, italienische und norwegische Soldaten die Operation nach NATO-Prinzipien gemeinsam geplant hatten, um dies anschließend auf übergeordneter Ebene mit weiteren Partnernationen, wie zum Beispiel Schweden und Finnland, praktisch umzusetzen.

Übungsbedingungen sind gewinnbringend

Zwei Soldaten mit orangefarbenen Jacken heben mit einem Kran einen Motor aus einem Fahrzeug.

Gebirgslogistikkräfte heben mit einem Kran den Motor des Waffenträgers Wiesel aus dem Kettenfahrzeug, um ihn instand zu setzen

Bundeswehr/Gebirgsjägerbataillon 231

Während sich die Kampfkompanie auf das unmittelbar bevorstehende Manöver vorbereitete, waren die Soldaten der Versorgungs- und Unterstützungskompanie mit den praktischen Aufgaben im realen Leben beschäftigt. Die bataillonseigenen Köche sorgten bei Eis und Schnee für volle und warme Mägen. Mechaniker machten Fahrzeuge unter improvisierten Arbeitsbedingungen wieder einsatzbereit. Der logistische Stabsoffizier des Bataillons, Major Patrick Weckler, bewertet diese Übungsbedingungen als äußerst gewinnbringend. „Der Übungsraum Nordnorwegen stellt uns als Einsatzunterstützer vor einzigartige Herausforderungen, die in Deutschland so nicht vorkommen. Unsere eigenen Fähigkeiten und die hervorragende Zusammenarbeit mit den zivilen norwegischen Dienstleistern sowie die Kooperation mit den norwegischen Streitkräften auf Verbandsebene lassen uns diese mit Bravour bewältigen. Dafür sind wir hier, um im multinationalen Umfeld der Allianz stetig besser zu werden und das notwendige gegenseitige Vertrauen verlässlich aufzubauen. Nur so können wir auch unter Gefechtsbedingungen von Beginn an bestehen und realistisch zur Abschreckung der Verteidigungsallianz beitragen.“

Eintauchen in die taktische Lage 

Ein Soldat sitzt auf einem Kettenfahrzeug und beobachtet mit dem Fernglas das verschneite Gelände.

Der Waffenträger Wiesel wird in Norwegen zur Aufklärung und weitreichenden Abwehr eines gepanzerten Gegners genutzt

Bundeswehr/Gebirgsjägerbataillon 231

Nach der Eingewöhnungs- und Ausbildungsphase ging es zunehmend vom Leichten zum Schweren und die täglichen Koordinierungsbesprechungen mit den norwegischen Streitkräften verdichteten das Lagebild sowie die damit einhergehenden Planungen und Aufgaben für die Gebirgsjäger. Der Gefechtsraum ist taktisch erkundet, die Materialdepots, Marschstrecken und Versorgungsräume vorbereitet, um nun mit Übungsbeginn vollumfänglich in die taktische Lage einzutauchen. Die Soldatinnen und Soldaten des Gebirgsjägerbataillons 232 sind jetzt bereit, um mit dem Start der Live-Exercise in einem etwa 50 mal 60 Kilometer großen Übungsgebiet ihre Fähigkeiten mit den NATO-Partnern unter Beweis zu stellen.

von Sebastian Becker
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