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Kein Weg zu weit – für die Reserve

Kein Weg zu weit – für die Reserve

Datum:
Ort:
Veitshöchheim
Lesedauer:
6 MIN

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Er hat sicherlich eine der längsten Anreisen zur Bundeswehr: Leutnant der Reserve Michael Ballas wohnt nämlich in Schweden. Für seinen Reservistendienst tritt er regelmäßig die lange Reise nach Deutschland an – hier übt er bei der 10. Panzerdivision in Veitshöchheim in Bayern. Wir haben mit dem Presseoffizier gesprochen.

Ein Soldat mit schwarzem Barett steht mit verschränkten Armen vor einem Panzer

Leutnant der Reserve Michael Ballas hat seine militärische Heimat in Veitshöchheim in Bayern

Bundeswehr/Rebecca Schneider

Herr Leutnant, Ihr Wohnsitz ist eigentlich Schweden. Weshalb?

Leutnant Michael Ballas: Eigentlich war es nicht mein Plan, mit meiner Partnerin in Schwedisch-Lappland zu wohnen, sondern nur während der Sommer- und Wintersaison dort zu arbeiten. Wir betreiben eine Pension und ein Reiseunternehmen mitten in der Natur an einem See in der Nähe von Arjeplog. Der idyllische Ort, in dem wir wohnen, hat sechs Einwohner und heißt Björklund, was so viel wie „Birkenwäldchen“ bedeutet.

Doch dann kam die Corona-Pandemie: Meine Partnerin ist gebürtige Österreicherin und wir haben bis dato in Österreich gewohnt. Jedoch war ich selbst nie in Österreich gemeldet, sondern habe immer noch meinen Wohnsitz in Bayern, wo meine Eltern leben und wo ich auch aufgewachsen bin. Und dann waren auf einmal die Grenzen geschlossen und wir hatten Angst, dass wir uns nicht mehr sehen können. Kurz bevor die ganze Welt stillstand, sind wir „Hals über Kopf“ und viel früher als geplant, ins Auto gestiegen und 2.700 Kilometer nach Lappland zu unserer Pension gefahren. Es war alles so surreal.

In unserem kleinen Dorf Björklund angekommen, wurden wir dann in den kommenden Monaten so herzlich aufgenommen und auch in der ganzen Gemeinde Arjeplog waren die Menschen so hilfsbereit und offen, dass wir uns entschieden haben, dort zu bleiben. Wir sprechen mittlerweile auch gut Schwedisch und meine Freundin hat nun eine Vollzeitstelle als Apothekerin.

Beschreiben Sie kurz Ihren militärischen Werdegang. Wo sind Sie gestartet, wie ist Ihr Weg verlaufen? Warum haben Sie sich entschieden, die Reserveoffizierlaufbahn einzuschlagen?

Kurz nach dem Abitur bin ich am 1. Juli 2009 als Wehrpflichtiger zur Bundeswehr eingezogen worden. Ich wollte auch zur Bundeswehr und hatte vor, die Dienstzeit zu verlängern. Nach 13 Jahren Schulbank wollte ich einfach einmal etwas anderes erleben. Die Grundausbildung hat mir sehr gefallen. Ich habe auch damals mit dem Gedanken gespielt, mich zu verpflichten. Jedoch haben mich die damaligen Sparmaßnahmen und alles was damit zu tun hatte, so genervt, dass ich schnell den Gedanken wieder verworfen habe und mich für ein Duales Studium außerhalb der Bundeswehr entschieden habe.

Eine Erinnerung meiner Grundausbildung hatte ich jedoch immer im Hinterkopf: Während der ersten drei Monate bei der Bundeswehr hatten wir für ein paar Wochen einen Reserveoffizier als stellvertretenden Kompaniechef. In einem Gespräch hat er mich über die Möglichkeiten einer späteren Reservelaufbahn informiert und ich habe mir gedacht: „Wenn ich einmal nicht mehr grün hinter den Ohren bin, dann ist das die perfekte Laufbahn für mich und genau das, was ich mir für ein paar Monate im Jahr vorstellen könnte.“ Mit 25 Jahren und etwas mehr Lebenserfahrung habe ich mich dann für die Reserveoffizierlaufbahn beworben, das Auswahlverfahren bestanden und die Offiziersausbildung dann parallel zu meinem Masterstudium in Sport- und Eventmanagement absolviert.

Was machen Sie während Ihres Reservistendienstes? Wo sind Sie eingesetzt und als was?

Beordert bin ich bei der 10. Panzerdivision in Veitshöchheim, bei der ich mich sehr wohlfühle und die mittlerweile auch schon in gewisser Form zu meinem Leben dazugehört. Hier bin ich in der Pressestelle eingesetzt. Ich unterstütze nicht nur im Tagesgeschäft, sondern war auch bereits bei zwei Übungen mit dabei. Ich konnte sehr viele Eindrücke und Erfahrungen sammeln. Bis Mitte 2022 werde ich voraussichtlich zudem meine Lehrgänge zum Presseoffizier komplett abgeschlossen haben. Gern möchte ich auch Erfahrungen in einem Auslandseinsatz und bei weiteren Übungen im In- und Ausland sammeln.

Was machen Sie zivil und wie können Sie Ihre zivile Tätigkeit in den Dienstalltag einbringen?

Meine Freundin und ich betreiben eine Pension und ein dazugehöriges Reiseunternehmen in Schwedisch-Lappland. Wir bieten hauptsächlich einwöchige Touren an. Im Sommer sind das beispielsweise Wandern, Kanu fahren, Mountain biking, Huskytrekking und Angeln. Im Winter sind Aktivitäten wie Schneemobil Touren, Huskytouren, Schneeschuhwandern oder Skifahren bei uns möglich. Ich bin bei uns im Unternehmen für die komplette Vorbereitung, den Verkauf, die Planung und die Organisation der Touren zuständig. Hier gilt es, viele Dinge auf einmal unter einen Hut zu bekommen, ohne dabei den Überblick zu verlieren. Organisieren, viele Dinge parallel planen und dabei einen kühlen Kopf bewahren, ist eine meiner Stärken, die ich auch im Dienstalltag gut einbringen kann. Auch meine Erfahrungen im persönlichen Umgang mit vielen verschiedenen Ansprechpartnern, wie zum Beispiel Reiseveranstaltern, örtlichen Unternehmen und Einwohnern, Kooperationspartnern, Kunden oder staatlichen Einrichtungen, national wie international, helfen mir bei meinem Dienstalltag sehr. Denn auch in der Pressestelle der 10. Panzerdivision habe ich mit den unterschiedlichsten Personen zu tun, die alle bestimmte Vorstellungen und Ansprüche haben und mit denen ich richtig kommunizieren muss. Dazu zählen beispielsweise Vorgesetzte, Journalisten, TV-Teams, Politiker oder aber auch Soldaten aus anderen Abteilungen, Regionen, Nationen und Truppengattungen.

Wie muss ich mir Ihre Familienheimfahrten vorstellen?

Ein Soldat in Uniform mit Rucksack läuft durch den Mittelgang eines Zuges.

Seit Januar 2020 können Soldatinnen und Soldaten kostenlos Bahn fahren, wenn sie in Uniform reisen. Leutnant Michael Ballas nutzt diese Möglichkeit auch und hat positive Erfahrungen gemacht.

Bundeswehr/Jonas Weber

Während meines letzten Reservistendienstes hat meine Partnerin parallel zu mir an der Grenze zu Deutschland in Österreich gearbeitet. Da habe ich, wie viele andere Soldaten auch, das kostenfreie Bahnfahren in Uniform genutzt, zumindest innerhalb Deutschlands. Bisher konnte ich hier viele positive Erfahrungen sammeln. Ich finde es gut, dass die Bundeswehr sich wieder mehr in der Öffentlichkeit zeigt. Die Leute sind interessiert und mein Eindruck ist, dass wir dadurch auch eine gewisse Form von Sicherheitsgefühl bei der Bevölkerung erzeugen. Ansonsten plane ich meine Urlaubstage so, dass ich alle paar Wochen nach Schweden fliege, zum Beispiel für ein verlängertes Wochenende. Das klappt auch immer sehr gut. Dadurch, dass ich in der Pressestelle der 10. Panzerdivision arbeite, lässt sich das sehr flexibel lösen. Die Entfernung zu meiner Partnerin und unserer neuen Heimat ist manchmal natürlich hart für mich, aber ich freue mich jedes Mal, wenn ich meine Freundin wieder in die Arme schließen kann.

Warum haben Sie sich, trotz der sehr weiten Anreise, für regelmäßige Reservistendienste bei der Bundeswehr entschieden?

Das hat mehrere Gründe. Zum einen bin ich gern und aus Überzeugung Soldat. Obwohl ich zwar meinen Lebensmittelpunkt nicht mehr in Deutschland habe, ist das mein Geburts- und Heimatland, mit dem ich immer noch sehr verbunden bin. Mit meinen Übungen kann ich dem Land zumindest etwas zurückgeben, das dafür gesorgt hat, dass ich in Frieden aufgewachsen bin, ohne zu hungern, mit einer ärztlichen Versorgung und ohne Angst zu haben, an der nächsten Straßenecke ausgeraubt oder getötet zu werden. Ich bin auch bereit, Deutschland zu verteidigen, wenn es hart auf hart kommt. Zum anderen leben natürlich immer noch meine Familie und meine Freunde in Deutschland. Während der Übungen kann ich die Wochenenden nutzen, um sie zu besuchen. Ich wohne zwar weit entfernt, bin jedoch nicht aus der Welt. Ein weiterer, sehr wesentlicher Grund ist die Tätigkeit als Presseoffizier und die Möglichkeit, meine Übungen flexibel zu gestalten. Die Bundeswehr hat dabei sehr große Fortschritte gemacht und wenn man die organisatorischen Abläufe verstanden hat, läuft einiges viel leichter.

von Joachim Samse

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