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Wertvolle Erfahrungen bei Griffin Storm 2023 gesammelt

Wertvolle Erfahrungen bei Griffin Storm 2023 gesammelt

Datum:
Ort:
Pabrade
Lesedauer:
5 MIN

Die Übung Griffin Storm ist der Höhepunkt einer gesamten Übungsreihe, die Ende 2022 begann. Dabei übt die Panzergrenadierbrigade 41 „Vorpommern“ in ihrer derzeitigen NATO-Funktion als enhanced Vigilance Activity Brigade Litauen (eVAenhanced Vigilance Activities Brig LTU) den Einsatz in einem Szenario der Bündnisverteidigung. Es geht um die Verteidigung Litauens und des NATO-Gebietes gegen einen Angriff. Nun neigt sich die Großübung Griffin Storm dem Ende zu. Zeit für ein Zwischenfazit. 

Luftaufnahme: Zahlreiche Panzer und Soldaten stehen auf einem weiten sandigen Feld wohl geordnet.

Bei der Großübung Griffin Storm nutzt die deutsche und die litauische Truppe das weite Übungsgelände bei Pabradė für die gemeinsame Ausbildung und Übung

Bundeswehr/Holger Schmidt

Es ist 9 Uhr Ortszeit auf dem litauischen Truppenübungsplatz Pabradė. Die Temperaturen liegen bereits jenseits der 25 Grad. Der heutige Tag wird wieder sehr heiß. Knapp 1.000 Soldatinnen und Soldaten stehen für das erste große Antreten des Gefechtsverbandes Griffin Storm bereit (GRST). Dazu sammeln sich alle Angehörigen des Verbandes inklusive ihrer Gefechtsfahrzeuge an einem Punkt – ein beeindruckendes Bild.

Griffin Storm ist bereits die dritte Großübung der Panzergrenadierbrigade 41 „Vorpommern“, seitdem der Großverband im Sommer 2022 den Auftrag zur Rückversicherung Litauens erhielt und damit zur ersten enhanced Vigilance Activity Brigade Litauen wurde. Gleichzeitig ist sie der Höhepunkt, bevor dieser Auftrag zum Jahreswechsel an die Panzerbrigade 21 aus Augustdorf wechseln soll.

Griffin Storm enthält, genau wie beide Vorgängerübungen, alle Elemente einer militärischen Operation. Die Übung beginnt mit einer Alarmierung am Standort, auf die eine Verlegung ins Einsatzland folgt. Vor Ort vertiefen die beteiligten Truppen, in diesem Fall deutsche und litauische Soldaten und Soldatinnen, ihre Fähigkeiten mit einer binationalen Ausbildung und harmonisieren so ihr Zusammenwirken. Die Gefechtsübung sowie die Ausbildung in Pabradė wurden erfolgreich beendet, doch die Übung ist noch längst nicht vorbei. Sie endet erst nach erfolgter Rückverlegung inklusive Nachbereitung. Mit diesem umfassenden Ansatz erhalten alle Beteiligten ihren Fokus und volle Konzentration – von Anfang bis Ende. 

Schwierigkeitsgrad steigt

„Unser Anspruch ist es selbstverständlich, dass wir jedes Mal besser werden. Und das geht nur, wenn man den Schwierigkeitsgrad erhöht“, erklärt Brigadegeneral Christian Nawrat mit Blick auf die bisherige Übungsserie der eVAenhanced Vigilance Activities Brig LTU. Wurden im Oktober 2022 bei der Übung Fast Griffin noch circa 500 Kameradinnen und Kameraden per Fähre, Flugzeug und Landmarsch nach Litauen verlegt, so hat sich seitdem nicht nur die Anzahl der Beteiligten verdoppelt. Für den aktuellen Gefechtsverband für Griffin Storm, angeführt vom Panzergrenadierbataillon 411, ging es mit über 300 Fahrzeugen ins Baltikum. Mit dabei waren erstmalig Kampfpanzer und Schützenpanzer. Angeführt wurde die ganze Verlegung durch die 2. Kompanie des Aufklärungsbataillons 6 aus Eutin, die dazu vom Heimatstandort aus über Polen bis nach Pabradė eine Gesamtstrecke von mehr als 1.700 Kilometer zurücklegte. Dabei entfallen die Annehmlichkeiten des zivilen Umfeldes, beispielsweise die Nutzung von Mobiltelefonen und damit auch Google Maps, für alle Teilnehmenden. 

Ein Panzer fährt mit hohem Tempo im staubigen Sand einer Lichtung.

Kampfpanzer Leopard 2 A6 des Panzerbataillons 363 aus Hardheim verstärken den Gefechtsverband während der gemeinsamen Ausbildung auf dem Truppenübungsplatz Pabradė

Bundeswehr/Holger Schmidt

In den vergangenen Monaten konnten wir sehr viel dazulernen. Wir wissen nun, was es heißt, Mensch und Material auf der Straße, dem Wasser und in der Luft in ein innereuropäisches Einsatzgebiet zu verlegen“, so Oberleutnant Eric, der in der Generalstabsabteilung 4 für genau diese Prozesse verantwortlich ist. „Vor allem der Transport mit der Fähre ist etwas, das im Deutschen Heer erst wieder seit den letzten Jahren intensiv geübt wird“, erklärt der Fachmann. So konnten besonders wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden, etwa zu den Vorlaufzeiten, die bei der Anmietung zu berücksichtigen sind. Der Transport von Kettenfahrzeugen auf der Schiene dagegen, der bei Griffin Storm erstmalig gefordert war, hätte sie als erfahrene Panzergrenadierbrigade zum Glück vor keine wirkliche Herausforderung gestellt, so der Offizier.

Die Komplexität rund um das Thema Verlegung war nur eine der wichtigen Erfahrungen, welche die 41er mit dem Auftrag als eVAenhanced Vigilance Activities Brig LTU  machen durften. Dazu der Brigadekommandeur: „Vom Einzelschützen bis hin zum Stabsoffizier – ein sehr großer Teil der Soldaten meiner Brigade hat in den vergangenen Monaten hautnah erlebt, was multinationale Zusammenarbeit wirklich bedeutet. Das beginnt bei unterschiedlichen Standardverfahren (Standard Operating Procedures) und geht weiter mit der englischen Sprache. Sie ist nun einmal Grundvoraussetzung für die funktionierende Verzahnung der NATO-Streitkräften. Ich halte diese Erfahrungen, die man nicht am Schreibtisch macht, für enorm wichtig.“

Bestehen im hochintensiven Gefecht

Neben der gemeinsamen Ausbildung von litauischen und deutschen Soldaten spielte bei der Übung Griffin Storm auch die Führungszentrale, also der Brigadegefechtsstand, seine Aufgaben immer wieder intensiv durch. Der Kommandeur erklärt, warum: „Die Brigade wird im Februar und März 2024 bei der multinationalen Übung Allied Spirit zeigen, dass sie real und virtuell im hochintensiven Gefecht bestehen kann“, so Nawrat. „Der Brigadegefechtsstand wird dabei natürlich einen erheblichen Anteil haben. Deshalb nutzen wir die gemeinsame Zeit in Pabradė, um uns auch in der Gefechtsstandarbeit zu schulen, zur bestmöglichen Vorbereitung auf diesen Folgeauftrag.“ Und so ist es, vor allem für die Offiziere und Stabsoffiziere aus dem Neubrandenburger Brigadestab – vom Brigadearzt bis zum Chef des Stabes – das Ziel, dass jeder seinen Platz im Führungsprozess kennt. 

Solidarität und Wertschätzung

Viele Zivilisten und Soldaten beobachten von einer weißen Tribüne aus eine Militärvorführung.

Mit ihrem Besuch anlässlich eines großen Medientages zeigen Truppe und Führungskräfte aus Politik und Militär gemeinsam Verbundenheit und Stärke

Bundeswehr/Lea Bacherle

Seit der Übung Fast Griffin im Oktober 2022 gab es bei jeder Übung hochrangige Besucher aus Politik und Militär, die sich vor Ort ein persönliches Bild machen wollten. „Was kann die eVAenhanced Vigilance Activities Brigade Litauen?“ Auch Griffin Storm war hier keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil: Denn der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, als höchster Vertreter des Militärbündnisses, der gesamte Nordatlantikrat (engl. Abkürzung NAC) und auch der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer, überzeugten sich vor Ort von den Fähigkeiten der Brigade. Begleitet wurde der hohe Besuch von weiteren prominenten Vertretern aus Militär und Politik, wie dem litauischen Präsidenten Gitanas Nausėda, Verteidigungsminister Boris Pistorius und seinem litauischen Amtskollegen Arvydas Anušauskas sowie dem Chief of Defence Litauens, Generalleutnant Valdemar Rupšys. Sie alle sendeten mit ihrer Präsenz neben Wertschätzung für die Truppe auch eine klare Botschaft: Die NATO-Partner sind dazu bereit und entschlossen, jeden Zentimeter des Bündnisterritoriums als Einheit zu verteidigen. „Diese Brigade ist die konsequente Umsetzung der Verpflichtungen, die Deutschland in diesen schwierigen Zeiten gegenüber dem NATO-Bündnis hat. Ich bin stolz auf alle meine Frauen und Männer, dass wir gemeinsam einen so wichtigen Beitrag für den Frieden in Europa leisten“, sagte der General abschließend.

von Paul Hapke

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