Heer
Ausbildung von Prüfern

Mobile NATO School unterrichtet Truppe vor Ort

Mobile NATO School unterrichtet Truppe vor Ort

Datum:
Ort:
Veitshöchheim
Lesedauer:
3 MIN

Ein Kleinflugzeug fliegt knatternd über den Wald. „ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Alarm!“, schreit ein Soldat. Feiner Nebel sinkt vom Himmel nieder. Offensichtlich ein Sprühangriff mit einem Nervenkampfstoff. Während die Panzergrenadiere sofort ihre ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutzausstattung anlegen, stehen andere Soldaten mit Armbinden und Klemmbrettern daneben und bewerten: Läuft alles richtig?

Ein griechischer Ausbilder trägt das Abzeichen der NATO-School auf dem Ärmel.

Ein mobiles Ausbildungsteam unterrichtet 45 Bundeswehrsoldaten in Veitshöchheim

Bundeswehr/Karsten Dyba

Diese Soldaten sind Beobachter, sogenannte Evaluatoren. Sie sind wichtig bei jeder NATO-Übung. Sie sollen den Kommandeuren helfen zu beurteilen, ob ihre Truppe einsatzbereit ist oder ob konkrete Mängel durch weitere Ausbildung abgestellt werden müssen. Combat Readiness Evaluation nennt die NATO diesen Vorgang (CREVAL). Worauf zu achten ist, wie sie ihre Teams vorbereiten und wie sie während des Manövers die Testfragebögen richtig ausfüllen, lernen künftige Evaluatoren normalerweise in einem einwöchigen CREVAL-Lehrgang an der NATO School in Oberammergau.

45 Soldaten nehmen teil

Für die 10. Panzerdivision hat die NATO School jedoch ein Team von Lehrern entsandt, um 45 deutsche Soldaten in Veitshöchheim, dem Standort des Divisionsstabes, auszubilden. Diese Vorgehensweise gehört neben den Lehrgängen im Allgäu zum Schulungsangebot der NATO School und ist um einiges kostengünstiger. „Wir haben dafür eigens sogenannte Mobile Education Training Teams“, erklärt der griechische Oberstleutnant Giorgios Zacharopoulos, der das Team in Veitshöchheim leitet. „Unser Team besteht aus fünf CREVAL-Experten des NATO-Hauptquartiers: einem Amerikaner, einem Bulgaren, einer Kroatin, einem Griechen und einem Franzosen. Wir unterrichten und lassen die Teilnehmer in Arbeitsgruppen, sogenannte Syndicates, üben.“

Pläne erstellen

Eine Gruppe von Soldaten sitzt und steht an einem Tisch voller Arbeitspapiere und diskutiert.

Oberstleutnant Andreas Obst (2. v. l.) diskutiert (hier vor der Coronakrise) mit seiner Gruppe, wie ein Evaluatorenteam zusammengesetzt werden soll

Bundeswehr/Karsten Dyba

Oberstleutnant Andreas Obst und Major Marcel Oertel stecken in ihrer Arbeitsgruppe die Köpfe zusammen und werten den Inhalt der Papiere auf ihrem Tisch aus: Welche Experten brauchen wir? Wie wird die Lage sein? Alle versuchen sich vorzustellen, ein Team mit Evaluatoren für eine große NATO-Übung zusammenzustellen. Es soll dann die übende Truppe beobachten und auf einem Fragebogen ankreuzen, ob und wie die Truppe gehandelt hat.

„Wir haben in der Gruppe den kompletten Prozess der Evaluation durchgesprochen. Heute Nachmittag sollen wir unsere Ergebnisse präsentieren“, sagt Oertel. In der Planungsphase gilt es zu analysieren, was evaluiert werden soll, welchen Schwerpunkt der Kommandeur setzt, um dann den Plan für den Ablauf zu erstellen. In der Phase Execution, der Umsetzungsphase, stehen die Evaluatoren dann auf dem Übungsplatz.

Expertise auf dem Übungsplatz

Ein Soldat steht vor einer Gruppe Soldaten in einem Unterrichtsraum und erklärt.

Ein amerikanischer Ausbilder vom NATO-Hauptquartier erklärt den Lehrgangsteilnehmern, wie wichtig einheitliche Verfahren auf NATO-Ebene sind

Bundeswehr/Karsten Dyba

„Wir haben uns überlegt, welche Fachleute, sogenannte Subject Matter Experts, wir bei den internationalen Übungen mitnehmen müssen. Sie kommen aus bestimmten Truppengattungen wie zum Beispiel vom Sanitätsdienst, dem Feldjägerdienst oder der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrtruppe“, erklärt Oertel. „Gerade arbeiten wir an einem Evaluierungsbogen für die Arbeit der Feldjäger.“

Mit der Checkliste wird dann zum Beispiel abgefragt, ob das NATO Multinational Military Police Asset, die Multinationale Militärpolizei, ausgerüstet und befähigt ist, Verkehrslenkungen in jedem möglichen Operationsraum durchzuführen. Weitere Prüfpunkte können sein, ob die Feldjäger tatsächlich und korrekt den Verkehr kontrollieren und darauf vorbereitet sind, Festgenommene, Gefangene oder Flüchtlinge zu transportieren. Oberstleutnant Zacharopoulos, Leiter des Teams der NATO School ist sehr zufrieden: „Das Wissensniveau der Teilnehmer ist exzellent. Ich glaube, dass unser Lehrgang hier sehr hilfreich für ihre künftigen Aufgaben als Prüfer ist.“

Viele Prüfer für künftige Manöver

Dass der Lehrgang in Veitshöchheim stattfinden kann, bietet einige Vorteile, wie Organisator Oberstleutnant Harald Hütwohl erklärt. „Wir haben in Absprache mit der NATO School die Teilnahmebedingungen etwas ausgedehnt. Anders als in Oberammergau müssen die Teilnehmer keine Stabsoffiziere sein. So können auch Hauptleute oder erfahrene Feldwebel zum Evaluator ausgebildet werden.“ Ziel sei es, in jedem Führungsgrundgebiet des Divisionsstabes einen CREVAL-Trupp mit je drei Prüfern und einem Prüfungsleiter vorhalten zu können.

Zudem sollen die unterstellten Brigaden Prüfer abstellen können. Nötig wird dies für künftige NATO-Übungen, wenn zum Beispiel die Panzergrenadierbrigade 37 für den Auftrag der Very High Readiness Joint Task Force, der Schnellen Eingreiftruppe der NATO für den Krisenfall, auf die Standby-Phase im Jahr 2023 vorbereitet wird. Oberstleutnant Christian Beer, Generalstabsoffizier für Ausbildung und Übung und Sachgebietsleiter, zieht als Übungsverantwortlicher der Division am Ende der Woche sein Fazit: „Der Lehrgang ist gut, ich habe einiges gelernt.“

von Karsten Dyba

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