Heer
Planung der gemeinsamen Zukunft

Erstes deutsch-niederländisches Führungsseminar

Erstes deutsch-niederländisches Führungsseminar

Datum:
Ort:
Den Haag
Lesedauer:
3 MIN

Die Zusammenarbeit zwischen der deutschen und der niederländischen Armee ist bereits jetzt einmalig: Im jüngsten Führungsseminar wird der Blick in die gemeinsame Zukunft gerichtet und die Kooperation weiter ausgebaut.

Soldaten sitzen an einem Tisch, davor steht ein Soldat und erklärt den weiteren Ablauf.

Die ohnehin enge deutsch-niederländische Zusammenarbeit spiegelt sich auch beim Seminar in Den Haag wider

Niederländisches Heer/Dirjan De Lange

Wie kann zukünftigen Bedrohungen gemeinsam begegnet werden? Das war die Leitfrage vom „Griffin Seminar“. Vom 9. bis 12. Dezember luden die Inspekteure des deutschen und des niederländischen Heeres, Generalleutnant Jörg Vollmer und Generalleutnant Martin Wijnen, ihr Spitzenpersonal nach Den Haag ein, um sich mit Fragen der gemeinsamen Truppenführung heute und in der nahen Zukunft zu befassen – eine Premiere. Waren niederländische Soldaten bereits in vergangenen Jahren regelmäßig Gast beim jährlichen Führungsseminar des Inspekteurs, ist diese gemeinsame Veranstaltung die logische Weiterentwicklung der engen Beziehung.

Viele Beispiele für die enge Zusammenarbeit

Ein General steht vor einem Rednerpult und begrüßt die Teilnehmer zum Auftakt des Seminars.

Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Jörg Vollmer, eröffnet das Führungsseminar in den Niederlanden

Niederländisches Heer/Dirjan De Lange

Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den Niederlanden ist schon jetzt einmalig in der NATO und der EUEuropäische Union“, so Vollmer in seiner Begrüßung. Das I. Deutsch-Niederländische Corps oder die Integration der niederländischen 43. Mechanisierten Brigade in die 1. Panzerdivision seien hierfür nur einige erfolgreiche Beispiele. Wijnen pflichtet bei: „Die Zusammenarbeit ist unglaublich eng.“

Digitalisierung, unbemannte Systeme und künstliche Intelligenz werden die Kriegführung der Zukunft massiv prägen und verändern, das ist allen Seminarteilnehmern bewusst. In beiden Armeen ist diese Entwicklung bereits in vollem Gange. Dazu kommt die veränderte Bedrohungslage seit dem Vorgehen Russlands in der Ukraine. Die Rückkehr zu Abschreckung und auf Operationen im Rahmen der Bündnissolidarität, wie etwa die Unterstützung der Partner an der NATO-Ostflanke, haben entscheidenden Einfluss auf beide Landstreitkräfte. Für das deutsche Heer bedeutet das einen deutlichen materiellen und personellen Aufwuchs. So wird das Heer 2023 wieder eine Brigade für die Schnelle Eingreiftruppe der NATO bereitstellen. Im Jahr 2027 soll die erste der drei Divisionen vollständig einsatzbereit und modernisiert sein.

Vollmer fasst den Wechsel der Philosophie von Stabilisierungseinsätzen zur Landes- und Bündnisverteidigung zusammen: „Wir müssen wieder in Großverbänden denken.“ Die „Division 2027“ bildete gleichzeitig die Truppe für die Planübungen während des Griffin Seminars. In neun Gruppen galt es auf taktische Probleme zu reagieren und diese zu lösen. Generalmajor Gerard Koot, Stellvertreter des Kommandeurs des I. Deutsch-Niederländischen Corps, forderte in seiner Befehlsausgabe dazu auf, neue Antworten auf existierende Probleme zu finden. Die verschiedenen Ideen wurden anschließend dem Plenum vorgestellt, diskutiert und werden zukünftig in das Landstreitkräftekonzept einfließen.

Nachwuchs als Motor für innovative Ideen

 Soldaten sitzen um einen großen Tisch herum, während ein niederländischer Soldat zu ihnen spricht.

Die Ergebnisse der Gruppenarbeit fließen in das gemeinsame Landstreitkräftekonzept ein

Niederländisches Heer/Dirjan De Lange

Diverse Fachvorträge ergänzten die Planübungen. So stellte Generalleutnant außer Dienst Horst-Heinrich Brauß, (langjähriger Beigeordneter Generalsekretär der NATO für Verteidigungspolitik und Streitkräfteplanung in Brüssel), die neuesten Entwicklungen im Bereich der verschiedenen Bedrohungen vor. Perspektiven im Bereich Cyber wurden durch die zuständigen Experten, Generalleutnant Frank Leidenberger und Brigadegeneral Elanor Boekholt-O’Sullivan, ergänzt. Für weitere Inspiration sorgte der Vortrag von Maurice Peeters, Director des Unternehmens „Young Capital“, der vorstellte, wie sein Unternehmen gerade vom Einfluss junger Menschen in Führungsfunktionen profitiert. Die Einbindung von jungen Offizieren in die Arbeitsgruppen sorgte auch während des Seminars für andere und innovative Perspektiven.

Die Stärken des Partners

Ein Referent gestikuliert vor zahlreichen deutschen und niederländischen Soldaten in einem Hörsaal.

Neue Perspektiven und neues Wissen bringen die Generale durch verschiedene Fachvorträge ein

Niederländisches Heer/Dirjan De Lange

Einen weiteren Themenblock bildete die (Armee-)Kultur beider Länder. Es käme nämlich nicht nur auf die taktische, sondern auch auf die interkulturelle Zusammenarbeit an, so General Wijnen. Für viel Erheiterung bei allen Soldaten sorgte das fast schon klischeehafte Ergebnis einer Studie der Universität Groningen zu Unterschieden und Gemeinsamkeiten: Der deutsche Soldat beschreibe sich als strukturiert, der Niederländer als flexibel. Aber genau diese Unterschiede machen die Zusammenarbeit beider Nationen so wertvoll; eine Kooperation ermöglicht die Vorteile beider Seiten, wie auch Generalmajor Jürgen-Joachim von Sandrart, Kommandeur der 1. Panzerdivision, in seinem Vortrag betonte.

Ein deutscher General an einem Rednerpult und hält einen Vortrag.

Generalmajor Jürgen-Joachim von Sandrart, Kommandeur der 1. Panzerdivision, hält einen Vortrag zur deutsch-niederländischen Kooperation

Niederländisches Heer/Dirjan De Lange

Das gemeinsame Schmunzeln über das Klischee zeigt: Um starke Unterschiede geht es schon lange nicht mehr, vielmehr machen die Unterschiede die Partner stark. Diese Stärke zeigt sich auch im Namensgeber des Seminars, dem Greifen. Er kombiniert die Wappentiere beider Nationen und ist mit „Griffin“ gleichzeitig die Bezeichnung für die gesamte deutsch-niederländische Armeekooperation.

von  I. Deutsch-Niederländisches Corps