„Aus dem Stand Großartiges geleistet“

„Aus dem Stand Großartiges geleistet“

Datum:
Ort:
Hamburg
Lesedauer:
3 MIN

Am 9. März schloss die Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg ihre Kasernentore, stellte den Ausbildungsbetrieb ein und ordnete für einen Großteil des Personals häusliche Absonderung an. Drei Angehörige der Akademie hatten sich mit dem Corona-Virus infiziert. Eine besondere Herausforderung auch für die Truppenküche vor Ort. Die organisierte spontan die Versorgung der zurück gebliebenen unterkunftspflichtigen Soldaten.

Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen, so heißt es seit jeher im Volksmund. Besonders in schwierigen Zeiten, wie der aktuellen Corona-Krise. Klaus-Peter Tolk, einer von 36 Regionalmanagern des Verpflegungsamtes der Bundeswehr, die bundesweit insgesamt 244 Truppenküchen betreuen, hat mit seinem Küchen-Team in Hamburg spontan die Ärmel hochgekrempelt und geholfen. „Die Truppenküche in der Clausewitz-Kaserne war ja als erste von einer Schließung durch das Corona-Virus betroffen“, sagte Regierungsdirektor Jülf Draheim, Leiter des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums Hamburg. „Trotzdem hat unser dortiges Küchenpersonal flexibel und toll diese schwierige Lage gemeistert.“

Männliche Person in Uniform spricht zu mehreren Personen in Küchenkleidung in einem Speisesaal

Das Personal der Truppenküche stellte die Verpflegung für die Soldaten auch unter den besonderen Bedingungen sicher

Bundeswehr/Jan-Philipp Dombrowski

Sicherheitsabstand, Schutzbekleidung und Einweg-Geschirr

„Ich glaube, mit einer solchen Situation hat niemand gerechnet“, berichtete Regionalmanager Tolk. „Es gab für uns ja keinen Vorlauf für diese Krise, wir mussten sofort handeln.“ Die neue Lage und die gesperrten Speisesäle erforderten zunächst viele Detailabsprachen vor Ort. Neben der Auswahl und der Rotationsplanung des Küchen-Personals musste ein neues Konzept der Speisenausgabe mit den nötigen Sicherheitsabständen her, Schutzbekleidung und Einweg-Geschirr beschafft und die strengen Hygiene-Standards des Verpflegungsamtes der Bundeswehr umgesetzt werden. „Wie oft, wann und wie genau organisieren wir die täglichen Mahlzeiten? Wie viele warme Essen sollen pro Tag rausgehen? Und wie viele Verpflegungs-Teilnehmer mit Lunchpaketen versorgt werden?“ fragte sich Tolk.

Kommandeur sagt persönlich Danke

„Ich möchte mich bei Ihnen ganz persönlich für Ihren Einsatz in den letzten Wochen bedanken. Was Sie hier aus dem Stand unter sehr schwierigen Rahmenbedingungen geleistet haben, war großartig“, betonte der Kommandeur der Führungsakademie, Generalmajor Oliver Kohl. „Nicht nur das – es war existenziell für die Soldatinnen und Soldaten, die hier vor Ort bleiben mussten, wie zum Beispiel unsere internationalen Lehrgangsteilnehmer, die nicht einfach in ihre Heimat nach Afrika, Asien oder Südamerika zurückreisen konnten. Dass Sie dies so schnell und kompetent hinbekommen haben, verdient unserer aller Anerkennung“, sagte der Kommandeur.

Männliche Person in Uniform spricht zu weiteren Personen, von denen eine in Kochkleidung am Bildrand zu sehen ist

Generalmajor Oliver Kohl bedankt sich bei den Mitarbeitern der Truppenküche

Bundeswehr/Jan-Philipp Dombrowski

„Während viele in unserem Land zunächst den Eigenschutz als höchste Priorität gesehen haben, haben Sie die Aufgabe angenommen und im wahrsten Sinne des Wortes ein für uns alle - ob mit oder ohne Uniform - klares Beispiel von treuer Pflichterfüllung gegeben“, so Generalmajor Kohl. „Meinen besonderen Dank dafür, auch wenn ich Ihnen leider nicht persönlich die Hand reichen darf. Ich würde es wirklich gern tun. Aber, es ist noch lange nicht überstanden. Also bitte, bleiben Sie gesund, denn ohne Sie brauchen wir über die Wiederaufnahme der Ausbildung an unserer Akademie erst gar nicht nachzudenken.“

„Einer der besten Momente des Tages“

Und wie haben die internationalen Stabsoffiziere die letzten 14 Tage an der höchsten militärischen Ausbildungsakademie Deutschlands erlebt? Schließlich mussten die internationalen Lehrgangsteilnehmer der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg zwei Wochen in häuslicher Absonderung in der Kaserne verbringen. Das bedeutete: Frühstück, Mittag und Abendessen gab es nur vor Ort, die Benutzung des Sportplatzes war nur sehr eingeschränkt erlaubt und soziale Kontakte im Kameradenkreis nur unter Einhaltung aller hygienischen Maßnahmen. „Es war eine schwere Zeit“, blickte einer der Teilnehmer zurück und ergänzte mit einem Lächeln: „Aber wir hielten durch, sonst wären wir keine Soldaten.“ Und ein weiterer Kamerad aus Afrika sagte: „Der Gang zur Essenausgabe war einer der besten Momente des Tages.“  

von Jörg Jankowsky  E-Mail schreiben

Coronavirus und die Bundeswehr