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Vor 25 Jahren – erster Kampfeinsatz der Luftwaffe im Kosovokrieg

Vor 25 Jahren – erster Kampfeinsatz der Luftwaffe im Kosovokrieg

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

Am 24. März 1999 begann die NATO ihre Luftoperation Allied Force gegen die Bundesrepublik Jugoslawien. In diesem Konflikt spielte erstmals die deutsche Luftwaffe eine bedeutende Rolle, insbesondere durch den Einsatz ihrer Tornados. Sie schlugen Breschen in die gegnerische Luftverteidigung und spähten den Gegner aus.

Auf einem Schwarz-Weiß-Foto ist ein Tornado-Düsenjet am Himmel zu sehen.

Die Jets wurden für elektronische Kampfaufklärung und das Niederhalten der gegnerischen Luftverteidigung eingesetzt. Das führte dazu, dass die serbische Flugabwehr kaum erfolgreich gegen die Luftmacht des NATO-Bündnisses wirken konnte.

Bundeswehr/Oed

Das Einsatzgeschwader 1 der Luftwaffe war mit seinen Electronic Combat Reconnaissance (ECRElectronic Combat Reconnaissance) -Tornados maßgeblich an der Operation beteiligt. Die Jets wurden für elektronische Kampfaufklärung und das Niederhalten der gegnerischen Luftverteidigung eingesetzt. Sie hatten den Auftrag, die alliierten Luftfahrzeuge zu schützen, indem sie feindliche Flugabwehrsysteme aufspürten, identifizierten und mit speziellen Lenkflugkörpern neutralisierten.

Das am 30. Juni 1995 aufgestellte Einsatzgeschwader 1 setzte sich hauptsächlich aus Teilen des Jagdbombergeschwaders 32 und dem Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“ zusammen und wurde am 21. Juli 1995 auf dem Militärflugplatz Piacenza, Italien, stationiert. Eingesetzt wurden bis zu 14 Recce-Tornados - Recce steht für  „Reconnaissance“, also Aufklärung - und Tornado ECRElectronic Combat Reconnaissance zur Unterdrückung feindlicher Flugabwehr.

Die Tornados der deutschen Luftwaffe waren Teil eines multinationalen Kontingents aus verschiedenen NATO-Mitgliedsstaaten. Ziel war es, die serbischen Streitkräfte im Kosovo zu stoppen und die Sicherheit der dortigen Zivilbevölkerung zu gewährleisten. Die Tornados wurden sowohl für Luftangriffe als auch für Aufklärungsmissionen eingesetzt. Sie waren wichtig für das Erfassen von Informationen über feindliche Ziele und deren Bekämpfung. Dafür drangen die ECRElectronic Combat Reconnaissance-Tornados oft als erste in den feindlichen Luftraum ein, um Bedrohungen zu erkennen und zu bekämpfen.

Eine der größten Herausforderungen für die deutschen Tornado-Piloten während der Operation Allied Force war es, die feindlichen Flugabwehrsysteme zu überwinden. Denn die serbischen Streitkräfte verfügten über ein ausgeklügeltes Netzwerk von Flugabwehrraketen und Flugabwehrgeschützen.

Mehrere Tornado-Kampfjets werden durch Techniker auf den Start vorbereitet.

Sechs Tornado ECRElectronic Combat Reconnaissance kurz vor dem Start. Das für die Operation Allied Force aufgestellte Einsatzgeschwader 1 setzte sich aus dem Jagdbombergeschwaders 32 und dem Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“ zusammen und wurde in Piacenza, Italien, stationiert.

Bundeswehr/Dietmar Modes

Einsatz von 236 HARM-Raketen

Während der Operation Allied Force wurden insgesamt 236 HARM-Lenkflugkörper von den ECRElectronic Combat Reconnaissance-Tornados abgefeuert. Diese hochpräzisen Raketen dienen dazu, feindliche Radarstationen am Boden zu zerstören. HARM-Raketen arbeiteten autonom, nach dem Prinzip „fire and forget“. Mit ihrem passiven Radarsuchkopf und dem eingebauten Navigationssystem erfassen sie die Radarsignale, bestimmen die Position der Radarstation und steuern dann losgelöst vom Trägerflugzeug das Ziel präzise an.

Die taktischen Aufklärungsflüge der RECCEReconnaissance -Tornados spielten ebenfalls eine entscheidende Rolle für den Erfolg der Operation. Ausgestattet mit hochentwickelter Sensorik lieferten sie wertvolle Informationen, um Planung und Durchführung der Luftangriffe zu verbessern. Die Aufklärungsarbeit dieser Tornados trug maßgeblich zur Zielauswahl und zur Minimierung von Kollateralschäden bei.

Die Einsätze der deutschen Tornados dauerten in der Regel zwischen drei und sechseinhalb Stunden und umfassten mehrere Luftbetankungsmanöver. Diese Manöver verlängerten die Einsatzdauer der Tornados und erhöhten ihre Reichweite. Das wiederum steigerte die Effektivität ihrer Missionen.

Ein Tornado ist von unten zu sehen und ist mit Raketen bestückt.

Die Tornado ECRElectronic Combat Reconnaissance sollten die alliierten Luftfahrzeuge zu schützen, indem sie feindliche Flugabwehrsysteme aufspürten, identifizierten und mit speziellen Lenkflugkörpern neutralisierten.

Bundeswehr/Johannes Heyn

„Allied Force“ endet nach 79 Tagen

Nach 79 Tagen endete die Operation Allied Force am 10. Juni 1999. Die ECRElectronic Combat Reconnaissance-Tornados wurden zurück an ihren Heimatstandort verlegt, während die RECCEReconnaissance -Tornados vor Ort blieben und die Operationen SFORStabilisation Force und KFORKosovo Force unterstützten. 

Am 27. Juli 2001 endete die aktive Einsatzflugphase des Geschwaders und das Personal kehrte nach Lechfeld und Jagel zurück. Die ECRElectronic Combat Reconnaissance-Tornados wurden in Bereitschaftsstatus versetzt und blieben bis 2002 einsatzbereit, um bei Bedarf die Truppen der SFORStabilisation Force und KFORKosovo Force erneut zu unterstützen.

Bedeutung des Einsatzes der deutschen Tornados

Der Einsatz der deutschen Tornados im Kosovo-Krieg war das erste Mal, dass die Bundeswehr aktiv an Kampfeinsätzen beteiligt war. Die technologischen Fähigkeiten der Tornado-Jets waren im Bündnis gefragt. Damit nahm der Beitrag der Luftwaffe eine wichtige Rolle ein und vervollständigten den Kräfteansatz für die Luftoperation Allied Forces entscheidend.

von Thomas Skiba