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Übung

Eurofighter trainieren Schutz von Großstädten

Eurofighter trainieren Schutz von Großstädten

Datum:
Ort:
Hannover
Lesedauer:
3 MIN

Die Luftwaffe verlegt erstmals Kampfjets für mehrere Tage auf einen zivilen Flughafen: Am Montag, 27. November, werden vorübergehend drei Eurofighter vom Taktischen Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ auf dem Hannover Airport stationiert. Die unbewaffneten Jets starten von dort aus bis Donnerstag täglich zweimal zu Übungsflügen in Richtung Nordsee.

Zwei Eurofighter vom Taktischen Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ über Norddeutschland.

Eurofighter der Luftwaffe werden eine Woche lang vom Flughafen Hannover aus zu Trainingsflügen in Richtung Nordsee starten.

Bundeswehr/Christian Timmig

Ihr Auftrag: Vorbereitung auf die Landes- und Bündnisverteidigung. „Wir wollen unsere Möglichkeiten zum Schutz von Bevölkerungszentren verbessern“, erklärt der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, den Hintergrund der Übung Hannover Shield 2023.

In Hannover wird die Zeitenwende sichtbar

Im Übungsszenario erfüllen die Kampfflugzeuge die Aufgabe, eine Großstadt wie Hannover vor möglichen Bedrohungen aus der Luft wie Drohnen oder tieffliegende Marschflugkörpern zu schützen. „Die Eurofighter sind hier die Patriots am Himmel“, sagt Gerhartz. Die Flugzeuge könnten Gefahren in der Luft frühzeitig erkennen und gegensteuern, und sie ergänzten bodengebundene Abwehrsysteme wie PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target.

„Mit dieser Übung wird die Zeitenwende sichtbar“, ergänzt Brigadegeneral Frank Gräfe, Abteilungsleiter für Einsätze und Übungen im Kommando Luftwaffe in Berlin. Zum ersten Mal werde auf diese Weise der Schutz einer deutschen Großstadt aus der Luft trainiert. Gräfe stellte die Übung gemeinsam mit den zivilen Kooperationspartnern der Luftwaffe in Hannover vor. Das Land Niedersachsen weiß er dabei an seiner Seite. Ministerpräsident Stephan Weil unterstützt die Übung Hannover Shield. „Wir wissen, dass wir uns in Krisenfällen auf die Bundeswehr verlassen können“, sagt Weil. Genau das müsse regelmäßig geübt werden. „Ich hoffe, dass die Menschen in und um Hannover dafür Verständnis haben werden.“

Keine Auswirkungen auf regulären Flugbetrieb

Auch Flughafen-Geschäftsführer Martin Roll begrüßt die verstärkte Zusammenarbeit mit der Luftwaffe. „Diese Übung unterstreicht den hohen Systemwert des Hannover Airport. An 365 Tagen im Jahr, nicht nur für Stadt und Region“, sagt er. „Die Luftwaffen-Übung am Standort bei zeitgleichem Touristik- und Geschäftsreiseverkehr zeigt, wie leistungsfähig unser Flughafen aufgestellt ist.“ Er betrachte es auch persönlich als seine „staatsbürgerliche Pflicht, die Bundeswehr bei dieser Übung zu unterstützen“. Roll versichert: „Für unsere Passagiere wird es keine Auswirkungen auf den regulären Flugbetrieb geben.„

Zusammenspiel von zivilen und militärischen Abläufen

Nachdem die Luftwaffe im Sommer mit der Großübung Air Defender 2023 erfolgreich das Zusammenspiel mit internationalen Partnern geübt hatte, geht es ihr nun darum, die Verfahren ziviler Kooperationspartner und auch regionale Besonderheiten näher kennen zu lernen.  Damit in einem Ernstfall alles reibungslos funktioniere, müssten die Piloten, aber auch das Personal des Flughafens das Zusammenspiel von militärischen und zivilen Prozessen üben, erklärt Gräfe. Hannover sei ausgewählt worden, weil man mit dem Flughafen in den vergangenen Jahren bereits gut zusammengearbeitet habe- und weil die Start- und Landebahn lang genug sei, damit Eurofighter darauf landen könnten.  

Das Geschwader in Wittmund nutzt den Flughafen Hannover schon seit einigen Jahren als Ausweichflugplatz. „Den muss ein militärisches Flugzeug vor jedem Start definieren“, erklärt Gräfe, „für den Fall, dass das Wetter schlecht ist oder andere unvorhergesehene Ereignisse eintreten“. Da militärische Flugplätze in den vergangenen Jahren immer weniger geworden seien, stütze sich die Bundeswehr auch auf zivile Einrichtungen ab. 

Anders als bei den kurzfristigen Starts der Alarmrotten der Luftwaffe, der sogenannten Quick Reaction Alert (QRAQuick Reaction Alert), werden die Eurofighter in dieser Übung keine Alarmstarts durchführen. „Deshalb wird auch kein Überschnallknall zu hören sein“, so Gräfe. Eine QRAQuick Reaction Alert bestehend aus zwei Eurofightern ist täglich rund um die Uhr in Bereitschaft. Die Jets werden für reale Abfangeinsätze eingesetzt, etwa wenn fremde Flugzeuge ohne Funkkontakt im deutschen Luftraum fliegen. Wenn sie starten, muss es schnell gehen. Immer wieder kommt es dann zu einem deutlich hörbaren Knall, wenn die Flugzeuge die Schallmauer durchbrechen. Das ist bei Hannover Shield nicht zu erwarten: Die Jets haben es nicht eilig – sie üben nur.

von Simone Meyer