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Waldbrandbekämpfung

Löscheinsätze der Luftwaffe in Deutschland – Technik, Taktik und Einsatz

Löscheinsätze der Luftwaffe in Deutschland – Technik, Taktik und Einsatz

Datum:
Ort:
Deutschland
Lesedauer:
4 MIN

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Die Zahl der Vegetationsbrände in Deutschland nimmt zu – in einer Intensität, die zivile Katastrophenschutzkräfte an ihre Grenzen bringt. Hier kann die Bundeswehr zur Hilfe kommen: mit Transporthubschraubern, speziellem Löschgerät und geschultem fliegerischem Personal. Wie läuft ein solcher Einsatz ab? Was kann Luftunterstützung wirklich leisten?

Ein Hubschrauber mit einer Außenlast.

Ein Transporthubschrauber CH-53 vom Hubschraubergeschwader 64 setzt den Löschwasserbehälter zur Waldbrandbekämpfung am Brocken im Harz im Rahmen der Amtshilfe ein

Bundeswehr/Anja Klein

In Zeiten zunehmender Trockenheit und extremer Witterungsbedingungen gewinnt der abwehrende Brandschutz aus der Luft auch in Deutschland an Bedeutung. Während die Luftwaffe in erster Linie den Luftraum sichert, leistet sie im Rahmen der Amtshilfe regelmäßig Unterstützung bei Wald- und Vegetationsbränden. Diese Einsätze erfordern nicht nur fliegerisches Können, sondern auch spezialisierte Technik, präzise Koordination und ein eingespieltes Zusammenspiel mit zivilen Kräften.

Rechtlicher Rahmen: Amtshilfe nach Grundgesetz

Die Bundeswehr wird bei Amtshilfeeinsätzen wie beispielsweise Waldbränden ausschließlich auf Anforderung durch die zuständigen zivilen Behörden tätig. Die rechtliche Grundlage für diese Hilfs- und Unterstützungsleistungen findet sich in Artikel 35 des Grundgesetzes. Eine wesentliche erste Unterstützung bei der Antragstellung ist die Beratung durch die Landeskommandos und ihr Verbindungspersonal in den Landkreisen. Dabei werden die Möglichkeiten und Grenzen der Hilfeleistung aufgezeigt, die dann in Form von personeller, materieller oder infrastruktureller Hilfe erfolgen kann. 

Im Operativen Führungskommando der Bundeswehr werden die Einsätze in der Amtshilfe zentral geführt. Vor Ort werden die Einsätze zivil geführt und meist gemeinsam mit anderen Organisationen umgesetzt.

Von der Ausnahme zur bewährten Maßnahme

Die Unterstützung aus der Luft bei der Brandbekämpfung hat in Deutschland eine junge Geschichte. Erste Einsätze mit Transporthubschraubern gab es in den 1990er-Jahren, doch spätestens seit den verheerenden Sommern 2018 und 2022 ist der Lufttransport von Löschwasser zu einem wiederkehrenden und etablierten Bestandteil des Katastrophenschutzes geworden. Vor allem in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern – Regionen mit munitionsbelasteten Waldflächen – ist die Unterstützung aus der Luft oft alternativlos.

So verfügt beispielsweise auch die Bundespolizei über Hubschrauber, die bei der Brandbekämpfung noch vor der Bundeswehr zum Einsatz kommen. Bei der Bundeswehr kann die Unterstützung sowohl durch die Luftwaffe als auch durch das Heer erfolgen.

Fliegende Löschkräfte: Die eingesetzten Luftfahrzeuge

Das Arbeitspferd der Luftwaffe bei Brandeinsätzen ist der Mittlere Transporthubschrauber CH-53G. Dieser robuste Helikopter kann bis zu 5.000 Liter Löschwasser in einem sogenannten Bambi Bucket transportieren. Dieser wird an der Außenlastaufhängung befestigt und kann während des Fluges aus Gewässern befüllt und über Brandherden entleert werden. Ergänzend dazu kommen Aufklärungshubschrauber vom Typ H145 LUHLight Utility Helicopter SARSearch and Rescue zum Einsatz, die der Lagebeurteilung und Koordinierung aus der Luft dienen. In der Zukunft könnten auch Transportflugzeuge wie der A400M mit modularen Löschsystemen zum Einsatz kommen – entsprechende Entwicklungen sind in Arbeit.

Das zentrale Werkzeug für Löscheinsätze aus der Luft ist der Bambi Bucket – ein flexibler Außenlastbehälter aus hitzebeständigem Material, der in verschiedenen Größen erhältlich ist und an einem Seil hängt. Die Luftwaffe nutzt insbesondere Varianten mit einem Fassungsvermögen von 5.000 Litern. Der Behälter wird in Seen oder Flüssen durch Absenken befüllt, wobei die Hubschrauberbesatzung die Position und den Auftrieb genau steuern muss. Der eigentliche Abwurf erfolgt aus einer Höhe zwischen 20 und 50 Metern und erfordert hohe Präzision, um die Wasserladung möglichst effektiv auf die Brandstelle zu bringen.

Taktische Umsetzung: Rotation und Koordination

Ein Hubschrauber lässt Wasser fallen.

Ein Transporthubschrauber CH-53 vom Hubschraubergeschwader 64 entleert den Löschwasserbehälter an einem Hang mit abgestorbenen Fichten, übrigens ein idealer Nährboden für die Flammen

Bundeswehr/Anja Klein

Löscheinsätze aus der Luft folgen einem sogenannten rotierenden Einsatzmuster: Während ein Hubschrauber einen Abwurf durchführt, befindet sich der nächste bereits im Anflug oder auf dem Rückweg zur Wasserentnahmestelle. Die Koordination erfolgt über ein gemeinsames Lagezentrum, in das auch Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Polizei und die Bundeswehr mit den jeweiligen Landeskommandos eingebunden sind. Taktisch entscheidend sind dabei Faktoren wie Windrichtung, Brandverhalten, Geländetopografie sowie Sicht- und Wetterverhältnisse. Die fliegerische Herausforderung liegt nicht zuletzt im Tiefflug unter schwierigen Bedingungen – bei hoher Belastung durch Hitze und Rauch.

Einsatzbeispiele aus der jüngeren Vergangenheit

Mehrere große Brände der letzten Jahre erforderten die Unterstützung der Bundeswehr bei der Brandbekämpfung: 2018 unterstützten CH-53G-Hubschrauber die Feuerwehr bei der Eindämmung eines Waldbrands bei Treuenbrietzen in Brandenburg. 2019 wurden bei einem Waldbrand in Sachsen-Anhalt mehrere hundert Bambi-Bucket-Abwürfe durchgeführt – unter schwierigen Bedingungen und in Zusammenarbeit mit internationalen Kräften. 2022 schließlich leistete die Luftwaffe in der Gohrischheide an der sächsisch-brandenburgischen Grenze über Tage hinweg Luftlöschhilfe, unterstützt von zivilen Einheiten und internationalen Beobachtern. Hier besteht aktuell ebenfalls wieder Unterstützungsbedarf.

Einsatzgrenzen und Herausforderungen

Trotz hoher Einsatzbereitschaft hat der Löscheinsatz aus der Luft klare Grenzen. Die Anzahl verfügbarer CH-53G ist begrenzt, Nachtflüge sind aus Sicherheitsgründen selten möglich und extreme Witterungsbedingungen – wie starker Wind, Rauch oder Hitze – erschweren oder verhindern einen sicheren Flugbetrieb. Zudem ist die Wirkung punktuell: Ein einzelner Löschabwurf bekämpft kein Großfeuer, kann jedoch kritische Brandlinien abschneiden oder Zugangswege sichern, um Einsatzkräfte am Boden zu entlasten. Außerdem dient es einem besseren Situationsbewusstsein.

Ein Helikopter wirft Wasser ab.

Ein Mehrzweckhubschrauber NHNATO-Helicopter-90 des Heeres entleert seinen Löschwasserbehälter während der Waldbrandbekämpfung in der Sächsischen Schweiz 2022 in der Nähe von Bad Schandau

Bundeswehr/Anne Weinrich

Zukunftsausblick: Mehr Reichweite, mehr Kapazität

Mit dem Zulauf des CH-47F Chinook – der ab Ende der 2020er-Jahre den CH-53G ablösen soll – steigt die Leistungsfähigkeit deutlich. Der neue Hubschrauber kann rund 10.000 Liter transportieren und ist moderner, schneller und effizienter im Betrieb. Parallel arbeitet die Bundeswehr an der Integration modularer Systeme zur Brandbekämpfung in Transportflugzeugen, wodurch auch großflächige Brände aus größerer Höhe bekämpft werden könnten – ähnlich dem MAFFS-System der USUnited States-Streitkräfte. Auch die Integration digitaler Lagedarstellung, die Datenübertragung in Echtzeit und die GPSGlobal Positioning System-gestützte Wurfberechnung stehen auf der Agenda zukünftiger Entwicklungen.

Löscheinsätze sind keine originäre Aufgabe der Bundeswehr – und doch zeigt sich bei extremen Lagen, dass Unterstützung notwendig sein kann. Durch klare Strukturen, spezialisierte Technik und erfahrene Crews trägt die Bundeswehr so zur Sicherheit im Inland bei – punktgenau, koordiniert und einsatzbereit.

von Thomas Skiba

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