Objektschützer: Morgens die ersten, abends die letzten und nachts die einzigen
Objektschützer: Morgens die ersten, abends die letzten und nachts die einzigen
- Datum:
- Ort:
- Schönefeld
- Lesedauer:
- 4 MIN
Wo die Männer mit den dunkelblauen Baretts unterwegs sind, können sich die Besucherinnen und Besucher auf der Internationalen Luftfahrtausstellung sicher fühlen: immer und zu jeder Zeit. Das haben sich die Objektschützer der Luftwaffe in ihr Lastenheft geschrieben. Sie sind mit der Bewachung des Ausstellungsgeländes beauftragt und kennen die Anforderungen genau.
Schließlich streifen und spähen sie nicht zum ersten Mal für diese Großveranstaltung: Seit 2014 sieht das Absicherungskonzept der ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung den Einsatz der Luftwaffeninfanteristen vor, aktuell beziehen sie zum dritten Mal hier im Berliner Süden ihre Posten. Eigentlich nichts Außergewöhnliches, Wachdienst gehört zum Einmaleins jedes Soldaten und jeder Soldatin.
Doch die Profis im Wach- und Sicherungsdienst sind keine aktiven Soldaten, dass macht ihren Job, den sie mit Bravour ausfüllen, so besonders. Das III. Bataillon des Objektschutzregimentes der Luftwaffe „Friesland“ mit Standort im niedersächsischen Schortens besteht nur aus Reservisten, vom Kommandeur bis hin zum Objektschützer gehen die zirka 440 Soldaten dieser kleinen, aber feinen Truppen einen zivilen Beruf nach: Es ist der einzige nicht-aktive Truppenteil der Luftwaffe.
Ein besonderer Geist prägt die Truppe
„Das prägt unseren Geist“, sagt der stellvertretende Kommandeur (SteKo), Oberstleutnant Guido Loibl. Der Dienst sei ganz klar an den hierarchischen Strukturen, wie sie einer militärischen Organisation innewohnt, ausgerichtet und doch ist hier ein anderer Umgang untereinander zu sehen, ja regelrecht zu spüren. Anweisungen beschränken sich auf das Notwendigste, etwa im Umgang mit dem Sturmgewehre G-36, ansonsten hält sich der Befehlston in Grenzen und wird auch nicht vermisst.
Jeder bringt sich ein
Hier kennt jeder seinen Platz, jeder kennt seine Aufgabe und jeder gibt sein Bestes. „Wir haben alle unterschiedliche Berufe und bringen unsere Erfahrungen, sei es als leitender Angestellter, Handwerkmeister, Logistiker oder selbst als Pfarrer, in den Dienst ein“, sagt Oliver Baar, Hauptfeldwebel und Sicherungsgruppenführer. Dieser betont ausdrücklich: „Wir leben den Soldatendienst und 'Wir. Dienen.Deutschland.' ist für uns nicht nur eine Phrase.“ Ob Stabsfeldwebel oder Hauptgefreiter, alle laufen Streife oder beziehen ihre Posten.
Sicherheit auf der ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung läuft hier zusammen
Selbst Ralf Gerlach, Oberst der Reserve und auf dem Spiegeldienstposten des aktiven Regimentskommandeurs der Objektschützer eingesetzt, ist sich nicht zu fein und sieht es als Selbstverständlichkeit an, alle Strapazen mit seinen Männern zu teilen. Als Projektoffizier Sicherheit laufen bei ihm die Fäden zusammen, er koordiniert den Einsatz aller Kräfte in dem zum Militärischen Bereich erklärten Flughafengelände, zu denen Feldjäger und Kontingente der Bundes- und Landespolizei gehören. Hängt Gerlach in zwei Wochen die Uniform wieder in den Schrank, kümmert er sich als Personalvertreter in einem großen deutschen Konzern um die Belange tausender Mitarbeiter – bis zur nächsten Reserveübung.
Erfahrung und Teamgeist zählen
Auch wenn die 30- bis 50-jährigen Männer aus Schortens nicht mehr so im Training stehen, das machen sie mit Erfahrung, Engagement und Teamgeist mehr als wett. Dabei können sie auf eine gediegene Ausbildung zurückgreifen, die einerseits aus den Tagen des aktiven Dienstes zehrt, andererseits durch intensive wie lagespezifische Ausbildungen in den Reserveübungen regelmäßig aufgefrischt wird.
ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung-Schutz realistisch trainiert
So können die Reservisten mit dem ehemaligen Flugplatz Jever auf ein Gelände zurückgreifen, dass es ermöglicht, erwartbare Szenarios bis in die kleinste Einzelheit zu trainieren. Für die Vorbereitungen zur Absicherung der ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung bauten die Soldaten des Bataillons das Veranstaltungsgelände eins zu eins nach, einschließlich leerer Flugzeugzellen, Zugänge und Ausmaße der Streifenwege. Damit konnten sie schon vorweg diverse Ereignisse simulieren, was wie SteKo Loibl sagt, „zu Handlungssicherheit führt“.
Onlineschulung sichert Fundament
Neben der allgemeinen Wachausbildung sah der Kommandeur, Oberstleutnant Markus Lange, seine Schwerpunkte auf die Schulung der Kommunikationsfähigkeit wie von Deeskalationsstrategien, hier konnte er auf Wissen aufbauen, das teils schon während der vergangenen Monate gelegt wurde. „Wir haben während der Corona-Einschränkungen nie den Kontakt zu unseren Leuten verloren und eben online geschult“, sagt er. Mit Erfolg, stellt Lange fest. Verbindung halten ist da A und O in der Reservistenarbeit.
Reservisten werden immer gesucht
Viermal im Jahr kommt das Bataillon an Wochenenden zu einer dienstlichen Veranstaltung (DVag) zusammen, dann werden Schießübungen absolviert, so wird die Wachbefähigung erhalten. Sichern die Objektschützer mal gerade keine Großveranstaltung ab, stehen mehrwöchige Übungsplatzaufenthalte an, die sich, wie Loibl sagt, „an realistischen Lagen orientiert“. Auf einen Punkt weist er hin: Die Reservistenarbeit steht immer im Spannungsfeld mit den zivilen Arbeitgebern, „die ihre Leute nicht gern gehen lassen“. Das Bataillon sucht immer wieder Luftwaffensicherungssoldaten, eine infanteristische Vorausbildung sei nicht Bedingung.