Luftwaffe
Hightech-Ausbildung

Multinationale A400M-Ausbildung – Luftwaffe bildet nun auch Piloten für Malaysia aus

Multinationale A400M-Ausbildung – Luftwaffe bildet nun auch Piloten für Malaysia aus

Datum:
Ort:
Wunstorf
Lesedauer:
3 MIN

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Die Luftwaffe bildet künftig Piloten der Royal Malaysian Air Force aus. Das Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf ist bereits seit langem zertifiziert für Ausbildungen auf dem Transportflugzeug A400M. Malaysia ist nun der erste Nicht-NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner, der von diesem Knowhow profitiert. Die Ausbildung entspricht militärischen wie zivilen Standards.

Blick auf die Anzeigen im Simulator. Auf einem Arm ist die Malaysische Flagge zu erkennen.

In der Ausbildungsinspektion des LTGLufttransportgeschwader 62 sind hervorragende Bedingungen gegeben, die international gefragt sind

Bundeswehr/Luka Wolff

Was ist eine Musterberechtigung?

Während Autofahrerinnen und Autofahrer mit ihrem Führerschein jeden PKW aller Hersteller fahren dürfen, ist dies bei Pilotinnen und Piloten anders. Sie besitzen zwar eine grundsätzliche Pilotenlizenz, mit der sie nachweisen können, dass sie ein Luftfahrzeug steuern können und dürfen. Allerdings benötigen sie für unterschiedliche und nicht vergleichbare Flugzeugarten (Muster) separate Musterberechtigungen, da unterschiedliche Flugzeuge beispielsweise komplett unterschiedlich zu steuern sind. Außerdem können Musterberechtigungen – anders als PKW-Führerscheine – ablaufen, wenn zum Beispiel keine bestimmte Anzahl an Flugstunden mit diesem Muster binnen eines Jahres absolviert wurde.

Hightech-Ausbildung und Effizienz

Für die Ausbildung stehen auf dem Fliegerhorst Wunstorf diverse unterschiedliche Simulatoren und Systeme zur Verfügung. Die zwei Simulatoren sind die einzigen Level-D zertifizierten Simulatoren in der Bundeswehr, was bedeutet, dass jede digitale Flugstunde, weil sie so realistisch ist, als reale Flugstunde gewertet wird. Auch das Fliegen mit Nachtsichtgeräten kann in Wunstorf am Simulator trainiert werden.

Mit Blick über die Schulter des zweiten Piloten sieht man einen Eurofighter.

Die künstliche Realität wird vom Simulator täuschend echt für die Crew erstellt

Bundeswehr/Stefan Lüer
In einer Halle steht ein Simulator. Darauf spiegeln sich leicht eine Abstellfläche.

Was aussieht wie ein riesiger Motorradhelm, ist die neueste Generation des A400M Full-Flight-Simulators in der Ausbildungsinspektion des LTGLufttransportgeschwader 62 in Wunstorf

Bundeswehr/Martin Buschhorn

Hinzu kommt noch die Effizienz: Jede Simulatorstunde kostet gerade einmal ein Zehntel einer realen Flugstunde – und spart zudem Emissionen.  Somit kann durch den Einsatz der digitalen A400M-Flotte die Ausbildung kontinuierlich qualitativ verbessert werden – bei gleichzeitiger Kosten- und Emissionsminimierung. Um möglichst viel zu trainieren, werden die Simulatoren an sieben Tagen die Woche Tag und Nacht genutzt. Die Ausbildung für die A400M-Musterberechtigung konnte soweit angepasst werden, dass 95 Prozent davon im Simulator erfolgen. Pro Schülerin oder Schüler werden hierdurch 26 echte Flugstunden gespart. Den ersten beiden angehenden A400M-Piloten aus Malaysia stehen damit hervorragende Bedingungen zur Verfügung.

Malaysia ist erster Nutzer, der nicht der NATONorth Atlantic Treaty Organization angehört

Im Juli 2017 erhielt die Ausbildungsinspektion des LTGLufttransportgeschwader 62 die Zertifizierungsurkunde als „Approved Training Organisation“ (ATOApproved Training Organisation) vom Luftfahrtamt der Bundeswehr. Erst- und einmalig wurde damals eine fliegerische Ausbildungseinrichtung der Bundeswehr als ATOApproved Training Organisation zertifiziert. Damit wurden die Grundlagen für eine internationale A400M-Ausbildung von Pilotinnen und Piloten am Standort Wunstorf geschaffen. Das Besondere daran – die Ausbildung erfolgt nicht nur nach militärischen Vorgaben, sondern entspricht zusätzlich auch zivilen und internationalen Standards.

Seitdem wurden bereits Luftfahrzeugführerinnen und Luftfahrzeugführer aus Frankreich, England und den USA im niedersächsischen Wunstorf ausgebildet. Zwischen Deutschland und Frankreich besteht dabei eine besonders intensive Zusammenarbeit. Während in Wunstorf die A400M-Musterberechtigung für deutsche und französische Pilotinnen und Piloten durchgeführt wird, erfolgen in Orleans/Frankreich die gemeinsamen taktischen Ausbildungsabschnitte. Mit Malaysia nutzt nun erstmalig auch eine A400M-Nation das Knowhow der Luftwaffe, die nicht Mitglied der NATONorth Atlantic Treaty Organization ist.

Multinationalität ist in der DNA der Luftwaffe

Die Luftwaffe leistet ihren Beitrag zu den Verteidigungspolitischen Richtlinien, um die weltweite verteidigungspolitische Zusammenarbeit mit bewährten Partnern, insbesondere im Indo-Pazifik, vorrangig mit Mitteln der Verteidigungsdiplomatie, regelmäßiger militärischer Präsenzen, verlässlicher Rüstungskooperation und Fähigkeitsbildung zu vertiefen.

Die Luftwaffe kann schnell über große Distanzen Wirkung entfalten – dass sich unsere Partner dabei auch im Indo-Pazifik auf uns verlassen können, haben wir nicht zuletzt mit Pacific Skies 24, verschiedensten Übungsteilnahmen oder auch Rapid Pacific 2022 unter Beweis gestellt“, so ein Sprecher der Luftwaffe. „Wir arbeiten bereits seit Jahren eng mit unseren Partnern im Indo-Pazifik zusammen und freuen uns, mit der A400M-Ausbildung mit der Royal Malaysian Air Force einen weiteren Schritt zu gehen.“

Neben großen multinationalen Übungen und Verlegungen arbeitet die Luftwaffe auch bilateral mit Luftstreitkräften von Partnernationen im Indo-Pazifik zusammen. Die nun gestartete Ausbildungskooperation mit Malaysia ist hierbei ein erfreulicher weiterer Schritt. Die Ausbildungskooperation reiht sich in das Indo-Pazifik-Engagement der Luftwaffe nahtlos ein.

von Martin Buschhorn

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