Luftwaffe
Truppenbesuch

Praxisorientierte Grundausbildung: „Die geringen Abbruchquoten sind vorbildlich“

Praxisorientierte Grundausbildung: „Die geringen Abbruchquoten sind vorbildlich“

Datum:
Ort:
Germersheim
Lesedauer:
4 MIN

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In Vorbereitung auf den geplanten Neuen Wehrdienst hat die Luftwaffe ihre Grundausbildung auch mit Blick auf Lehren aus dem Ukrainekrieg an aktuelle Anforderungen angepasst. Über erste Erfahrungen informierten sich vor Ort in Germersheim Verteidigungsminister Pistorius und Generalinspekteur Breuer.

Pistorius begrüßt Bataillonskommandeur Oberstleutnant Zerau kurz nach seiner Ankunft in Germersheim

Minister Pistorius: „Ich bin gekommen, um mir ein Bild von der neu gestalteten Grundausbildung machen.“

Bundeswehr/Frank Wiedemann

Verteidigungsminister Boris Pistorius und der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer, haben den Rekrutinnen und Rekruten der Südpfalz-Kaserne in Germersheim einen Besuch abgestattet. Dort ist das Luftwaffenausbildungsbataillon stationiert, einer von zwei Standorten der Luftwaffe, an denen junge Soldatinnen und Soldaten die ersten drei Monate ihrer Dienstzeit absolvieren. Direkt an der Landezone der pfälzischen Stadt begrüßte Bataillonskommandeur Oberstleutnant Christian Zerau die mit dem Cougar-Hubschrauber eingeflogenen Gäste. Im Mittelpunkt des Besuchs stand die neu angepasste, praxisorientierte Grundausbildung der Luftwaffe. 

„Ausbilden statt Aussieben“

Erste Zahlen sprechen für sich: Gerade einmal fünf bis neun Prozent der Rekrutinnen und Rekruten brechen die Grundausbildung vorzeitig ab ­– und das überwiegend aus persönlichen Gründen. „Die Abbrecherquote ist so niedrig wie noch nie“, bestätigt auch Bundesverteidigungsminister Pistorius und lobt gleichzeitig die Motivation der jungen Soldatinnen und Soldaten. Gründe hierfür sind laut Pistorius die hohe Qualität der Ausbildung sowie das „Mindset“, mit dem die Ausbildenden die Rekruten und Rekrutinnen getreu dem Motto „Ausbilden statt Aussieben“ in der dreimonatigen Grundausbildung langsam an den Soldatenberuf heranführen.

Mehr Gefechtsnähe, mehr Realität 

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 und dem daraus resultierenden sicherheitspolitischen Paradigmenwechsel wurde auch die Ausbildung in der Luftwaffe angepasst. Denn die Anforderungen an junge Soldatinnen und Soldaten haben sich geändert – und damit auch die Themen der Grundausbildung. Zusätzlich sollen die aktive Truppe und die Reserve in den kommenden Jahren personell deutlich aufwachsen.

Gespräch zwischen Pistorius und mehreren Rekruten

Im direkten Austausch: Pistorius erkundigt sich bei den Rekruten, wie sie die neuen Grundausbildungsmodule bewerten

Bundeswehr/Johannes Heyn

Seit 2024 sind Schießausbildung am Maschinengewehr, Module zu Drohnen und Drohnenabwehr sowie noch mehr „grüne“ Gefechtsausbildung fest in die Grundausbildung der Luftwaffe integriert. Auch die ab Juli 2025 eingeführte neue SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction-Ausbildung sowie die Hindernisbahn bringen realistische Einsatzszenarien in den Ausbildungsalltag der Flieger (niedrigster Dienstgrad bei der Luftwaffe). SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction steht für Survival, Evasion, Resistance and Extraction, also Überleben, Ausweichen/ Flucht, Widerstand und Rückführung. Den Teilnehmenden wird dabei vermittelt, wie sie sich richtig verhalten, wenn sie von der eigenen Truppe abgeschnitten werden. „Die Ausbildung ist fordernd, aber total sinnvoll. Besonders die praktischen Anteile – Schießen, Hindernisbahn, Drohnenabwehr – zeigen uns, was im Ernstfall zählt“, sagt Rekrutin Marie S.

Auf der Hindernisbahn beobachtete Boris Pistorius die Soldaten-Azubis beim Überwinden von Holzwand und Drahtgasse genau. Auch bei der Ausbildung „moderne Aufklärungsmittel“, bei der Stabsfeldwebel Klaus L. den  Rekrutinnen und Rekruten Klein- und Kleinstdrohnen vorstellte, wollte der Minister dabei sein. „Die Rekruten lernen in der Grundausbildung neben den Gefahren von Drohnen auch deren Nutzen und Einsatz kennen“, bestätigt Pistorius. 

Durch eine moderne, attraktive und auf den Kernauftrag „Heimatschutz“ ausgelegte Ausbildung möchte die Luftwaffe jungen interessierten Menschen damit ein attraktives Angebot machen und sie in ihren ersten Dienstmonaten für die Streitkräfte begeistern. Abwechslungsreicher, vielfältiger und spannender als bisher soll die neue Grundausbildung sein, für länger dienende Soldatinnen und Soldaten aber auch für die Neuen Wehrdienstleistenden. Mit Blick auf den geplanten Neuen Wehrdienst wurde daher auch die anschließende weiterführende Ausbildung angepasst. Diese sogenannte Vollausbildung soll ebenso fordernd und erlebnisreich ausgestaltet werden, um den Soldatinnen und Soldaten einen sinnstiftenden Dienst sowie Möglichkeiten zur persönlichen Weiterqualifizierung zu bieten. Dafür wird diese direkt bei den Verbänden der Luftwaffe stattfinden. Die neuen Rekrutinnen und Rekruten „schnuppern“ so richtige Bundeswehrluft: Sehen Eurofighter senkrecht in den Himmel steigen oder die Flugabwehr im Gelände agieren. Damit wollen wir die Bundeswehr in ihrer ganzen breite und als attraktiven Arbeitgeber präsentieren.

Pistorius steht bei einer Ausbildung zum Thema Drohnen in der Grundausbildung

Blick in die Zukunft der Gefechtsfeldaufklärung: Verteidigungsminister Pistorius verfolgt die Ausbildungseinheit „Klein- und Kleinstdrohnen“

Bundeswehr/Frank Wiedemann

Internationale Verantwortung 

Auch bei der Mission zum Training ukrainischer Soldaten und Soldatinnen EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine engagierte sich das Luftwaffenausbildungsbataillon herausragend. Seit 2023 bilden Soldatinnen und Soldaten aus Germersheim ukrainische Streitkräfte auf deutschem Boden aus unter anderem auf den Truppenübungsplätzen in Hammelburg und Wildflecken.

Die Germersheimer führen mit den ukrainischen Soldaten sogenannte „Basic Trainings“, also eine Art Grundausbildung, und „Drill Instructor Trainings“, die Ausbildung von Ausbildern, durch und lernen dabei selbst etwas. Denn die Erfahrungen mit Drohnen und bei der Drohnenabwehr, über die die kriegserprobten, ukrainischen Teilnehmer verfügen, kennen die Deutschen nur aus dem Lehrbuch.

Weitere Ausbildungskompanien in Sicht 

In der abschließenden Gesprächsrunde wurden weitere Vorhaben der Bundeswehr und des Luftwaffenausbildungsbataillons angesprochen: Noch in diesem Jahr soll ein erweitertes Schießausbildungskonzept erprobt werden. Des Weiteren prüft die Luftwaffe derzeit, ein zweites Ausbildungsbataillon aufzustellen.

von Elena Kronenbitter

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