Luftwaffe
Rapid Viking 2023

Fliegen über „dünnem“ Eis

Fliegen über „dünnem“ Eis

Datum:
Ort:
Europa
Lesedauer:
3 MIN

Die Arktis. Eine atemberaubende und doch fragile Region. Sie gewinnt zunehmend an geopolitischer Bedeutung. Der Klimawandel beschleunigt die Eisschmelze. Das eröffnet neue wirtschaftliche Möglichkeiten. Mit diesen Veränderungen sieht sich die NATO vor die Herausforderung gestellt, ihr Engagement für die Arktis anzupassen – zum Schutz ihrer Mitglieder in dieser Region. Militärische Präsenz zeigen – für Stabilität und Sicherheit. Das ist Teil der Arktisstrategie der NATO. Die Luftwaffenübung Rapid Viking 23 folgt diesem Leitgedanken.

Blick aus dem Cockpit eines fliegenden Eurofighters auf Island.

Bei Rapid Viking 2023 ist die Luftwaffe mit sechs Eurofightern auf Island. Bereits in den Jahren 2010 und 2012 war die Bundeswehr mit je sechs Jagdflugzeugen des Typs „Phantom F-4F“ auf Island stationiert.

Bundeswehr/Luftwaffe

Die wachsende Bedeutung der Arktis für die NATO

Die Arktis ist reich an natürlichen Ressourcen – darunter Öl, Gas und Mineralien. Auch sind die klimatischen Veränderungen in dieser Region besonders spürbar. Bedingt durch den Temperaturanstieg schmilzt Eis zunehmend ab. Das Nordpolarmeer öffnet sich – es entstehen neue Schifffahrtsrouten. Dies hat das Interesse nicht nur der Arktis-Anrainerstaaten, sondern auch anderer Akteure wie China geweckt. Die NATO hat die strategische Bedeutung des hohen Nordens und ihre Auswirkungen auf die Sicherheit Europas und Nordamerikas bereits vor Jahren erkannt. Als Reaktion darauf hat sie ihre Aufmerksamkeit verstärkt auf diese Polarregion gerichtet. 

Die Herausforderungen in der Arktis

Die Länder im arktischen Raum stehen vor einer Reihe von Herausforderungen, die ihre Stabilität und Sicherheit gefährden könnten. Am Rande des Arktischen Ozeans – im Festlandsockel – soll die Vielzahl der vermuteten Ressourcen liegen. Die Arctic Five die fünf arktischen Küstenanrainer Russland, USA, Kanada, Dänemark/Grönland und Norwegen – erheben überlappend Ansprüche auf Bereiche dieses Sockels. Die territorialen Streitigkeiten zwischen den Staaten gehen mit einer Militarisierung der Region einher. Hinzu kommen Umweltverschmutzung und Klimawandel, die das Ökosystem der Arktis bedrohen. Um das Gebiet als konfliktarme Region zu erhalten, entwickelt die NATO ihre Strategie stetig weiter. 

Die dreifache Säule der Arktisstrategie der NATO

Die Arktisstrategie der atlantischen Allianz basiert auf drei Säulen: Sicherheit, Kooperation und Nachhaltigkeit. Um die Sicherheit im hohen Norden zu gewährleisten, bedient sich die NATO des Mittels der Abschreckung. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig eine militärische Aufrüstung. Es meint vielmehr eine ausgewogene Präsenz. Das fördert die Stabilität in der Region und stärkt das Vertrauen innerhalb des Bündnisses. Kooperation und Dialog mit den Anrainerstaaten und anderen Akteuren in der Arktis sind für die mittlerweile 31 Staaten der NATO von besonderer Bedeutung.

Ein amphibisches Schiff der United States Navy auf dem Wasser, bei der Übung Northern Viking 2022.

Die USS Kearsarge hatte 2022 am multinationalem Seemanöver Northern Viking im Nordatlantik teilgenommen

Bundeswehr/Janine Pirrwitz

Nachhaltige Entwicklung und Umweltschutz

Die dritte Säule der Arktisstrategie der NATO ist die Unterstützung nachhaltiger Entwicklungspraktiken und des Umweltschutzes in der Region. Die Arktis-Anrainerstaaten sind Teil eines sensiblen Ökosystems, das durch den Klimawandel bedroht ist. Das westliche Bündnis nutzt seine Ressourcen und Expertise, um bei der Bewältigung der daraus resultierenden Herausforderungen zu unterstützen. Dies umfasst den Technologietransfer, den Kapazitätsaufbau und gemeinsame Forschungsprojekte.

Blick in die Zukunft

Umweltbedingungen und geopolitische Lage sind in einem stetigen Wandel. Das stellt auch die Arktispolitik der NATO vor Herausforderungen. Folglich muss sie ihre Strategie flexibel halten und regelmäßig überprüfen. Nur so kann sie angemessen auf Veränderungen reagieren. Die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren wird entscheidend sein, um langfristig Stabilität und Sicherheit in der Arktis zu gewährleisten. Dazu gehören auch Kooperationen mit China, Russland und verschiedenen Organisationen.

Das Patch von Rapid Viking im Fokus, vor dem kürzlich ausgebrochenem Vulkan Litli-Hrútur.

Island gehört zu den Arctic Five. Die Luftwaffe leistet mit ihrer Präsenz im Hohen Norden ihren Beitrag zur Wahrung der Integrität und Souveränität seiner Bündnispartner in der Polarregion.

Bundeswehr/Emilia B.

Fazit

Mit der Arktisstrategie der NATO bemüht sich das Bündnis darum, Sicherheit, Kooperation und Nachhaltigkeit in einer sich wandelnden Region zu fördern. Die Arktis steht vor zahlreichen Herausforderungen – aber auch Chancen. Etwa für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit. Indem die Allianz ihre Politik auf eine ausgewogene Weise gestaltet, sichtbar bleibt und Flagge zeigt, spielt sie eine positive und konstruktive Rolle im hohen Norden. Das Engagement der Luftwaffe trägt dazu bei, die Stabilität und Sicherheit in dieser Region zu gewährleisten. In einem Teil der Welt, der einzigartig ist und zunehmend an geostrategischer Bedeutung gewinnt.

von Thomas Skiba
Übung

Rapid Viking 2023

Die Übung, die sechs Kampfjets und ein Kommando von 30 Soldatinnen und Soldaten nach Island führt.

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