Marine
Personenporträt

Ehrenamt aus Leidenschaft: Seenotretter Rüdiger Wallrath

Ehrenamt aus Leidenschaft: Seenotretter Rüdiger Wallrath

Datum:
Ort:
Bremerhaven
Lesedauer:
4 MIN

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Über 30 Millionen Menschen in Deutschland engagieren sich ehrenamtlich. Einer von ihnen ist Kapitänleutnant Wallrath. Anlässlich des Internationalen Tages des Ehrenamtes am 5. Dezember erzählt er uns seine Geschichte.

Porträtbild eines Marineoffizier in dunkelblauer Uniform mit weißer Dienstmütze.

Bundeswehr/Thomas Krey

Socken stricken? Rosen züchten? Rüdiger Wallrath hat in seiner Freizeit ein anderes Ziel. Er hilft Menschen, die auf See in Not geraten sind. Der Kapitänleutnant arbeitet am Taktikzentrum der Marine in Bremerhaven, nach Dienstschluss engagiert er sich für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRSDeutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger). Als Freiwilliger kann er in seinem Ehrenamt einbringen, was er bei der Marine gelernt hat.

Die See lässt ihn einfach nicht los: Über die Hälfte seiner 30 Dienstjahre bei der Marine war er mit unterschiedlichsten Schiffen auf den Weltmeeren unterwegs. Kapitänleutnant Wallrath hat auf Schnellbooten ebenso Dienst getan wie auf der Fregatte „Karlsruhe“ und später als Schiffseinsatzoffizier auf dem Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“.

Heute ist er Dezernatsleiter Übungsleitung und Assistenz im Taktikzentrum der Marine (TZM) in Bremerhaven. Nach Dienstschluss und am Wochenende wechselt er die Uniform: In der roten Dienstkleidung der Seenotretter hilft Rüdiger Wallrath als Bootsführer auf der „Emil Zimmermann“ allen, die im Seegebiet der westlichen Außenweser in Not geraten.

Das Ehrenamt bei der DGzRSDeutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger als Hobby und Berufung

Ein Motorboot mit weiß und leuchtend rot gestrichenen Aufbauten liegt in einem kleinen Hafen.

Die „Emil Zimmermann“ in ihrer Heimatstation in Fedderwardersiel, am linken Ufer der Wesermündung

DGzRS

Die „Emil Zimmermann“ ist ein knapp zehn Meter langes Seenotrettungsboot. Es läuft von der Freiwilligenstation Fedderwardersiel immer dann aus, wenn Seeleute verletzt sind, Fischer in Not geraten, Menschen über Bord gehen oder auch Hobbyschiffer einen Motorschaden haben, den richtigen Priel nicht mehr finden oder bei ablaufendem Wasser im Watt feststecken.

„Zum Glück werden wir nur selten zu Menschen in Seenot, also Lebensgefahr, gerufen“, sagt Wallrath. Bei den Seenotrettern auf den Nordseeinseln sei das anders, dort gehe es häufiger um Leben und Tod. Vor Fedderwardersiel muss die Crew der „Zimmermann“ auch häufig bei technischen Problemen helfen – und verhindert auf diese Weise oftmals frühzeitig Schlimmeres. Denn auf See kann aus einem vermeintlich kleinen Problem schnell eine große Gefahr werden.

Zu der Arbeit als freiwilliger Seenotretter ist Wallrath vor einigen Jahren durch Zufall gekommen: „Auf einer privaten Feier habe ich einen Vormann, einen Stationsleiter der Seenotretter, kennengelernt. Der hat mich mal zur Station mitgenommen, und die Menschen dort haben mich so herzlich aufgenommen, dass ich sofort begeistert war.“ Seitdem ist ihm das Ehrenamt Hobby und Berufung zugleich.

„Sich für die Gesellschaft ehrenamtlich zu engagieren, ist schwierig, wenn man beruflich monatelang auf See ist“, sagt Wallrath. Jetzt habe er die Möglichkeit, sich in seiner Freizeit für Andere einzusetzen. „Ich könnte nicht nur im Garten sitzen und die Füße hochlegen. Ich möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben, und zum Glück trägt meine Frau das auch voll mit.“

Rettungseinsätze im Rhythmus von Ebbe und Flut

Nahaufnahme des weiß und leuchtend rot gestrichenen Fahrstands eines großen Bootes; ein Mann schaut aus einem offenen Fenster.

Auf dem Seenotrettungsboot „Emil Zimmermann“ kann Wallrath einbringen, was er bei der Marine gelernt hat. „Das Ehrenamt ist mir Hobby und Berufung zugleich“, sagt er

Bundeswehr/Andrea Hilscher

Der Tidenkalender bestimmt, wann die Crew der „Emil Zimmermann“ überhaupt zum Einsatz kommen kann – bei Ebbe läuft in dem idyllischen Hafen an der Wesermündung häufig nichts mehr. Kommt es in dieser Zeit zu akuten Notfällen, alarmiert die für alle Notfälle auf Nord- und Ostsee zuständige Seenotleitung der DGzRSDeutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger in Bremen andere Stationen – kein Problem aufgrund der hohen Stationsdichte der Seenotretter mit insgesamt 60 Rettungseinheiten zwischen Borkum und Usedom. Ist es nicht ganz so eilig, warten die Freiwilligen rund um Bootsführer Wallrath einfach auf die Flut.

An den Wochenenden gehen sie regelmäßig auf Kontrollfahrt. Sie überprüfen, ob die als Orientierungshilfe in den Boden gerammten Pricken noch mit den elektronischen Seekarten übereinstimmen oder ob die Gezeiten neue Fahrrinnen geschaffen haben. Außerdem halten sich die Freiwilligen mit Übungen fit: Mann über Bord, an den Poller fahren oder ein anderes Boot zu schleppen sind Manöver, bei denen jeder Handgriff sitzen muss – rund um die Uhr und bei jedem Wetter.

Auch muss an Bord jeder alles können. Er sei froh, dass er seine Kenntnisse und Fähigkeiten bei der DGzRSDeutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger so sinnvoll einbringen kann. „Schließlich habe ich Seefahrt bei der Marine wirklich von der Pike auf gelernt“, so der Kapitänleutnant.

Porträtbild eines Mannes mit Brille in roter Jacke.

In der roten Dienstkleidung der Seenotretter fühlt sich Rüdiger Wallrath wertgeschätzt. Auch seine Kameraden am TZM finden seinen Einsatz großartig

Bundeswehr/Andrea Hilscher

„Wenn ich die rote Dienstkleidung anhabe, dann fühle ich mich wahrgenommen und wertgeschätzt. Ein schönes Gefühl“, sagt er über die nach wie vor ausschließlich durch Spenden finanzierte Arbeit der 1865 gegründeten DGzRSDeutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Die blaue Marineuniform trägt er bis heute mit derselben Leidenschaft wie vor dreißig Jahren. „Dabei stamme ich aus dem Rheinland und bin eigentlich nur über die Wehrpflicht zu Bundeswehr gekommen“, erzählt der Soldat mit einem kleinen Schmunzeln.

Und Wallraths Hauptjob?

Im Taktikzentrum der Marine ist Wallrath als Dezernatsleiter gemeinsam mit einem guten Dutzend ziviler Mitarbeiter verantwortlich für die Simulation von Übungsszenarien. „Die Lehrgangsleiter geben uns eine Lage vor, die wir dann mit dem Einsatz von Schiffen, U-Booten, Flugzeugen und Hubschraubern so für den Simulator umsetzen, dass die Teilnehmer möglichst realitätsnah trainieren können“, erklärt er.

2022 wird für Wallrath einmal mehr ein Jahr der Veränderungen: Auf dem Gelände der Marineoperationsschule wird das neue Maritime Warfare Centre (MWC) im Herbst 2022 die Arbeit aufnehmen. Lehre und Forschung werden hier eng miteinander verzahnt, um die Ausbildung von Operationsoffizieren zu optimieren. Das TZM wird dabei im MWC aufgehen. Kapitänleutnant Rüdiger Wallrath freut sich auf diese neue Herausforderung. 

von Andrea Hilscher  E-Mail schreiben

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