„Elbe“-Kommandantin Niehage: Klarheit, Teamgeist, starker Wille
„Elbe“-Kommandantin Niehage: Klarheit, Teamgeist, starker Wille
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Korvettenkapitän Michelle Niehage führt den Tender „Elbe“. Sie spricht über ihren ungewöhnlichen Weg zur Kommandantin, bewegende Erlebnisse auf See und ihren Führungsstil.
Klare Ansagen, Teamgeist und viel Willenskraft – das sind nur einige der Eigenschaften, die Frau Korvettenkapitän Michelle Niehage auszeichnen. Sie führt als Kommandantin des Tenders „Elbe“ eine Stammbesatzung von 68 Menschen und lebt damit ihren großen Traum. Die 34-Jährige ist seit Juli 2010 bei der Marine und blickt bereits auf eine beeindruckende Laufbahn zurück.
Niehages Weg zur Kommandantin verlief nicht nach dem Standardlehrbuch. Ihre ersten seefahrerischen Erfahrungen sammelte sie auf Fregatten, beginnend als dritter Schiffsversorgungsoffizier auf der Fregatte „Lübeck“. Nach dem erfolgreichen Abschluss des B-Lehrgangs Logistik diente sie als erster Schiffsversorgungsoffizier auf der Fregatte „Brandenburg“. Später entschied sie sich für einen Wechsel in die Einsatzflottille 1 und versuchte ihr Glück auf den Tendern. Dort war sie zwei Jahre lang erster Wachoffizier auf dem Tender „Rhein“, bevor sie nach bestandener Kommandantenprüfung unmittelbar das Kommando über den Tender „Elbe“ übernahm.
Für sie bedeutet die Position als Kommandantin „tatsächlich einfach alles“. Niehage sieht darin die Belohnung für all die harte Arbeit, die unzähligen Stunden auf der Brücke und die frühen Wachen. Es ist die Verwirklichung ihres großen Traums und Ziels, das sie nun aktiv lebt.
Ein besonders bewegendes Erlebnis ihrer Seefahrtzeit war ein Vorfall während ihrer Zeit auf der Fregatte „Lübeck“. Nach einem Zwischenfall auf der Fregatte „Sachsen“ übernahm ihr Schiff die navigatorische Beratung und das Geleit, um die „Sachsen“ sicher nach Wilhelmshaven zu bringen. Als sie dort ankamen und vor der „Sachsen“ festmachten, trat die gesamte Besatzung der „Lübeck“ zur Passieraufstellung an. In dem Moment, als die „Sachsen“ die Einfahrt passierte, applaudierte deren Besatzung zum Dank. Dieser emotionale Moment löst bei Niehage noch heute Gänsehaut aus.
Verantwortung, Stress und Druck
Als entscheidende Voraussetzungen für eine Führungsposition in der Marine nennt sie Willensstärke, Menschlichkeit und Resilienz. Die Aufgabe sei mit enormer Verantwortung, Stress und Druck verbunden, die es zu bewältigen gelte. Menschlichkeit sei unerlässlich, da nur unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des Einzelnen ein Team auch in Extremsituationen optimal funktionieren könne. Willenskraft sei zudem wichtig, um auch bei Widerständen von übergeordneten Stellen nicht aufzugeben und weiterzukämpfen. „Wenn man das als Führungskraft nicht tut, wie kann man dann von seinen unterstellten Soldaten erwarten, dass sie das tun?“, gibt sie zu bedenken.
Lust auf privates Reisen nach den langen Zeiten auf See hat Niehage mal mehr, mal weniger. Ein Sommerurlaub von ein bis zwei Wochen ist für sie zur Regeneration wichtig. Gleichzeitig genießt sie es aber auch, einfach zu Hause zu sein, Zeit im Garten zu verbringen oder ausgedehnte Runden zu laufen, was an Bord nur eingeschränkt möglich ist.
Besonders stolz ist die Kommandantin auf das Engagement und die Motivation ihrer Besatzung. Nach einem holprigen Start nach der Werftzeit habe jeder vom ersten Moment an die erwartete Leistung gezeigt. Sie habe noch nie gehört, dass etwas nicht möglich sei, stattdessen zögen alle an einem Strang. Dieser Teamgedanke und die Motivation sind ihrer Meinung nach das Wichtigste, um die zusätzlichen Belastungen zu meistern und als Einheit zu funktionieren. Sie ist überzeugt: „Wir befinden uns auf dem besten Weg, ein solches Team zu werden.“