Marine
Namensfrage

Bundesmarine oder Deutsche Marine – wie heißt sie richtig?

Bundesmarine oder Deutsche Marine – wie heißt sie richtig?

Datum:
Ort:
Rostock
Lesedauer:
4 MIN

Mit rund 16.000 Soldatinnen und Soldaten ist die Marine die kleinste Teilstreitkraft der Bundeswehr. Ihre Männer und Frauen sind weltweit gefordert. Mit Blick auf die aktuellen Einsätze hat die Öffentlichkeit reges Interesse an ihrer Arbeit. Noch immer aber gibt es Unklarheit über den offiziellen Namen der deutschen Seestreitkräfte.

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Der Bordparka gehört zur persönlichen Ausrüstung aller Marinesoldatinnen und -soldaten. Mit seiner Einführung hatte er bereits die Aufschrift „Deutsche Marine“ – auch um sich von internationalen Kameradinnen und Kameraden unterscheiden zu können.

Bundeswehr/Tom Twardy

Wie heißt die Marine richtig? Häufig ist in den Medien von der „Bundesmarine“ die Rede, auch bei vielen Internetsuchmaschinen-Abfragen wird das Wort noch genutzt. Die Bezeichnung ist aber seit bald 30 Jahren nicht mehr aktuell.

Die Bezeichnung Bundesmarine stammt aus der Zeit des Kalten Krieges, als es noch zwei deutsche Staaten gab. Sie diente vor allem zur eigenen Abgrenzung der Seestreitkräfte Westdeutschlands gegenüber der Volksmarine der DDR. Die Teilstreitkraft der Bundeswehr heißt nämlich schon seit 1956 ganz offiziell nur „Marine“. 

Begriff stammt aus dem Kalten Krieg

Um die gewünschte Unterscheidung zur Volksmarine zu betonen, nutzte die westdeutsche Marine den Begriff „Bundesmarine“ insbesondere auch in der Kommunikation mit ihren internationalen NATO-Partnern. Dieser Praxis folgend, wurden westdeutsche Kriegsschiffe auf Englisch als „Federal German Ship“, wörtlich also „Bundesdeutsches Schiff“, bezeichnet. Dieses sogenannte nationale Präfix steht bis heute in der Regel vor dem eigentlichen Schiffsnamen. So identifiziert sich im internationalen Funkverkehr der Einsatzgruppenversorger „Berlin“ beispielsweise als Federal German Ship, kurz FGS, „Berlin“. 

Ähnliches betrifft die schwarzen Mützenbänder an den Matrosenmützen, die zum Dienstanzug gehören. Auf den Bändern steht der jeweilige Name des Schiffes, Bootes oder Verbands, zu dem die Soldatinnen und Soldaten gehören. So lauten die Aufschriften beispielsweise  „Fregatte Baden-Württemberg“ oder „Seebataillon“. Das ist seit der Gründung der Marine bis heute der Fall. 

Diejenigen Mannschaftssoldaten aber, die früher in internationalen Stäben, in sehr kleinen Einheiten oder im Verteidigungsministerium tätig waren, erhielten dagegen ein Mützenband mit der Aufschrift „Bundesmarine“. Heute tragen die Mannschaften militärischer Bereiche ohne besondere Zuordnung das Mützenband mit der Aufschrift „Deutsche Marine“. Der Grund für diese Änderung: die deutsche Einheit.

Weisung kam fünf Jahre nach der Wiedervereinigung

Seit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 bestand die Notwendigkeit nicht mehr, dass sich eine deutsche Marine von einer anderen deutlich abgrenzt. Das legte auch das Bundesministerium der Verteidigung 1995 ausdrücklich so fest. Seitdem nutzt die Bundeswehr den Begriff Bundesmarine nicht mehr. 

Der damalige Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Hans-Rudolf Boehmer, verfügte zudem im selben Jahr, dass ausschließlich die 1956 vom Ministerium angeordnete offizielle Bezeichnung „Marine“ zu verwenden wäre. Doch die Problematik der Bezeichnung der Marine der Bundesrepublik Deutschland auf dem internationalen Parkett blieb – und verstärkte sich sogar. Denn für sie kamen neue internationale Einsätze hinzu. 

Deshalb regelte das Verteidigungsministerium, dass die Bezeichnung „Deutsche Marine“ zu verwenden sei, wenn eine nationale Abgrenzung dies erforderlich mache. Eine solche nähere Benennung ist international üblich. Zum Beispiel nennt sich die niederländische Marine „Koninklijke Marine“ in der Heimatsprache, im Englischen aber ergänzt sie den Namen des Landes zu „Royal Netherlands Navy“. Ähnlich verhält es sich mit der Marine Frankreichs. Auf Französisch heißt sie „Marine Nationale“, international bezeichnet sie sich als „French Navy“. Daneben stellt sich die „Deutsche Marine“, auf Englisch „German Navy“. Auf die Weisung des Ministeriums hin wurden auch die Mützenbänder mit der Aufschrift Bundesmarine durch neue mit dem Schriftzug Deutsche Marine ersetzt. 

Eine Infografik.

Gut ein Siebtel der Menschen nutzt noch den veralteten Begriff: Rund 1.000 Google-Such-Anfragen nach dem Schlagwort „Bundesmarine“ zählt eine Webanalyse durchschnittlich pro Monat – im Vergleich zu 6.500 Suchen nach „Deutsche Marine“.

Quelle: Screenshot/Bundeswehr

Debatte um Namen der deutschen Seestreitkräfte hält an

Das sorgte, teils bis heute noch, für Verwirrung. Der vermeintliche Namenswechsel war am 6. November 1996 sogar Thema einer Diskussion im Bundestag. „Welche sicherheitspolitischen Erwägungen haben die Bundesregierung bewogen, für die Teilstreitkraft Marine die Bezeichnung ‚Deutsche Marine‘ anstelle der traditionellen Bezeichnung ‚Bundesmarine‘ einzuführen?“, hatte der Abgeordnete Norbert Gansel gefragt. 

Verteidigungsstaatssekretärin Michaela Geiger wies in ihrer Antwort ausdrücklich auf die beschriebene Erlasslage hin: „Die Bezeichnung der Teilstreitkraft Marine als Bundesmarine ist niemals offiziell verfügt worden, sondern wurde zur Nutzung erlaubt, wenn aus dem Zusammenhang nicht ersichtlich war, dass es sich um eine Teilstreitkraft der Bundeswehr handelt. Es handelt sich hier also nicht um eine Umbenennung.“

Außer auf den Mützenbändern ist der Schriftzug „Deutsche Marine“ noch an anderer Stelle zu sehen. Mit der Einführung des neuen Bordparkas für Schiffsbesatzungen erhielt dieses Kleidungsstück – zusätzlich zu den kleinen Deutschlandflaggen an den Ärmeln – über der rechten Brusttasche die Bezeichnung aufgestickt. Weil die Schiffe und Boote der Marine weltweit anzutreffen sind, entspricht das der Weisung des Ministeriums.

In aller Kürze also: Die Marine heißt Marine, und das schon unverändert seit 1956. Grundsätzlich zur Abgrenzung zu anderen Marinen nennt sie sich Deutsche Marine – mit einem großen D. Die alte Benennung Bundesmarine wird seit 1995 offiziell nicht mehr genutzt.

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