Erster orthodoxer Militärrabbiner im Osten
Rabbiner Shlomo Afanasev wurde in Schwielowsee beim Operativen Führungskommando der Bundeswehr offiziell ins Amt eingeführt.
Auf der Ersten Internationalen Jüdischen Militärseelsorgekonferenz in Berlin tauschten sich Militärrabbiner aus NATONorth Atlantic Treaty Organization- und Partnerstaaten über die jüdische Militärseelsorge in Krisen und bei der Landes- und Bündnisverteidigung aus. Zu dem neuartigen Format hatte das 2021 gegründete Militärrabbinat jüdische Militärgeistliche nach Berlin eingeladen.
Militärrabbiner aus NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partnerländern und Bundeswehr-Angehörige tauschten sich in Berlin bei der Ersten Internationalen Jüdischen Militärseelsorgekonferenz aus
Bundeswehr/Tom TwardyFast 50 Militärrabbiner und -rabbinerinnen sowie Mitarbeitende der Militärseelsorgen aus Deutschland und NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partnerstaaten haben sich vier Tage lang in Berlin beraten. Auf der Ersten Internationalen Jüdischen Militärseelsorgekonferenz diskutierten jüdische Militärgeistliche aus den Niederlanden, Deutschland, den USA, der Schweiz, Belgien und der Ukraine darüber, wie sich Militärseelsorge in Krisenzeiten ausüben lässt, und besprachen Möglichkeiten der Kooperation.
Das Militärrabbinat, die Dienststelle der Jüdischen Militärseelsorge bei der Bundeswehr, hatte erstmals dieses völlig neue Veranstaltungsformat für jüdische Militärgeistliche organisiert. Bei einem Empfang mit über 100 geladenen Gästen begrüßte am 24. November 2025 Militärbundesrabbiner Zsolt Balla in der Julius-Leber-Kaserne die Konferenzteilnehmenden. Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, bezeichnete in seiner Rede die Konferenz als Meilenstein in der Entwicklung der Jüdischen Militärseelsorge und bedankte sich bei den Soldatinnen und Soldaten.
Am öffentlichen Teil der Konferenz nahmen neben den jüdischen Militärgeistlichen aus sechs Nationen die christlichen Schwesterseelsorgen und Kooperationspartner des Militärrabbinats aus der Bundeswehr teil. Reverent Dr. Maddox Woodbery vom Office of the Command Chaplain (OCHAPOffice of the Command Chaplain) bei der U. S. Army Europe and Africa führte in die Organisation der Militärseelsorge in der NATONorth Atlantic Treaty Organization ein. Die jüdische Bundeswehrsoldatin Oberfeldarzt Tamara R. berichtete über ihre Erfahrungen als Sanitätsoffizierin im Einsatz und die Rolle der Militärseelsorge in einem solchen Szenario.
Im geschlossenen Teil der Konferenz tauschten sich die jüdischen Militärseelsorgenden dann über ihre unterschiedlichen Strukturen aus, legten die Grundlagen für ein Netzwerk und diskutierten über Kooperationsmöglichkeiten und Synergieeffekte. Amtskollegen aus der Ukraine und per Video zugeschaltete israelische Militärrabbiner schilderten eindrücklich Erfahrungen in Einsatzszenarien.
Der Oberrabbiner der niederländischen Streitkräfte, Colonel Menachem Sebbag, lobte die Konferenz: „Ich bin seit 20 Jahren bei der jüdischen Militärseelsorge, doch hier in Berlin habe ich so viele Dinge gelernt, die ich noch nicht wusste. Und die Möglichkeit, spezifische Themen zu besprechen, die nur uns jüdische Militärseelsorger betreffen, und nicht erklären zu müssen, was Jüdischsein und Militärrabbiner bedeutet, das war für mich etwas ganz Besonderes“, so der Rabbiner.
Zu der Veranstaltung eingeladen hatte Militärbundesrabbiner Zsolt Balla, das religiöse Oberhaupt der Jüdischen Militärseelsorge bei der Bundeswehr. „Wie können unsere Truppen und Soldaten sich behaupten und bereit sein zu schützen, aber gleichzeitig in einem bewaffneten Konflikt menschlich bleiben?“ Das seien für ihn die wichtigsten Fragen, die sich jede Generation stellen müsse. „Und das sind die beiden Kernfragen, mit denen sich die Militärseelsorge zu jeder Zeit beschäftigen sollte. Auf internationaler Ebene eng zu kooperieren und Interoperabilität auch bei der seelsorgerischen Betreuung unserer Soldatinnen und Soldaten zu gewährleisten, das ist unser Ziel.“
Zsolt Balla ist seit 2021 Militärbundesrabbiner und fungiert als das religiöse Oberhaupt der im gleichen Jahr gegründeten Jüdischen Militärseelsorge. Ihre Aufgabe ist es, Seelsorge und Lebenskundlichen Unterricht, eine Werteschulung der Bundeswehr, für Soldatinnen und Soldaten anzubieten und besonders jüdische Kameradinnen und Kameraden unter anderem bei der Religionsausübung im Grunddienst und Auslandseinsatz zu unterstützen.
„Wir haben auf der Konferenz vereinbart, uns regelmäßig zu treffen, unseren Austausch zu verstetigen und ein regelmäßiges Format zu schaffen. Denn besonders im Hinblick auf aktuelle und zukünftige Konflikte ist es entscheidend, dass wir beispielsweise Informationen über die Auslandseinsätze unserer Militärrabbiner länderübergreifend austauschen. Das hilft uns zu verstehen und Strategien zu entwickeln, wie wir die bestmögliche Unterstützung und Seelsorge für unsere jüdischen und natürlich alle Soldatinnen und Soldaten sicherstellen und im Ernstfall dort sein können, wo wir am meisten gebraucht werden“, so Militärbundesrabbiner Zsolt Balla am Ende der Konferenz.
von Cornelia Riedel