Frau Major Ute H., Sie sind Beamtin bei der Bundeswehr, Reservistendienst Leistende und derzeit aktive Soldatin im Auslandseinsatz KFORKosovo Force – stellen Sie sich doch bitte kurz einmal selbst vor.

Hallo! Ich bin Major der Reserve Ute H., habe zwei Kinder und lebe in Bonn. Seit 1989 bin ich bei der Bundeswehr und seit Ende der Laufbahnausbildung 1992 als Beamtin in der Laufbahn des gehobenen nichttechnischen Dienstes. Seit dem 12. Oktober 2020 bin ich für vier Monate als Leiterin der Einsatzwehrverwaltungsstelle im 57. Deutschen Einsatzkontingent KFORKosovo Force eingesetzt. Dies ist mein erster Einsatz.
Was hat Sie daran gereizt, zur Bundeswehr zu gehen?

Die Bundeswehr bietet ein sehr breites und ansprechendes Aufgabenspektrum, das eine vielseitige und abwechslungsreiche berufliche Laufbahn ermöglicht – sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich.
Was bedeutet es für Sie, als Frau bei der Bundeswehr zu sein, und gibt oder gab es vielleicht Vorbehalte bei manchen Kollegen?

Selbst wenn im zivilen Bereich schon länger Frauen in den vielen Aufgabenfeldern vertreten sind, so ist die Bundeswehr grundsätzlich ein eher männlich geprägtes Feld. Vorbehalte kommen immer wieder vor, aber diese lassen sich überwiegend schnell durch Sachlichkeit und Fachlichkeit beseitigen. Als militärische Leiterin in Führungsfunktion kann ich keine Vorbehalte meiner unterstellten Soldatinnen und Soldaten feststellen.
Wie reagiert Ihr privates Umfeld, Freunde und Familie darauf, dass Sie zur Bundeswehr gehen und nun Soldatin mit Führungsverantwortung sind?

Als ich zur Bundeswehr als Beamtin ging, war das noch nicht so kritisch. Aber als die Entscheidung für den Auslandseinsatz fiel, da wurden schon kritische Stimmen laut „Musst du dir das antun?“ und „Können das nicht andere machen?“ oder „Muss es denn gleich in Führungsverantwortung sein?“ Es ist aber erfreulich, dass die überwiegende Mehrheit die Entscheidung unterstützt und mitträgt.
Welche Herausforderungen oder Meilensteine haben Sie bisher gemeistert?

Für mich war die Einsatzvorbereitung eine Herausforderung. In der allgemeinen soldatischen Ausbildung für zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundeswehr – diese ist vergleichbar mit der Grundausbildung der Soldatinnen und Soldaten – waren die meisten Kameraden und Kameradinnen deutlich jünger als ich. Rückblickend muss ich aber feststellen, dass ich für den Einsatz gut vorbereitet wurde und ich meine physischen und psychischen Grenzen sehr gut kennengelernt habe.
Was hat sich für Sie verändert, seit Sie Führungsverantwortung haben?

Ich bin auf der persönlichen Seite reservierter geworden, musste aber auch lernen, durch die Führungsverantwortung mehr auf meine Soldatinnen und Soldaten zuzugehen und das Gespräch zu suchen, selbst wenn es zunächst nur „Small Talk“ ist.
Haben Sie einen anderen Führungsstil als Ihre männlichen Kameraden?

Nachdem meines Erachtens der Führungsstil von der Ausbildung, der Persönlichkeit sowie der Erfahrung jedes Einzelnen und weniger vom Geschlecht abhängt, sehe ich keinen geschlechtsspezifischen Unterschied.
Was waren die schönsten beziehungsweise prägendsten Erlebnisse in der Führungsverantwortung?

Da wäre zum einen die anerkennende Aussage eines Mitarbeiters bei der Verabschiedung vom Standort: „Auch wenn du Beamtin im gehobenen Dienst bist, hast du immer mit uns Arbeitern geredet und uns damit deine Wertschätzung für unsere Arbeit gezeigt.“ Für mich ist es wichtig zu zeigen, dass jede und jeder ein Zahnrad in einem größeren Uhrwerk bildet und nur alle gemeinsam gut funktionieren.