KFORKosovo Force

Übung in Crowd and Riot Control: Wenn im Kosovo Brandsätze fliegen

Übung in Crowd and Riot Control: Wenn im Kosovo Brandsätze fliegen

Datum:
Ort:
Kosovo
Lesedauer:
3 MIN

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Crowd and Riot Control ist eine Befähigung, die die deutsche Einsatzkompanie im KFORKosovo Force-Einsatz in Kosovo mitbringt. Dazu gehört es, Demonstrationen gewalttätiger Menschenmengen einzudämmen, zu lenken und aufzulösen. Das muss auch dann noch funktionieren, wenn die Menge Molotowcocktails wirft, – und regelmäßig geübt werden.

Ein Darsteller in grellgelber Warnweste steht vor einem Feuerball.

Im Übungsszenario stehen die Soldatinnen und Soldaten mit Schlagstock, Helm und Schild den Demonstranten (in Warnwesten) gegenüber, die Brandbomben werfen

Bundeswehr/Daniel Muhl

Der Kosovo-Einsatz hat den Auftrag, ein sicheres Umfeld für den Aufbau einer zivilen Friedensordnung zu schaffen sowie die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu garantieren. Daher wird bei der Crowd and Riot Control (kurz CRCCrowd and Riot Control) von den Soldatinnen und Soldaten der deutschen Einsatzkompanie in Kosovo das abverlangt, was in Deutschland sonst die Bereitschaftspolizeien der Bundesländer leisten. Hier sind es aber die Gebirgsjäger, die in ihrem KFORKosovo Force-Einsatz auch die CRCCrowd and Riot Control beherrschen müssen.

Solche Übungen finden bei KFORKosovo Force in verschiedenen Größenordnungen statt, national und international. Gemeinsam zu trainieren bedeutet, sich im Ernstfall aufeinander verlassen zu können. Besonders wichtig ist bei so einer Übung, dass die Soldatinnen und Soldaten das Szenario so realistisch wie möglich umsetzen, ohne sich zu verletzen. Trotzdem lassen die Lagedarstellenden in ihrer Rolle als gewalttätige Demonstrantinnen und Demonstranten keine Möglichkeit aus, eine Lücke zu finden und die Situation körperlich, aber auch emotional anzuheizen.

Geordnetes Vorrücken

Die Lage beginnt zunächst mit verbalen Provokationen der durch andere Nationen gestellten Lagedarstellenden, die die deutschen Soldatinnen und Soldaten jedoch weder zu Fehlern noch zu unüberlegtem Handeln verleiten. Das merken die Demonstrierenden schnell, denn die deutschen CRCCrowd and Riot Control-Kräfte rücken geordnet vor. Und damit eskalieren die gewaltbereiten Störerinnen und Störer weiter: Sie haken sich unter, bilden eine Mauer und stemmen sich gegen die deutschen Einsatzsoldaten und -soldatinnen.

Auch diesen Angriff bewältigen die Gebirgsjäger mit ihren erlernten Techniken. Absprachen, überlegtes Handeln und Vertrauen in die eigene Ausbildung und Ausrüstung sind hier sehr wichtig. So gelingt es ihnen schließlich, die Störer und Gewalttäter weiter zurückzudrängen – bis einige der Demonstrierenden weiter hinten plötzlich benzingefüllte Flaschen mit brennenden Lappen in der Hand halten, sogenannte Molotowcocktails.

Spezielle Ausrüstung und Einsatzgrundsätze

Molotowcocktails platzen beim Aufschlag auf den Boden und erzeugen einen Flammenball. Die Gebirgsjäger müssen hier einen kühlen Kopf bewahren und sofort richtig handeln. Der CRCCrowd and Riot Control-Anzug, den sie tragen, ist flammenhemmend, das Schild dient als schützende Barriere. Aber der Mensch hat auch eine Urangst vor Feuer, die die Einsatzkräfte nicht in ihrem Verhalten beeinflussen soll. Deshalb gibt es eine intensive Vorbereitung darauf, wie sie mit solchen Gefahren umgehen können. Und so üben die Heereskräfte das richtige Vorgehen immer wieder, bis alles gut funktioniert und die Ausbilderinnen und Ausbilder zufrieden sind. 

Das sind bei dieser Übung die Feldjäger, also die deutsche Militärpolizei. Sie sind Spezialistinnen und Spezialisten für die Crowd and Riot Control und weisen die Kameradinnen und Kameraden in die spezielle Ausrüstung und die Einsatzgrundsätze ein. Sie gehören ebenfalls zur deutschen Einsatzkompanie von KFORKosovo Force und achten darauf, dass kontinuierlich höchste Standards eingehalten werden.

Demonstranten in grellgelben Warnwesten stehen Soldaten mit Helm und Schild gegenüber.

Nur wer realistisch trainiert, hat im Ernstfall die Kontrolle. Dazu setzt die Truppe vor allem auf Darstellende, die gezielt eskalieren und provozieren.

Bundeswehr/Daniel Muhl
Lagedarsteller in grellgelben Warnwesten bewerfen die Einsatzkräfte mit Gegenständen.

Für die Übung werden Straßensperren und das Umfeld einer gewaltbereiten Demonstration nachgestellt. Hier werfen „Demonstrierende“ Steine auf die Einsatzkräfte.

Bundeswehr/Daniel Muhl

Sicherheit schaffen – ein multinationaler Auftrag

Die deutsche Einsatzkompanie im Kosovo ist Teil des Regional Command East von KFORKosovo Force und wird Seite an Seite mit internationalen Verbündeten eingesetzt. Darüber hinaus gibt es andere multinationale Verbände, etwa die Multinational Specialized Unit, in der sich unter anderem italienische Carabinieri auf den Auftrag CRCCrowd and Riot Control spezialisiert haben.

Seit Frühjahr 2024 ist die deutsche Einsatzkompanie in Kosovo. Das ist eine direkte Reaktion auf die gewalttätigen Unruhen im Jahr 2023, bei denen Dutzende KFORKosovo Force-Soldatinnen und Soldaten der NATONorth Atlantic Treaty Organization teilweise schwer verletzt wurden, und auf die insgesamt instabile Lage im Norden des Landes.

KFORKosovo Force-Kräfte wie die deutsche Einsatzkompanie sind sogenannte Security Responder. Neben KFORKosovo Force erfüllt auch EULEXEuropean Union Rule of Law Mission in Kosovo Kosovo, die europäische Mission zur Rechtsstaatlichkeit im Land, diese Funktion. Diese besteht hauptsächlich aus multinationalen Polizeikräften und den kosovarischen Sicherheitskräften. Die deutsche Einsatzkompanie steht damit nie allein, sondern wird in der Regel erst als Third Responder eingesetzt. Das heißt, ihr Einsatz wird erst angefordert, wenn sowohl die kosovarischen Sicherheitskräfte als auch die multinationalen Kräfte der EULEXEuropean Union Rule of Law Mission in Kosovo-Mission an ihre Belastungsgrenze stoßen.

von Daniel Muhl

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