Grand Eagle 2025: Erstes zivil betriebenes Convoy Support Center im Testbetrieb
Übung- Datum:
- Ort:
- Oberlausitz
- Lesedauer:
- 4 MIN
In der Oberlausitz testeten Aufklärer und Logistiker das erste zivil betriebene Convoy Support Center. Die CSCConvoy Support Centre sind wichtige Rastplätze bei der Truppenverlegung. Damit die Drehscheibe Deutschland auch im Bündnisfall reibungslos läuft, arbeitet die Bundeswehr mit der Industrie zusammen.
Ankunft im Verborgenen: Mitten im Nirgendwo der Wälder der Oberlausitz ist auf dem sächsischen Truppenübungsplatz auch an diesem Wochenende durchgehend Betrieb. Es sind die Fahrzeuge des Aufklärungsbataillons 13 und des Versorgungsbataillons 131 auf ihrem Weg nach Litauen, die die Oberlausitz durchqueren. In zirka 30-minütigen Abständen fährt eine
Bei der Zeltstadt handelt es sich um ein Convoy Support Center, kurz CSCConvoy Support Centre. Diese „militärischen Rastplätze“ sollen in Zukunft dafür sorgen, dass die logistischen Lebensadern der NATONorth Atlantic Treaty Organization in Deutschland im Ernstfall funktionieren. Seit 2025 gibt es nicht nur militärische CSCConvoy Support Centre, sondern auch zivil betriebene Varianten. In der Oberlausitz wird eine solche zum ersten Mal im Rahmen der Verlegeübung Grand Eagle 2025 erprobt. Grand Eagle wiederum ist Teil der Übungsserie Quadriga.
Um das zivil betriebene CSCConvoy Support Centre zu nutzen, sind nicht nur die Truppenteile in die Oberlausitz gereist. Auch Oberst Michael B. ist vor Ort. Er ist der Referatsleiter für Logistische Operationen im Operativen Führungskommando der Bundeswehr und überwacht das Ergebnis von über zwei Jahren Arbeit.
„Ein ziviles Convoy Support Center ist mehr als nur eine gewöhnliche Raststätte“, macht Michael B. deutlich. Hier würden Soldatinnen und Soldaten sowie ihre Fahrzeuge nicht nur umfassend versorgt, sondern auch durch das zivile Wachpersonal abgesichert. „Dieses Konzept mit der Abstützung auf ein ziviles Unternehmen im Rahmen der Verlegung muss natürlich geübt werden, und dafür sind wir hier.“
Das CSCConvoy Support Centre in der Oberlausitz wird vollständig zivil betrieben – ein Novum. Dafür hat das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUD) einen Vertrag mit Rheinmetall geschlossen. Als erster industrieller Partner errichtet und betreibt der Konzern solche CSCsConvoy Support Centers. Sie sollen der Bundeswehr und ihren Verbündeten bei Übungen und im Ernstfall zur Verfügung stehen.
„Für den Aufbau eines CSCsConvoy Support Centers brauchen wir knapp zwei Wochen“, erklärt Sascha T. Er leitet das Projekt für Rheinmetall und ist bereits seit dem Aufbau der Zeltstadt in der Oberlausitz. „Grundsätzlich hängt das aber immer davon ab, welche Leistungselemente benötigt werden.“
Die Center seien modular anpassbar, erklärt der Experte. „Wir können Unterkünfte bereitstellen und betreiben, kümmern uns um Sanitäranlagen und Verpflegungseinrichtungen sowie den Betrieb von Verkaufseinrichtungen und Betankungsmöglichkeiten“, zählt T. auf und ergänzt: „Natürlich können wir uns auch um die Energieversorgung, die Abfallentsorgung und um jegliche Bewachungsdienstleistungen kümmern.“ Damit das CSCConvoy Support Centre einen soliden Untergrund und Zugang zu sauberem Wasser bekam, wurde das Unternehmen durch das zuständige Bundeswehrdienstleistungszentrum der Bundeswehr (BwDLZBundeswehr-Dienstleistungszentrum) vor Ort unterstützt.
Neben zivilen Logistikfachkräften sind auch Dienstleistungsunternehmen wie ein Sicherheitsunternehmen in den Betrieb des zivilen Convoy Support Centers eingebunden. Das spezialisierte Personal übernimmt die Sicherheits- und Bewachungsdienstleistungen des Centers. „Jeder Mitarbeiter, der eine Waffe trägt, hat eine Waffentrageerlaubnis und hält sich an die Wachanweisungen der jeweiligen Standorte“, sagt Projektleiter T.
Zwei Orte, zwei Ansätze: Während in der Oberlausitz ein CSCConvoy Support Centre erstmals vollständig zivil betrieben wurde, hatte in Beelitz die Bundeswehr selbst ein logistisches Drehkreuz aufgebaut. Eingerichtet und betrieben wurde das CSCConvoy Support Centre durch das Bundeswehrdienstleistungszentrum Doberlug-Kirchhain und das Logistikbataillon 172 in der von Ziethen-Kaserne in Beelitz. Dabei lag der Schwerpunkt auf militärischen Fähigkeiten und der Zusammenarbeit von Bundeswehrverwaltung und Truppe. Um das CSCConvoy Support Centre zu schützen, wurden Heimatschutzkräfte eingesetzt. Sie sicherten die Anlage und übten währenddessen die Abwehr von Drohnen.
Die Bundeswehr zeigt mit der Erprobung beider Varianten, dass sie Deutschlands Rolle als Drehscheibe in der Bündnisverteidigung gerecht wird und die dafür nötige verteidigungswichtige Infrastruktur wie CSCsConvoy Support Centers im Ernstfall betreiben und schützen kann. Vor allem dann, wenn ihre Hauptkräfte für die Landes- und Bündnisverteidigung an die Ostflanke verlegen oder andere Aufgaben in Deutschland wahrnehmen müssen, kann sich Deutschland sowohl auf seine Soldatinnen und Soldaten als auch auf die Zusammenarbeit mit der Industrie verlassen.
Die Test-Zentren in der Oberlausitz und in Beelitz sind nur ein Beispiel für mögliche Standorte. Wo die CSCsConvoy Support Centers im Ernstfall stehen und um welche Variante es sich jeweils handeln wird, bleibt geheim und wird von der jeweiligen Lage abhängen. Sicher ist: Sie werden da sein, wo sie gebraucht werden. Sie tragen dazu bei, dass Deutschland seiner Rolle als Drehscheibe der NATONorth Atlantic Treaty Organization in Europa gerecht wird – flexibel und bedarfsgerecht.
Für die Soldatinnen und Soldaten des Aufklärungsbataillon 13 und des Versorgungsbataillon 131 hat sich der Aufenthalt in der Oberlausitz gelohnt. Mit vollem Bauch, gut ausgeruht und vollbetankten Fahrzeugen geht es für sie weiter Richtung Polen. „Es ist toll, dass wir diesmal einfach nur ankommen mussten und die ganze Infrastruktur schon stand“, stellt ein Hauptfeldwebel nach seiner Nacht im CSCConvoy Support Centre zufrieden fest. Ein neben ihm stehender Oberstabsgefreiter grinst und ergänzt: „Und das Essen war echt klasse.“