Kann der A400M auf einer Wiese landen? Bodenproben unter der Lupe
Kann der A400M auf einer Wiese landen? Bodenproben unter der Lupe
- Datum:
- Ort:
- Koblenz
- Lesedauer:
- 4 MIN
Welche Bodenbeschaffenheit muss gegeben sein, damit der riesige Transportflieger auf einer Behelfspiste landen kann? Das herauszufinden ist Aufgabe eines Teams einer Wehrtechnischen Dienststelle der Bundeswehr. Mittels Bodenproben untersuchen die Expertinnen und Experten im Erd- und Grundbaulabor, ob sich ein Terrain für militärische Zwecke eignet.
Am Waldrand im rheinland-pfälzischen Koblenz befindet sich in einer Außenstelle der in Trier beheimateten Wehrtechnischen Dienststelle für landgebundene Fahrzeugsysteme, Pionier- und Truppentechnik, der WTDWehrtechnische Dienststelle 41, das einzigartige Erd- und Grundbaulabor der Bundeswehr. Hier trifft man auf Torsten S. und seine Fachkolleginnen und -kollegen. Sie bearbeiten und beantworten alle bundeswehrrelevanten Aufgaben und Fragen rund um das Thema „Boden“. „Eingehende Untersuchungen und Bewertungen von Bodenproben sind unser Tagesgeschäft“, berichtet Torsten S. Jährlich gehen im Labor bis zu 3.000 Bodenproben ein, die zum Beispiel von Minentauchern oder Geologen im Einsatz genommen werden. Rund 30 Prozent entnimmt das Team des Labors selbst. Alle Proben müssen untersucht werden.
Das ist eine wichtige Aufgabe, besonders mit Blick auf die Landes- und Bündnisverteidigung: „Beispielsweise sollte die Tragfähigkeit einer behelfsmäßigen Landepiste für ein Transportflugzeug wie dem Airbus A400M schon vor der ersten Landung bekannt sein. Die Maschine hat ein Leergewicht von rund 80 Tonnen. Es wäre fatal, wenn die Transportmaschine beim Landen auf dem Feldflugplatz einsinken würde“, erklärt Laborleiter Torsten S. Seit 2006 arbeitet das Team des Erd- und Grundbaulabors an der Beurteilung von Graslandebahnen für den A400M. Im bayerischen Manching, in Cottbus in Brandenburg oder sogar in Bulgarien wurden entsprechende Behelfslandebahnen untersucht.
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Weltweit einzigartige Technik auf 400 Quadratmetern
Das Laborteam wird auch mit besonderen Untersuchungen beauftragt. Dazu gehören zum Beispiel Bodenproben, die in Ländern außerhalb der EUEuropäische Union entnommen und zugesendet werden. Denn diese stehen per se unter Tierseuchenverdacht und müssen unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen beprobt werden. Die Ausstattung auf dem neuesten Stand der Technik macht es möglich. Zur Unterbringung der hochmodernen Analysegeräte hatte das bisherige Labor allerdings bislang nicht ausreichend Platz. Anfang des Jahres 2025 wurde daher ein großer Anbau mit 400 Quadratmetern Grundfläche in Betrieb genommen: viel Platz für die Messgeräte des Teams des Erd- und Grundbaulabors.
Messgeräte, die einzigartig sind: Mit ihnen prüft das Team beispielsweise durch digitale Bildverarbeitung und Laserlicht die Kornverteilung. Außerdem gehören ein neues Siebanalysesystem sowie moderne Prüfpressen, die zur Bewertung der Tragfähigkeit von Baugrund nötig sind, zur Ausstattung. Insgesamt vier Mitarbeitende kümmern sich im Labor um die Analyse der Bodenproben. Die Untersuchungen selbst sind aber nur ein Teil der Auswertung. Die Proben müssen in vielen Fällen zunächst erst gewonnen werden.
Zu diesem Zweck entwickelte die WTDWehrtechnische Dienststelle 41 zusammen mit Expertinnen und Experten der Industrie das sogenannte Feldkreisringschergerät, eine Weltneuheit und einzigartig in dieser Form. Hiermit werden bodenmechanische Kennwerte ermittelt, um die Geländemobilität für Rad- und Kettenfahrzeuge, aber auch für Fluggeräte zu beurteilen. Das Feldkreisringschergerät ist quasi ein Kleinlabor, das auf einem Raupenfahrgestell thront. In der Raupenkabine befindet sich eine Vielzahl hochmoderner Messgeräte. Durch eine mittige Öffnung im Kabinenboden sind Bohrungen oder beispielsweise Drucksondierungen möglich.

Ein Kleinlabor auf einem Raupenfahrgestell: das Feldkreisringschergerät
Bundeswehr/Dirk Bannert
Die Technik im mobilen Labor ist weltweit einzigartig: Was aussieht wie eine Art Scheibe, ist ein Scherkopf und wichtiger Teil des besonderen Geräts.
Bundeswehr/Dirk BannertBei Drucksondierungen wird ein Messkopf – eine Sonde – mit statischer Kraft in den Boden eingedrückt, wobei der Gesamtwiderstand und der Spitzenwiderstand getrennt gemessen werden können. Durch eine spezielle Reibungshülse an der Sonde kann auch die örtliche Mantelreibung in einzelnen Bodenschichten gemessen werden. Das ist die Kraft, mit der der Boden in diesem Fall auf die Drucksonde drückt.
Die Datenübertragung erfolgt dabei elektronisch über ein Kabel von der Sondierspitze bis zu einer Einheit im Trägerfahrzeug, die diese Daten verarbeitet und auswertet. Neben der Ermittlung von Spitzendruck und örtlicher Mantelreibung können auch Porenwasserdruck – der Druck des Wassers, der sich in den Hohlräumen von Böden und Gesteinen befindet – und Temperatur erfasst werden.
All diese Werte in der Zusammenschau zeigen nun, wie tragfähig der gemessene Boden wirklich ist. Das ist nicht nur für eine Behelfslandebahn für Flugzeuge wichtig, sondern beispielsweise auch für die Stabilität von Häusern, Brücken und anderen Bauwerken.
Gefragt in Sachen Boden
Das Erd- und Grundbaulabor ist innerhalb der Bundeswehr sehr gefragt. Ob es sich um den Organisationsbereich des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, die Pionierschule des Heeres oder das Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr handelt: Auf die jeweiligen Anforderungen abgestimmt, führt das Labor-Team die Untersuchungen von Bodenproben als Dienstleistung für alle Truppenteile und Organisationsbereiche der Bundeswehr durch und geht so allen Anfragen – im wahrsten Sinne des Wortes – auf den Grund.