Übung in Finnland: Seite an Seite bei Mighty Arrow
Übung in Finnland: Seite an Seite bei Mighty Arrow
- Datum:
- Ort:
- Finnland
- Lesedauer:
- 4 MIN
Auf dem finnischen Truppenübungsplatz Pohjankangas nahe der Ortschaft Tampere haben 2.800 Soldatinnen und Soldaten aus fünf Nationen mit mehr als 500 Fahrzeugen ihren Verfügungsraum bezogen. Sie nehmen an der Gefechtsübung Mighty Arrow teil. Auch eine verstärkte Kompanie des deutschen Jägerbataillons 91 ist dabei.
Hauptmann Michael K. ist der Chef dieser Kompanie. Er führt vier Infanteriezüge, also insgesamt rund 130 Soldaten. Bei Mighty Arrow sind Sanitätskräfte, Instandsetzer, Aufklärer und ein Drohnenteam hinzugekommen.
Für das Bataillon beginnt die Übung mit dem Anmarsch aus Rotenburg an der Wümme. Mit den Gepanzerten Transport-Kraftfahrzeugen (GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug) Boxer, rund 36 Tonnen schwer, geht es zunächst über Autobahnen zu einem Fährhafen an der Ostsee. Sobald die Soldatinnen und Soldaten den Truppenübungsplatz im Süden Finnlands erreicht haben, stellen sie gemeinsam mit den verbündeten NATONorth Atlantic Treaty Organization-Nationen Gefechtsbereitschaft her. Kompaniechef Michael K. erklärt: „Danach gehen wir in eine 80-stündige Gefechtsübung. Eine Zwei-Parteien-Übung mit realen ebenbürtigen Verbänden, die gegeneinander antreten. Die gegenseitige Waffenwirkung erfolgt über Simulationstechnik.“
Bei der Übung Mighty Arrow werden verschiedene Szenarien zur Verteidigung und Zusammenarbeit im Bündnisfall umgesetzt. Im April 2023 trat Finnland der NATONorth Atlantic Treaty Organization bei. Damit verlängerte sich die Grenze des Bündnisgebietes um knapp 1.350 Kilometer – das Operationsgebiet der Mittleren Kräfte, zu denen die Jäger gehören, wuchs.
Nun übt eine Jägerkompanie der Bundeswehr in Finnland. Das demonstriert die fortschreitende Integration des Landes in die NATONorth Atlantic Treaty Organization. Für das deutsche Jägerbataillon 91 und künftig auch für die deutsche Panzerbrigade 45 in Litauen ist die zukünftige Zusammenarbeit mit den finnischen Streitkräften ein wichtiger Schritt, um beide Armeen operativ zu verzahnen. Mighty Arrow stärkt deutlich die Verteidigungsfähigkeit an der nordöstlichen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Flanke.
Unter finnischer Führung
Oberst Juhana Skyttä kommandiert eine finnische Panzerbrigade, er leitet die Übung Mighty Arrow: „Hier trainieren die mechanisierten Truppen die Offensiv- und Verzögerungsoperationen im Gefecht. Das erfordert die reibungslose Zusammenarbeit der verschiedenen Truppenteile. Ziel der Übung ist es auch, das gegenseitige Verständnis zu verbessern“, so Skyttä.
Die finnische Armee beteiligt sich mit rund 2.100 Soldatinnen und Soldaten an Mighty Arrow. 1.700 von ihnen sind Wehrpflichtige. Rund 160 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge fahren die Finnen auf. Außerdem sind dabei Apache-Kampfhubschrauber aus Großbritannien, Schützenpanzer aus Estland und Litauen sowie die deutschen GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer – insgesamt knapp 700 Soldatinnen und Soldaten mit rund 200 Gefechtsfahrzeugen.
Ein weiterer Bestandteil der Übung seien Drohnen, erklärt der finnische Oberst. Ihr Einsatz habe im Vergleich zu den Vorjahren stetig zugenommen. „In diesem Jahr werden bei der Übung verschiedene Drohnentypen benutzt. Der Einsatz von Drohnen muss zukünftig ein integraler Bestandteil moderner Infanteriekämpfe sein“, fordert er.
Wie ein mächtiger Pfeil in Feindrichtung
Für die deutschen Jäger und ihren Kompaniechef beginnt die Übung mit dem Nehmen eines Gewässerübergangs. „Wir kämpfen direkt mit den finnischen Infanteristen Schulter an Schulter“, erklärt Hauptmann Michael K.
Die deutschen Boxer stehen mit Schützen- und Kampfpanzern der Finnen in einem Gefechtsstreifen. Kampfverbände über ein Gewässer zu führen, ist für die Soldaten immer ein Risiko. Dafür müssen Kräfte zu genau festgelegten Zeitpunkten dort zusammengezogen werden, wo sie das Gewässer überqueren. Genau das kann der Gegner wiederum für einen empfindlichen Gegenschlag ausnutzen, wenn er es schafft, den Übergang rechtzeitig aufzuklären. Für den Gefechtsverband ist das ein Wettlauf von Raum und Zeit. Für die Jäger bedeutet das, aufgesessen zu kämpfen, also vom Fahrzeug aus, und sich dem geplanten Übergang zu nähern.
Die Jäger sind als Mittlere Kräfte auf ihren radgetriebenen GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer sehr agil im Gelände unterwegs. Bei Mighty Arrow kämpfen sie gemeinsam mit finnischen Infanteristen. Diese setzen dabei den amphibischen Schützenpanzer BMP und das leicht gepanzerte Truppenfahrzeug MT-LB ein. Beides sind kettengetriebene Gefechtsfahrzeuge. Die multinationale Zusammenarbeit Rad und Kette funktioniert. Für den vernichtenden Schlag gegen den Gegner sorgen schließlich die finnischen Kampfpanzer, die mit ihren weitreichenden Kanonen den Kampf der Infanteristen treffsicher und energisch unterstützen.
Der Begriff „Raum“ wird auf dem finnischen Übungsplatz allerdings neu definiert. „Finnland ist für uns eine überraschende Erfahrung. Die Dimensionen sind riesig. Dichter Wald, freie Flächen und das in einer gefühlt nicht endenden Wiederholung“, beschreibt es einer der Boxerkommandanten.
Fällt die Sperre, fällt auch der Gegner
Die Szenarien der Übung sind vielfältig und fordernd. Das festigt die Handlungssicherheit der multinationalen Soldatinnen und Soldaten in den verschiedenen Gefechtsoperationen.
Eine davon ist der Kampf um Sperren, beispielsweise Minensperren. Sie werden vom Gegner angelegt, um den Angreifer aufzuhalten. Minen sind allgegenwärtige Gefahren, die Gefechte entscheidend beeinflussen. Überwinden die Kampfverbände gesperrte Gebiete, ist der Gegner gezwungen, seine Taktik neu aufzustellen.
Finnische Pioniere sprengen mit einem speziellen Verfahren in 20 Minuten eine Gasse durch gegnerische Minenfelder. Das macht den Weg für die litauischen Infanteristen frei, die sofort weiter auf den Gegner ansetzen. Die Übung zeigt, dass jede Nation mit ihren Fähigkeiten in ihrem jeweiligen Gefechtsstreifen zum Erfolg beiträgt.
Für die Jäger aus Rotenburg (Wümme) war die Teilnahme an der Übung ein klares Signal ihrer engen Verbundenheit im Bündnis und ihres Engagements für die Sicherheit in Europa.