Ob Start oder Landung: Kein A400M des Lufttransportgeschwaders 62 darf fliegen, ohne dass die Brandschutzkräfte der Bundeswehr-Feuerwehr auf dem Fliegerhorst Wunstorf an der Sicherung des Flugbetriebs beteiligt sind. Brandinspektorin Jennifer S. und ihre Feuerwehrleute müssen dafür jederzeit und in Sekundenschnelle einsatzbereit sein.
Im Ernstfall muss jeder Handgriff sitzen. Dafür sorgen rund 90 Feuerwehrleute der Feuerwache auf dem Fliegerhorst Wunstorf rund um die Uhr im 24-stündigen Schichtdienst an 365 Tagen im Jahr. Als Wachabteilungsleiterin ist Jennifer S. für die Einsatzbereitschaft von 45 Feuerwehrkräften ihres Bereichs sowie von Fahrzeugen und Geräten verantwortlich.
Jederzeit einsatzfähig
„Meine Aufgaben sind vielfältig“, sagt Jennifer S. „Ich organisiere den Tagesbetrieb und stelle die Einsatzbereitschaft sicher. Dazu gehört es, Schichtpläne zu erstellen und dafür zu sorgen, dass immer genügend qualifiziertes Personal zur Verfügung steht. Bei Engpässen fordere ich Unterstützung von anderen Feuerwachen über das Lagezentrum Leitstelle in Köln an.“ Neben ausreichend Personal sorgt die Beamtin auch dafür, dass das einsatztechnische Gerät, etwa Fahrzeuge und Atemschutzgeräte, funktionstüchtig ist und ihre Kolleginnen und Kollegen entsprechend befähigt werden, alles korrekt zu bedienen.
Dazu veranlasst und koordiniert sie die Teilnahme an Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen. „Wir können jederzeit zu einem Einsatz alarmiert werden. Und darauf müssen wir vorbereitet sein“, erklärt Jennifer S. Um für den Ernstfall gewappnet zu sein, trainieren die Einsatzkräfte regelmäßig – unter realitätsnahen Bedingungen. Als Einsatzleiterin koordiniert sie die Übungen, analysiert das Szenario, trifft Entscheidungen und setzt ihr Team gezielt ein.
Gefahr abschätzen – Leben retten
Seit ihrem erfolgreichen Aufstieg in den gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst im Jahr 2025 koordiniert sie Einsätze nun aus dem Hintergrund. „Ich habe früher selbst den Schlauch in der Hand gehabt. Heute leite ich die Einsätze, beurteile die Lage und entscheide, wie wir vorgehen“, erklärt die erfahrene Feuerwehrfrau. „Bei einem Einsatz weiß man nie, was einen erwartet.“
Ob ein Feuer in einer Flugzeughalle, ein Notfall in einem Verwaltungsgebäude oder die sogenannte Pistenbereitschaft, die Einsatzgebiete sind vielfältig und fordern jederzeit höchste Aufmerksamkeit und schnelles Handeln – insbesondere hier auf dem Fliegerhorst Wunstorf, wo der A400M zu Hause ist. Die großen Transportmaschinen verfügen nur über einen Laderaum für Passagiere und Fracht. Je nach Ladung erhöht sich dadurch das Gefahrenpotenzial.
Fünf Fragen an Brandinspektorin Jennifer S.
Was ist das Beste an Ihrem Job?
Die Gemeinschaft und der freundschaftliche Umgang. Durch den 24-Stunden-Schichtdienst wächst man zusammen. Wir kochen gemeinsam, machen Sport, verbringen auch freie Zeit miteinander – auch an Feiertagen wie Weihnachten. Dadurch entsteht eine engere Verbindung, als wenn man acht Stunden gemeinsam im Büro verbringen würde.
Was hat Sie zur Bundeswehr-Feuerwehr geführt?
Bereits in meiner Kindheit hat mich die Feuerwehr begeistert. Seit meinem zwölften Lebensjahr bin ich bei der Freiwilligen Feuerwehr. Nach der Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten führte mich der Weg über eine Stellenanzeige in der Zeitung im Jahr 2007 eher zufällig zur Bundeswehr, wo ich die Ausbildung im mittleren feuerwehrtechnischen Dienst absolviert habe. Seitdem bin ich in Wunstorf – mittlerweile mit meinem Mann und zwei Kindern.
Warum haben Sie sich für den Fliegerhorst Wunstorf entschieden?
Ich komme aus Hildesheim, da lag Wunstorf für den Einstieg bei der Bundeswehr nahe. Aber die Arbeit hier ist auch besonders – allein durch den A400M. Der Fliegerhorst bietet viele Herausforderungen und macht den Dienst spannend. Hier kann alles landen, auch die Riesenmaschinen der USUnited States-Amerikaner.
Welche drei Eigenschaften muss eine Wachabteilungsleiterin mitbringen?
Vor allen Dingen Lebenserfahrung, Menschlichkeit und Durchsetzungsvermögen. Es muss im Einsatz einfach alles funktionieren – und das geht nur, wenn alle gut zusammenarbeiten und sich aufeinander verlassen können. Meine Erfahrung hilft mir, dabei auch die persönlichen Lebenssituationen meiner Kameradinnen und Kameraden besser zu verstehen und mich in Situationen hineinzuversetzen.
Wie geht es für Sie beruflich weiter? Oder haben Sie Ihren Traumjob gefunden?
Als ich die Tätigkeit als stellvertretende Wachabteilungsleiterin im mittleren feuerwehrtechnischen Dienst nicht mehr ausführen durfte, weil sie dem gehobenen Dienst zugeordnet wurde, habe ich mich entschieden, den 24-monatigen Aufstieg zu machen. Das war für mich zwar eine anstrengende Zeit, aber am Ende hat es sich gelohnt. Jetzt bin ich Wachabteilungsleiterin und ich bleibe hier.
von
Melanie Schneider
E-Mail schreiben