Luftwaffe
Hintergrund

Das Geschichtsbuch als Lehrfilm – moderne Luftkriegsoperationen

Das Geschichtsbuch als Lehrfilm – moderne Luftkriegsoperationen

Datum:
Ort:
Deutschland
Lesedauer:
4 MIN

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Konflikte der Vergangenheit wie der Sechstagekrieg 1967, der Irakkrieg von 1991, der Libyenkrieg und der Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan haben wichtige Erkenntnisse und Innovationen für moderne Luftkriegsoperationen geliefert. Doch die Erfahrungswerte schließen neue Herausforderungen nicht aus.

Drei Düsenjets verschiedener Länder fliegen nebeneinander.

Luftkriegsoperationen müssen trainiert werden, und dass mit verbündeten und Partnern

Bundeswehr/Christian Timmig

Die erste Welle der israelischen Luftangriffe nahte am 5. Juni 1967, einem Montag, um 8.45 Uhr Kairoer Zeit. Und sie traf ebenso hart wie präzise. Gerichtet war der Luftangriff war gegen zehn ägyptische Flugplätze, von denen neun im gleichen Augenblick bombardiert wurden. Fajid, der zehnte Flugplatz, wurde einige Minuten später angegriffen, da er noch halb vom Morgennebel über dem Suezkanal verdeckt war. Die Flugzeuge waren nach einem so genau gestaffelten Zeitplan gestartet, dass sie alle zur gleichen Zeit das Ziel erreichten und somit den größtmöglichen Überraschungseffekt erzielten. Fast das gesamte ägyptische Luftwaffenpotential wurde am Boden zerstört.

Der Sechstagekrieg im Juni 1967 zwischen Israel und den arabischen Nachbarstaaten dokumentiert bis heute die Bedeutung der Luftüberlegenheit und der Integration von Luft- und Bodenstreitkräften. Seinerzeit führte die israelische Luftwaffe präventive Angriffe auf ägyptische, syrische und jordanische Flugplätze durch. Damit erlangte die israelische Luftwaffe die Luftherrschaft in kürzester Zeit. Der Hergang verdeutlicht die Wirksamkeit von Überraschungsangriffen, taktischer Flexibilität und koordinierten Operationen zwischen Luft- und Bodeneinheiten.

Irak 1991: Präzision in Echtzeit

Der Irakkrieg von 1991, auch bekannt als Operation Desert Storm nach der irakischen Invasion Kuwaits, war eine Koalitionsaktion unter Führung der Vereinigten Staaten. Die Luftkampagne war von entscheidender Bedeutung und umfasste den Einsatz von Präzisionsluftschlägen auf strategische Ziele wie auf Kraftwerke, Kommunikationseinrichtungen und Hauptquartiere, um die irakischen Streitkräfte zurückzudrängen. Die Koalition setzte neueste Waffen ein, um Luftüberlegenheit zu erlangen, feindliche Flugabwehrsysteme zu neutralisieren und Aufklärungsmissionen durchzuführen. Der Irakkrieg von 1991 legte den Grundstein für moderne Luftkriegsoperationen in Echtzeitkommunikation und stellte die Effektivität von Präzisionswaffen heraus.

Ein Flugzeug mit einer großen runden Antenne in der Luft ist zu sehen.

Der Irakkrieg von 1991 legte den Grundstein für moderne Luftkriegsoperationen in Echtzeitkommunikation und stellte die Effektivität von Präzisionswaffen heraus. Hier kam es auf das rechtzeitige Beschaffen und Übermitteln von Informationen an.

Bundeswehr/Marcus Rott

Luftwaffen als Ordnungsmacht

Der Libyenkrieg von 2011 (Operation Unified Protector) wurde von einer Koalition unter Führung der NATONorth Atlantic Treaty Organization durchgeführt, um das Regime von Muammar al-Gaddafi zu destabilisieren. Die Luftkomponente setzte die Flugverbotszone und den Schutz der Zivilbevölkerung durch. 15 Staaten, inklusive die Nicht-NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mitglieder Jordanien, Katar, Schweden und Vereinigten Arabischen Emirate, setzten zu Beginn bis zu 180 Flugzeuge sowie Drohnen ein. In diesem Konflikt spielten Luftkriegsoperationen mit unterschiedlichen Zielsetzungen eine entscheidende Rolle bei der Durchsetzung einer Flugverbotszone und von Luftangriffen auf feindliche Ziele.

Drohnen, Drohnen und nochmals Drohnen

Ein weiterer Konflikt, der moderne Luftkriegsoperationen geprägt hat, jedoch in den Augen der Öffentlichkeit kaum beachtet wurde, ist der Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan von 2020. Dieser Konflikt zeigte einerseits die Bedeutung moderner Luftstreitkräfte in einem regionalen Konflikt; andererseits wurden die Herausforderungen sichtbar, mit denen sie konfrontiert sind. Während des Krieges zwischen Armenien und Aserbaidschan spielte die Luftüberlegenheit eine entscheidende Rolle. Beide Seiten setzten moderne Kampfflugzeuge und Drohnen ein, um Luftangriffe auf feindliche Ziele durchzuführen und die Luftherrschaft zu erlangen. Insbesondere der Einsatz von Drohnen – bewaffneten wie unbewaffneten – revolutionierte die Luftkampftaktik. Drohnen ermöglichten es beiden Seiten, präzise Angriffe durchzuführen, Aufklärungsmissionen durchzuführen und feindliche Luftabwehrsysteme auszuschalten, ohne ein Risiko für eigene Piloten einzugehen.

Schutzschirm für die Luftabwehr

Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan offenbarte auch die Herausforderungen bei der Bekämpfung moderner Luftverteidigungssysteme. Beide Seiten verfügten über fortschrittliche Luftabwehrsysteme, die dem Gegner Luftangriffe erschwerten. So sicherte ein gestaffelter Luftabwehrschirm, hauptsächlich durch Flugabwehrraketen russischer Bauart, den eigenen Luftraum und erhöhte die Risiken für angreifende Flugzeuge und Helikopter. Obwohl es sich um einen regionalen Konflikt handelte, war die Bedeutung von Gegenmaßnahmen exemplarisch ablesbar. Nicht zuletzt veranschaulichte der Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan die Notwendigkeit einer effektiven Koordination zwischen mehreren Teilstreitkräften: Luftangriffe müssen eng mit Bodenoffensiven abgestimmt werden, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Die Zusammenarbeit zwischen Luft- und Bodenstreitkräften, die Bereitstellung von Luftunterstützung und die Schaffung günstiger Bedingungen für Bodenoperationen sind entscheidend für den Erfolg in modernen Konflikten.

Erfahrungen werden ausgewertet

Die Erfahrungen aus diesen Kriegen haben zu wichtigen Entwicklungen in der Luftkriegsoperationstechnologie geführt. Präzisionsluftschläge sind heute das Nonplusultra und ermöglichen es, feindliche Ziele mit hoher Genauigkeit anzugreifen und zugleich Kollateralschäden zu minimieren. Dazu kommen Flugzeuge, die mit fortschrittlichen Sensoren und Kommunikationssystemen ausgestattet sind und Informationen in Echtzeit austauschen. Der Einsatz von Drohnen hat eine neue Dimension in der Luftkampfführung eröffnet, indem sie kostengünstige und flexible Plattformen bieten, um feindliche Ziele zu überwachen sowie Angriffe und Aufklärungsmissionen durchzuführen.

Elektronische Kriegsführung, Tarnkappentechnologie und unbemannte Systeme werden verstärkt eingesetzt, um die Effektivität der Luftkampfoperationen zu erhöhen und die Verluste zu minimieren. Darüber hinaus hat die Entwicklung von Flugabwehrsystemen an Bedeutung gewonnen. Moderne Luftverteidigungsstrukturen sind in der Lage, den Luftraum effektiv zu schützen und feindliche Luftangriffe abzuwehren. Dies erfordert von den angreifenden Luftstreitkräften innovative Ansätze und Technologien, um solche Systeme zu überwinden oder zu umgehen – der Krieg in der Ukraine zeigt es dieser Tage deutlich.

Interoperabilität zwischen Partnern ist Trumpf

Ein weiterer wichtiger Aspekt moderner Luftkriegsoperationen ist die Zusammenarbeit und Koordination zwischen internationalen Koalitionen und Partnern. In vielen Konflikten der jüngeren Vergangenheit haben Koalitionen unterschiedlicher Länder ihre Luftstreitkräfte vereint, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Dies erfordert eine enge Integration von Kommandostrukturen, Informationsaustausch und Standardisierung von Verfahren und Kommunikation. Luftkampfoperationen erfordern auch eine umfassende Logistikunterstützung, um eine reibungslose Versorgung und Wartung der Flugzeuge sicherzustellen.

Doch bei allen Erfahrungswerten steht auch die moderne Luftkriegsführung vor neuen Herausforderungen. Die zunehmende Verbreitung von Luftverteidigungssystemen in zahlreichen Konfliktregionen erschwert den Zugang zu feindlichem Luftraum und erhöht das Risiko für den Angreifer. Cyber-Bedrohungen und elektronische Kriegsführung können die Wirksamkeit der Luftmacht beeinträchtigen und die Kommunikation und Navigation stören. Die Entwicklung von Technologien zur frühzeitigen Erkennung und Abwehr solcher Bedrohungen ist von entscheidender Bedeutung.

von Thomas Skiba

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