Luftwaffe

Die Amtshilfe: Eine Herausforderung für alle Bereiche

Die Amtshilfe: Eine Herausforderung für alle Bereiche

Datum:
Ort:
Neuburg an der Donau
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Im Rahmen der Amtshilfe leisten bis zu 75 Soldatinnen und Soldaten des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 in Neuburg ihren Dienst. Sie unterstützen seit fast zwei Jahren in unterschiedlichen Einrichtungen, wie Gesundheitsämtern, Krankenhäusern, Seniorenheimen oder Impfzentren. 

Ein Soldat steht mit weißem Oberteil und Maske im Krankenhaus.

In vielen unterschiedlichen Bereichen leisten die Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst im Kampf gegen Covid-19

Bundeswehr/Florian Herrmann

Die Möglichkeit der Amtshilfe nutzte auch die KJF Klinik St. Elisabeth gGmbH in Neuburg an der Donau. Hier sind seit dem 8. Dezember 2021 sieben Neuburger Soldatinnen und Soldaten eingesetzt. Einer von ihnen ist der 29-jährige Hauptmann Felix Sigl. Er ist normalerweise in der Wartungs- und Waffenstaffel im Neuburger Geschwader als Technischer Offizier eingesetzt. Als Bindeglied zwischen dem Lagezentrum des Geschwaders und dem Verantwortlichen im Krankenhaus unterstützt und koordiniert er den Einsatz seiner Kameradinnen und Kameraden im Krankenhaus. „Im Regelfall ist jeder einer Station zugeordnet und verbringt den Großteil der Zeit in der zugeteilten Abteilung. Wir finden die Kameraden im ganzen Haus“, so Hauptmann Sigl. Er selbst ist in der Notaufnahme und als Springer zwischen den Stationen eingesetzt.

„Wir sind von Beginn an sehr herzlich hier aufgenommen worden und innerhalb kürzester Zeit mit dem Klinikpersonal ein richtig gutes Team geworden. Vom ersten Moment an war uns klar, dass das Klinikpersonal hier über viele Monate Unglaubliches geleistet hat und alle sehr dankbar sind, dass wir ihnen jetzt ein wenig Luft verschaffen“, so Sigl weiter.

Zu den Aufgaben gehört aber auch zu schauen, wie die Kameraden mit der neuen Situation klarkommen, und zu erkennen, wenn es hinsichtlich der seelischen Belastung, zu viel wird. „Dadurch, dass wir auch mit dem Thema ‚Tod‘ konfrontiert werden, ist es gerade für die Kameraden auf der Covid-19-Station wichtig, sich regelmäßig über das Erlebte auszutauschen und darüber zu reden. Wo gestern noch jemand war, den man versorgt oder mitbetreut hat, kann vielleicht heute schon ein leeres Bett stehen. Oder man bringt sogar ein Bett mit einem Verstorbenen in die Pathologie“, berichtet Sigl.

„Jede Soldatin und jeder Soldat setzt sich von Beginn seiner Dienstzeit mit dem Thema Tod auseinander. Allerdings ist es neu, dass man mit dem Thema im eigenen Land konfrontiert wird. Zum Glück kommen diese Berührungen aber nicht allzu oft vor, sodass man auch in kleinen zwischenmenschlichen Bereichen mit kleinen Gesten Großes erreichen kann. Denn manchmal ist es auch für die Patienten von unschätzbarem Wert, dass man sich die Zeit nimmt, einfach mal zuzuhören, denn gerade ältere Menschen leiden sehr darunter, dass durch die Pandemie die Besuchsmöglichkeit stark eingeschränkt ist“, berichtet Sigl.

Länge der Pandemie ist ein Kraftakt für das Klinikpersonal

Die Pflegedirektorin des Krankenhauses mit dem Team der Bundeswehr.

Pflegedirektorin Barbara Yokota Beuret wertet den Einsatz der Bundeswehr im Neuburger Klinikum als „positives Signal für das gesamte Klinikpersonal“

Bundeswehr/Florian Herrmann

Die Unterstützungsleistung der Bundeswehr wird von Pflegedirektorin Barbara Yokota Beuret als „positives Signal für das gesamte Klinikpersonal“ gesehen. „Wir sind vom ersten Moment an überrascht gewesen, wie schnell sich das Team von der Bundeswehr in unsere Abläufe integriert hat und in welch kurzer Zeit es die Aufgaben eigenständig durchführen konnte. Das war für alle Bereiche eine unglaubliche Bereicherung. Diese Motivation, die Eigeninitiative, die vorausschauende Arbeitsweise und die freundliche Art der Soldaten haben sich auch nach Innen übertragen und dem Klinikpersonal ein Stück mehr Hoffnung in der durchaus sehr fordernden Zeit gegeben. Ferner verdient auch die Tatsache Beachtung, dass einige Soldaten freiwillig über Weihnachten und Silvester ihren Dienst auf den Stationen geleistet haben, damit Pflegenden mit Kindern diese Tage mit ihren Familien verbringen konnten. Durch diese Amtshilfe konnten wir die angespannte Lage zumindest ein wenig abfedern. Nichtdestotrotz hoffen wir alle, dass die Pandemie bald ein Ende hat. Denn das Klinikpersonal ist durch die lange Dauer des Pandemieverlaufs verständlicherweise mit den Kräften langsam am Ende“, so Yokota Beuret weiter.

Sieben Personen stehen nebeneinander.

Der evangelische Militärpfarrer, Gunther Wiendl, besucht die Geschwaderangehörigen in der KJF Klinik St. Elisabeth gGmbH in Neuburg

Bundeswehr/Florian Herrmann

Alle sind gefordert, auch die Militärseelsorge

Jemand, den die Amtshilfe auf eine andere Weise beschäftigt, ist der evangelische Militärpfarrer Gunther Wiendl. Er sorgt sich darum, wie die Soldatinnen und die Soldaten die Erlebnisse gerade bei Unterstützungsleistungen in Krankenhäusern oder Pflegeheimen verarbeiten, und unterstützt bereits in den Einrichtungen mit. „Mir es wichtig, dass die Soldatinnen und Soldaten wissen, dass sie mit ihren Erlebnissen nicht allein sind und wir Ihnen zur Seite stehen, wenn sie in einer ruhigen Minute über das Erlebte nachdenken“, so Wiendl. Für den Militärseelsorger des Standorts Neuburg ist klar, dass man hier gefordert ist, ähnlich wie nach einem Einsatz, Seminare anzubieten, um sich „den Frust oder die Erlebnisse von der Seele zu reden“. Denn eine Amtshilfe sei auch eine Bewährungsprobe für die eigene Familie und eine enorme Belastung, da sich der Ablauf durch Schicht- oder Nachtdienste komplett ändere und die Familie mit betroffen sei. „Dazu kommt, dass einige Soldaten während ihres Dienstes unter der Woche gar nicht zu Hause sind und in Hotels übernachten, wie wir es bei Hilfeleistung in Augsburg hatten“, sagt Wiendl.

Eine Soldatin freut sich über ihr Geschenk, eine Schokoladen-Sternschnuppe.

Jeder aus dem Amtshilfe-Team darf sich über ein kleines Geschenk vom evangelischen Militärpfarrer freuen

Bundeswehr/Florian Herrmann

Situation ist eine Belastung, aber notwendig

Dass die Soldatinnen und Soldaten nach besten Kräften unterstützen, wird in der andauernden Amtshilfe mehr als deutlich. Für die Bundeswehr gilt die große Herausforderung, den Spagat zwischen der Amtshilfe und den Herausforderungen der aktuellen politischen Entwicklung zu schaffen. Aktuell können die zusätzlichen Belastungen, wenn auch mit Aufwand für die jeweiligen Einheiten, noch gestemmt werden. Trotzdem sehnen sich alle Seiten danach, die Pandemie zeitnah hinter sich zu lassen und zur Normalität zurückzukehren. Alle Beteiligten leisten Großartiges und sind zeitweise über sich hinausgewachsen, um das öffentliche Leben aufrecht zu erhalten.

Die zivile und militärische Seite leistet in dieser schwierigen Zeit ihren Dienst für Deutschland und somit gilt mehr denn je: Wir.Dienen.Deutschland.

von Florian Herrmann

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Verwandte Inhalte