Luftwaffe
Interview

JPOW – Vernetztes Üben für den Ernstfall

JPOW – Vernetztes Üben für den Ernstfall

Datum:
Ort:
Niederlande
Lesedauer:
1 MIN

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Die Dimension „Luft“ bietet vielfältige Möglichkeiten – auch für den Angriff.  Wie wichtig es daher ist, eine gemeinsame, integrierte NATONorth Atlantic Treaty Organization-Luftverteidigung zu trainieren, erklärt Oberstleutnant Jörg Treiber.

Ein Soldat sitzt in einem dunklen Raum auf einem Stuhl und gibt ein Interview.

Oberstleutnant Jörg Treiber, stellvertretender JFACJoint Forces Air Component-Direktor, im Interview mit Vertretern der militärischen Öffentlichkeitsarbeit

Bundeswehr/Marc Steinbrecher

Die Übung Joint Project Optic Windmill (JPOW), an der elf NATONorth Atlantic Treaty Organization-Nationen und weitere NATONorth Atlantic Treaty Organization-Angehörige aktiv beteiligt sind, konzentriert sich auf den vernetzten Einsatz von bodengebundenen Flugabwehr- und Raketenwaffen. Etwa gegen weitreichende Hyperschallraketen und andere Bedrohungen, die von Flugzeugen, U-Booten und Bodenstellungen abgefeuert werden, bieten diese allein aber keinen ausreichenden Schutz. „Integrierte Luftverteidigung“ lautet deswegen das Schlagwort. Es bedeutet, dass nicht nur mehrere Nationen mit ihren jeweiligen Bodengebundenen Systemen für einen gemeinsamen Schutz gegen Bedrohungen aus der Luft sorgen, sondern dass Luft-, Land- und Seestreitkräfte aktiv daran beteiligt sind. Diese zu koordinieren ist Aufgabe des NATONorth Atlantic Treaty Organization Joint Force Air Command (JFACJoint Forces Air Component), das bei JPOW im niederländischen Vredepeel mit 65 Frauen und Männern in einem großen Zelt vertreten ist.

Vier Fragen an Oberstleutnant Jörg Treiber, der beim Kompetenzzentrum Bodengebundener Flugabwehr- und Raketenverteidigung (CC SBAMD) in Ramstein für Policy und Doctrine zuständig ist und bei JPOW als stellvertretender Direktor des JFACJoint Forces Air Component fungiert.

Ein deutscher und ein britischer Soldat sitzen an einem Tisch und besprechen etwas.

Die beiden Direktoren des Joint Force Air Command (JFACJoint Forces Air Component), Oberstleutnant Jörg Treiber (rechts), und sein Chef, der britische Colonel Evans Rhodri

Bundeswehr/Marc Steinbrecher

Was ist die Aufgabe des JFACJoint Forces Air Component – sowohl in Ramstein als auch bei JPOW?

Prinzipiell kommen wir ins Spiel, wenn bei einer Krise Luftoperationen notwendig werden könnten. Dabei unterstützen wir die Landstreitkräfte – von der Luftaufklärung, um eine Entscheidungsgrundlage zu erhalten, über Luftverteidigung bis hin zu Luftangriffen. Bei JPOW bündeln wir die unterschiedlichen Luftverteidigungsfähigkeiten, die die beteiligten Nationen virtuell zur Verfügung stellen und setzen sie innerhalb des einwöchigen Szenarios zielgerichtet ein.

Was macht den Wert dieser Luftverteidigungsübung aus?

Im Normalfall lebt ja jeder in seiner eigenen, nationalen Welt. Hier bei JPOW geht es aber alle zwei Jahre um den Erfahrungsaustausch, um das Kennenlernen von anderen Fähigkeiten und das Üben von Verfahren. Es ist schon meine sechste JPOW-Übung, immer wieder kommen neue Leute und Nationen. In diesem Jahr zum Beispiel die Rumänen, die das PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target-System neu beschafft haben und jetzt alles aufsaugen, um ihre Flugabwehrraketen auch auf taktischer Ebene optimal einsetzen zu können. Es gibt keine andere Übung, bei der man genau das lernen kann.

Die Ukraine muss sich seit über einem Jahr gegen russische Angriffe verteidigen. Ist dies Vorbild für das Szenario, das bei der Übung abläuft?

Nicht direkt, wobei dieser Krieg natürlich schon die Aktualität und gestiegene Brisanz unterstreicht, die JPOW seit diesem Mal hat. Bis zum Jahr 2008 wurde Russland von der NATONorth Atlantic Treaty Organization als möglicher Partner gesehen, deswegen haben wir auch gemeinsame Übungen veranstaltet. Bekanntlich hat sich das stark verändert. Wir sprechen in einer virtuellen Umgebung von einem Szenario, bei dem ein fiktives Bündnis die drei baltischen Staaten und Polen angreift. Die NATONorth Atlantic Treaty Organization zusammen mit den elf JPOW-Übungsnationen helfen ihnen bei der Verteidigung ihres Landes.

Was sind die Lessons Learned bei JPOW 23?

Schade war, dass in diesem Jahr weniger Leute dabei sind – weil sie ihre Luftverteidigungssysteme an der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostgrenze in Stellung bringen mussten. Aber das zeigt auch, wie aktuell das ist, was wir hier üben. Jede Simulation hat ihre Grenzen und Übungskünstlichkeiten hemmen die Kreativität. Deswegen haben wir echte Piloten dabei, die am Simulator ganz spontane und individuelle Missionen fliegen. Das zeigt, dass wir JPOW immer wieder weiterentwickeln.

von Max-Joseph Kronenbitter

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