Luftwaffe

Meteor – Ein Erfolgsprojekt aus sechs Nationen

Meteor – Ein Erfolgsprojekt aus sechs Nationen

Datum:
Ort:
Köln-Wahn
Lesedauer:
3 MIN

Mit der Zertifizierung des Lenkflugkörpers Meteor für den Eurofighter strebt die Luftwaffe einen wahren Meilenstein an. Diese für große Entfernungen ausgelegte Waffe ist nicht nur für den Einsatzwert des Kampfjets ein echter Zugewinn, sondern auch ein Musterbeispiel erfolgreicher multinationaler Zusammenarbeit. Gemeinsam mit fünf anderen Nationen hat die Bundeswehr hochentwickelte Technik „Made in Europe“ zur Einsatzreife gebracht.

Ein Eurofighter dreht im Flug nach links ab. Von unten erkennt man jeweils zwei Raketen Meteor und IRIS-T an den Waffenstationen

Der Eurofighter mit zwei Lenkflugkörper Meteor an den mittleren Waffenstationen im Erprobungsflug. Für die Bekämpfung von Luftzielen auf kurzer Distanz führt der Eurofighter die IRIS-TInfra-Red Imaging System – Tail/Thrust Vector controlled an den äußeren Waffenstationen mit.

Flying-Wings Aviation Photography/Dr. Andreas Zeitler

Multinationale Meisterleistung

Seit 2002 haben die NATO-Mitglieder Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und das Vereinigtes Königreich mit der Partnernation Schweden gemeinsam den Lenkflugkörper Meteor entwickelt. Ausgangspunkt war die Absicht der Royal Air Force, eine Luft-Luft-Abstandswaffe für den Eurofighter „beyond visual range“, also außerhalb der Sichtweite, zu entwickeln. Nachdem sich die anderen Staaten dem Vorhaben angeschlossen hatten, wurde ein internationales Projektteam für die Entwicklung im englischen Bristol gegründet. Oberstleutnant Ronny S. war zeitweise Teil dieser Gemeinschaft, noch heute ist er als Experte für die Kampfjet-Bewaffnung in der Luftwaffe eingesetzt.

Oberstleutnant Ronny S. erklärt die Rakete Meteor an einem Modell in seinem Büro.

Oberstleutnant Ronny S. erklärt die unterschiedlichen Komponenten der Meteor. Raketenmotor und Gefechtskopf werden in Deutschland, Teile des Suchkopfs in Frankreich hergestellt, die Endmontage erfolgt in Großbritannien.

Bundeswehr/Maurice Heck

„Wir standen bei der Entwicklung vor der Herausforderung, dass wir Bedürfnisse von sechs Nationen, welche mit der französischen Rafale, der schwedischen Gripen und dem Eurofighter insgesamt drei verschiedene Flugzeuge in teils unterschiedlichen Einsatzspektren nutzen, unter einen Hut bekommen mussten.“ Durch gute Zusammenarbeit zwischen künftigen Nutzern und Herstellern gelang die Entwicklung. 2006 wurde in Schweden schließlich mit einer Saab 39 Gripen der Erstschuss durchgeführt. „Bemerkenswert ist vor allem, dass noch alle Ursprungsnationen dabei sind. Von der Idee, über die Entwicklung bis zu Nutzung – das ist außergewöhnlich“. Das Team in England besteht noch heute: Gemeinsam werden Einsatzerfahrungen sowie Instandsetzung- und Logistikverfahren zur ständigen Verbesserung ausgetauscht.

Ein ungarisches Kampfflugzeug JAS39 Gripen nimmt teil an der Übung Magdays auf dem Fliegerhorst Schleswig am 25.08.2020.

Die Herausforderung bei der Meteor-Entwicklung bestand darin, dass neben dem Eurofighter auch die Saab 39 Gripen der Schweden (hier ungarische Luftwaffe) und die Dessault Rafale der Franzosen Nutzer sein sollten.

Bundeswehr/Lars Pötzsch
Eine Dessault Rafale dem französischen Flugzeugträger Charles de Gaulle.

Bei der Rafale mussten gleichzeitig die erschwerten Bedingungen auf Flugzeugträgern der französische Marine berücksichtigt werden.

Marine Nationale/Cindy Luu

Technisch auf dem neusten Stand

Neben der erfolgreichen multinationalen Zusammenarbeit ist die Meteor auch technisch sehr innovativ. Während gängige Lenkflugkörper ausschließlich einen Raketenbooster als Antrieb nutzen, benötigt Meteor diesen nur anfänglich, um Überschallgeschwindigkeit zu erreichen. „Danach funktioniert der Antrieb ähnlich wie eine Turbine, aber ohne bewegliche Teile: Die hereinströmende Luft wird durch einen Lufteinlauf vor Eintritt in die Brennkammer komprimiert, benötigt also keinen mechanischen Verdichter.“ Diese als Staustrahlantrieb bezeichnete Entwicklung ermöglicht vor allem einen für den modernen Luftkampf entscheidende Reichweitensteigerung bei hoher Zuverlässigkeit.

Eine Luft-Luft-Rakete MBDA Meoteor liegt auf einem Beladegestell.

Die moderne Luft-Luft-Lenkwaffe Meteor fliegt regelbar mit bis zu vierfacher Schallgeschwindigkeit und hat dabei eine Reichweite von bis zu 200 Kilometer

Bundeswehr

Früher schießen, besser treffen

Moderner Luftkampf hat dabei wenig mit der Darstellung in Film und Fernsehn zu tun: Dass sich zwei Kampfflugzeuge in wenigen hundert Metern Entfernung in scharfen Manövern gegenseitig jagen ist möglich, aber wenig realistisch. Vielmehr ist es ein Gefecht auf großer Distanz. „Es kommt also darauf an möglichst früh die Rakete abfeuern zu können, welche dann eigenständig ihr Ziel anfliegt.“ Dieses Prinzip, auch „Fire and Forget“ genannt, sorgt dafür, dass das Trägerflugzeug bereits abdrehen und dem nächsten Auftrag nachgehen kann und sich gleichzeitig aus der Reichweite des gegnerischen Flugzeugs entfernt. „Man versucht also mögliche feindliche Flugzeuge frühzeitig zu erkennen, um deren Schutzsysteme aber auch die Fähigkeiten derer Bewaffnung zu überbieten.“

Ein Eurofighter der Wehrtechnischen Dienststelle 61 startet mit Meteor-Raketen.

Die Wehrtechnische Dienststelle 61 erprobt den Eurofighter im Waffenmix: Meteor in der Mitte und rechts die IRIS-TInfra-Red Imaging System – Tail/Thrust Vector controlled

Flying-Wings Aviation Photography/Dr. Andreas Zeitler

Alleskönner Eurofighter

Für den Eurofighter bedeutet die Integration der Meteor also einen echten Zugewinn: „Wir beabsichtigen den Eurofighter in der Rolle als Luftüberlegenheitsjäger in Zukunft mit Meteor und der bisherigen Standardwaffe AMRAAMAdvanced Medium-Range Air-to-Air Missile im Mix zu fliegen, weil wir so technisch und taktisch einen starken Waffenmix für den Kampf auf hoher Reichweite haben.“ Zusammen mit der IRIS-TInfra-Red Imaging System – Tail/Thrust Vector controlled, welche die Luftwaffe für den Luftkampf auf kurzer Reichweite nutzt, ist der Eurofighter also für alle Situationen bestens gewappnet. Oberstleutnant Ronny S. ist sich sicher: „Unsere Waffen nutzen damit ihre jeweiligen Stärken und gleichen die möglichen Schwächen aus, sodass sie sich optimal ergänzen.“

von Maurice Heck  E-Mail schreiben

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