Korvetten der Braunschweig-Klasse
Korvetten der Klasse K130 sind Spezialisten für küstennahe Seegebiete.
Die Marine hat am 18. Mai in Norwegen erstmals Anti-Schiff-Raketen vom Typ RBS15 Mk3 auf ein Ziel an Land abgefeuert.
Die „Oldenburg“ feuert ihre Hauptwaffe. Die RBS15-Lenkflugkörper sind in vier Behältern auf zwei Rampen zwischen den Aufbauten des Schiffs eingerüstet.
Bundeswehr/ Marcel KrönckeDer schwere Lenkflugkörper ist zusammen mit seiner Waffenplattform, den Korvetten der Klasse 130, seit 2008 bei den deutschen Seestreitkräften in Dienst. Bei vorigen Flugkörperschießen hatten die Schiffe den RBS15 bislang nur auf Ziele in See verschossen.
Die Korvette „Oldenburg“ erbrachte den Nachweis, dass „die Marine nun in der Lage ist, mittels einer Präzisionsabstandswaffe gegen Ziele relativ weit hinter der Küste zu wirken“, wie der Test Director der Missile Firing Exercise 2022, Fregattenkapitän Nikolaus Hey, erklärt. „Dieser Schritt befähigt die Korvetten jetzt auch offiziell dazu, von See aus in einem breiten Landstreifen Ziele zu bekämpfen.“
Für solche Einsätze im Operationsraum Küstenvorfeld, also in flachen und engen Gewässern, sind die wendigen Korvetten mit ihrem relativ geringen Tiefgang wie kein anderes Schiff der Marine befähigt. Die „Oldenburg“ demonstrierte das bei diesem Schießen dadurch, dass sie für den Start der Flugkörper tief in die nordnorwegischen Fjorde hineingefahren war. Aus einer gut verborgenen Position heraus feuerte sie die RBS15 ab.
Der RBS15 Mk3 gehört zur Klasse der schweren Seezielflugkörper, definiert durch das vergleichsweise große Gewicht seines Gefechtskopfs. Er kann damit an Land Ziele wie ortsfeste militärische Infrastruktur zerstören, lässt sich aber auch zum Beispiel gegen mobile Raketenabschussfahrzeuge einsetzen – wenn deren genaue Position bekannt ist. Die Zieldaten liefern in der Regel nicht die eigenen Sensoren der Korvetten, sondern sie stammen aus unterschiedlichen dritten Quellen.
„Die Gesamtflugstrecke forderte den Lenkflugkörpern verschiedene, ausgesprochen anspruchsvolle Routen sowohl über See als auch über Land ab“, erläutert Hey. Die Strecke nutzte die Reichweite des RBS15 von mehr als 200 Kilometern gut aus, die Raketen schlugen auf ihrer Route mehrere Haken und veränderten immer wieder einmal ihre Flughöhe. Das dient grundsätzlich dazu, die genaue Abschussstelle, und damit die Position der Korvette, vor einem möglichen Gegner zu verstecken.
Der RBS15 schlägt im „Zielgarten“, bestehend aus mehreren Containern, ein. Der Flugkörper trägt keinen scharfen Gefechtskopf, sondern zusätzliche Sensoren und Sender, um exakte Flugdaten zu erfassen und zu übertragen.
„Der Flugkörper hat genau das gemacht, was er sollte, wofür er konzipiert wurde“, zeigt sich der Erste Wachoffizier auf der „Oldenburg“, Kapitänleutnant Till Niemann, mit dem gesamten Schießvorgang zufrieden. Die streng vorgeschriebene detaillierte Prozedur des Abschusses war für die Besatzung des Schiffs nicht neu, war der Ablauf doch im Prinzip die gleiche wie für ein Ziel auf See.
Auch wenn sie sich nicht in einem spezifischen Gefechtsszenario befand, war die Crew für das Abfeuern des RBS15 auf Gefechtsstation gegangen. Das dient einerseits der Sicherheit von Schiff und Besatzung im Fall eines Unfalles, andererseits dem realitätsnahen Einsatz des Waffensystems. Für Niemann war die Missile Firing Exercise damit ein Erfolg. „Wir konnten nicht nur unsere Besatzung trainieren und die Leistungsfähigkeit unserer Korvetten beweisen“, sagt er, „sondern wir bringen diese Erfahrung auch für das 1. Korvettengeschwader und damit die ganze Marine mit.“
von Presse- und Informationszentrum Marine (mmo) | E-Mail schreiben
Die „Oldenburg“ unmittelbar nach dem Abfeuern ihrer Hauptwaffe. Die Korvette verlässt, wie unter echten Einsatzbedingungen, umgehend ihre Schussposition.
Bundeswehr/Marcel Kröncke
Der Tender „Elbe“ vor der norwegischen Küste: Das Versorgungsschiff war vor allem als sogenannter Telemetrieträger beim Flugkörperschießen. Fachleute des Zentrums Einsatzprüfung hier an Bord sammelten alle Sensordaten der RBS-Flugkörper.
Bundeswehr/Julia Kelm
Die Missile Firing Exercise fand im Testgebiet Andøya vor der gleichnamigen nordnorwegischen Insel statt. Von einer Bergkuppe aus hat die sogenannte Range Control das gesamte Schießgebiet mit Hifle verschiedener Sensoren im Blick.
Bundeswehr /Julia Kelm
Seltener Anblick: „Elbe“ und „Oldenburg“ liegen abends nebeneinander im Päckchen. Auf die Weise kann der Tender das vergleichsweise kleine Kampfschiff unkompliziert mit Nachschub versorgen.
Bundeswehr/Marcel Kröncke
Das Schießgebiet Andøya in der Arktis bietet mehrere Vorteile: Es liegt relativ nah an den Heimathäfen der deutschen Marineschiffe, während die Gegend dünn besiedelt und das Seegebiet wenig befahren ist.
Bundeswehr/Marcel Kröncke
Die „Oldenburg“ hatte unmittelbar vor der deutschen Missile Firing Exercise im gleichen Seegebiet an einem Flugkörperschießen der norwegischen Marine teilgenommen. Gut sichtbar: die leer geschossenen Rohre im vorderen RAMRolling Airframe Missile-Starter
Bundeswehr/Marcel Kröncke