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„Doppeltes Lottchen“ in der Grundausbildung

„Doppeltes Lottchen“ in der Grundausbildung

Datum:
Ort:
Bremerhaven
Lesedauer:
3 MIN

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An der Marineoperationsschule absolvieren die Zwillingsschwestern Winkelmann ein verkürztes Basistraining unter Pandemie-Bedingungen.

Zwei Soldatinnen hocken vor einem Tarnzelt der Bundeswehr.

Doppelte Täuschung: Die Zwillinge Winkelmann haben beim Biwak ihre Tarnschminke aufgelegt.

Bundeswehr/Michael Beez

Zwischen 240 und 300 Rekrutinnen und Rekruten durchlaufen jährlich die Grundausbildung an der Marineoperationsschule (MOSMarineoperationsschule) in Bremerhaven. Doch selbst erfahrene Ausbilder können sich nicht erinnern, schon einmal ähnlich große Probleme mit dem Erkennen ihrer Schützlinge gehabt zu haben: Laura und Lena Winkelmann sind Zwillinge – und sehen sich buchstäblich zum Verwechseln ähnlich.

Fregattenkapitän Christian Moritz, Lehrgruppenkommandeur an der MOSMarineoperationsschule, schüttelt verwundert den Kopf. „Das gibt es doch gar nicht“, sagt er und lässt den Blick immer wieder zwischen Laura und Lena Winkelmann schweifen. „Total verrückt“, sagt Moritz. „Aber ich kann tatsächlich keinen Unterschied erkennen.“ Die Matrosinnen bewegen sich gleich, sie sprechen gleich, sie essen identisch.

Was haben Vorgesetzte und Gesichtserkennung gemeinsam?

Kapitänleutnant David Wenzel, ihr Chef in der 6. Inspektion der Schule, ist ebenfalls verblüfft. „So etwas habe ich in meiner Laufbahn noch nicht erlebt. Obwohl die Zwillinge nicht eineiig sind, kann man sie kaum auseinanderhalten.“

Zwei Soldatinnen stehen mit dem Rücken zur Kamera. Auf dem Rücken ist bei beiden der Name Winkelmann zu lesen.

„Doppeltes Lottchen“: Um es für die Ausbilder einfacher zu machen, wurden die Zwillingsschwestern durchnummeriert.

Bundeswehr/Michael Beez

Sogar die Gesichtserkennung der Winkelmannschen Handys scheitert an den Schwestern: Die jungen Frauen können gegenseitig ihre Telefone entsperren, ohne dass die Scanner einen Fehler bemerken würden. Laura und Lena Winkelmann, beide 18 Jahre, haben ohnehin keine Geheimnisse voreinander. Die Schwestern sind zusammen in Köln zur Schule gegangen, teilen die Leidenschaft fürs Fußballspielen und seit Neustem auch die Begeisterung für die Bundeswehr.

„Wir wollten etwas machen, was uns herausfordert und auch sportlich weiterbringt“, sagt Laura. Und Lena spricht nahtlos weiter: „Im Familien- und Freundeskreis gibt es mehrere Soldaten und Soldatinnen. Da lag der Gedanke einfach nah, dass wir auch zur Bundeswehr gehen.“

Nach dem Einstellungstest war klar: Die Zwillinge gehen zur Marine. Doch der unmittelbare Start in die soldatische Karriere war holprig: Schneechaos bremste die jungen Frauen auf dem Weg zur Grundausbildung aus, sie mussten einen Zwangsstopp in einer Kaserne bei Hamm einlegen und wurden dann von Kameraden aus Bremerhaven abgeholt.

Hygienemaßnahmen verändern die Grundausbildung

„Hier wollten wir die Zwillinge eigentlich unterschiedlichen Stuben zuweisen“, erzählt Inspektionschef Wenzel. So wie alle Rekruten und Rekrutinnen sollten auch die „Winkelmänner“ aus ihrer Komfortzone gelockt und in neue Situationen gebracht werden. „Aber unter Corona-Bedingungen wäre es unsinnig, Soldatinnen aus einem Haushalt auf zwei Stuben zu verteilen.“

Zwei weibliche Soldatinnen stehen in Uniform und mit Mundschutz in einer Formation.

Die Geschwister Winkelmann bei ihrer Vereidigung

Bundeswehr/Michael Beez

Die 44 Teilnehmer der jüngsten Grundausbildung an der MOSMarineoperationsschule wurden in verschiedenen Gruppen kohortiert und zu Beginn der Allgemeinen Grundausbildung auf den Coronavirus getestet, Heimatbesuche waren für die kompletten sechs Wochen gestrichen.

In diesen nur anderthalb Monaten militärischen Basistrainings können die Ausbilder den Rekruten nicht alles an Fertigkeiten vermitteln, was ein Gefreiter bei Dienstbeginn in seiner späteren Stammeinheit beherrschen sollte. Die Schulführung hofft künftig aber auf eine wieder längere Grundausbildungszeit. Positive Effekte der, eigentlich pandemiebedingten, intensiveren Ausbildung möchte sie beibehalten.

Doch zurück zu Lena und Laura Winkelmann. Die beiden glühen vor Begeisterung, wenn sie sich auf der Schießbahn oder im Biwak ausprobieren können. Wer von ihnen besser für die Herausforderungen der Grundausbildung gewappnet ist? Die Zwillinge schauen sich lächelnd an. „Lena kann etwas besser laufen“, sagt die eine, „Laura hat etwas mehr Kraft“, sagt die andere.

Tipps, einen Doppelpack zu unterscheiden

Zwillingsmädchen stehen in voller Militärmontur und einem Gewehr vor einer Schießbahn.

Die Zwillingsschwestern Winkelmann bei der Schießausbildung an der Marineoperationsschule

Bundeswehr/ Michael Beez

Ihre Kameraden und Kameradinnen haben übrigens längst den Dreh raus, wie sie die zwei unterscheiden können. Eine von ihnen schießt mit links, die andere mit rechts. Die Haare der einen sind etwas kürzer und haben Strähnchen, dafür kleidet sich die andere zivil etwas sportlicher.

Lehrgruppenkommandeur Moritz hilft das wenig: In Uniform gleichen sich die „Winkelmänner“ in seinen Augen wie ein Ei dem anderen. Was Lena und Laura wiederum auch nicht stört. „Wir sind froh, Zwillinge zu sein.“

Inzwischen können sie sich auch vorstellen, von freiwilligen Wehrdienstleistenden zu Soldatinnen auf Zeit zu werden. Auch wenn sie dann irgendwann getrennte Wege gehen müssten.  Nach ihrer Grundausbildung werden die beiden nach Eckernförde versetzt – und stellen dann dort ihr Umfeld vor die Herausforderung: Wer von beiden ist denn nun wer?

von Andrea Hilscher  E-Mail schreiben

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