An(ge)dacht - 19. Kalenderwoche 2025

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Nur ein paar Zentimeter

Masar-i Scharif, 2010, im Unterkunftscontainer: Eine frische Fliegerkombi muss her, die alte ist verschwitzt. Wie immer „umrödeln“ – nicht nur Dienstgradabzeichen und Namen wandern von verschwitzter zu neuer Kombi, auch das kleine Gesang- und Gebetbuch der evangelischen Militärseelsorge, die „LebensrYthmen „. In die kleine Tasche am linken Oberarm passt es gerade so hinein. Ich hatte es in Afghanistan immer dabei. Egal, ob ich selbst im Tornado flog oder in der „Trall“ und der CH-53 mitgenommen wurde – das kleine Büchlein mit Psalm 23 und dem Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“ von Martin Luther war in der Kombi, „am Mann“. Bei meinen Flügen mit dem ECRElectronic Combat Reconnaissance Tornado über dem Balkan in den 90er Jahren hatte ich es auch schon so gemacht. Eigentlich sollte man so etwas nicht mitnehmen – für den Fall von Abschuss und Gefangennahme wären persönliche Dinge schlecht. Aber das Büchlein war mir viel zu wichtig: Denn es ging mir darum, Worte dabei zu haben, wenn mir die Worte fehlen. Eine Rückversicherung. Und gemerkt hat es ja keiner.

Ein paar Zentimeter tiefer, unter der linken Achsel, hing bei allen Flügen im Tornado die Pistole P8 mit vollem Magazin. Das war mir auch wichtig. In diesem Spannungsfeld leben wir als Soldaten – wir wollen im Guten und Richtigen geerdet sein, aber wir wissen, dass es das Böse in der Welt gibt und dass wir für den Ernstfall gerüstet sein müssen. Jedenfalls gut, dass die Militärseelsorge in Solidarität zu uns steht.