LGAI Patenschaft

Von der mongolischen Steppe nach Hamburg

Von der mongolischen Steppe nach Hamburg

Datum:
Ort:
Hamburg
Lesedauer:
5 MIN

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Im Interview sprechen Marion K. und Major B. über nomadisches Leben in Asien und gemeinsame Kochabende in der Hansestadt.

Große Freude: Major B. und Marion K. kurz nach der Verpatung im Flaggensaal

Major B. aus der Mongolei (links) und Marion K. (rechts) nach der gemeinsamen Unterzeichnung der Patenschaftsurkunde im Flaggensaal

Bundeswehr/Christian Gelhausen

Frau K., Was motiviert sie dazu, diese Patenschaft zu übernehmen?

Frau K.: Die Patenschaft ist eine fantastische Möglichkeit, viele Menschen aus anderen Ländern und Kulturen kennenzulernen. Das gegenseitige Kennenlernen eröffnet so viele Möglichkeiten. Mein Mann und ich sind jetzt schon 21 Jahre dabei. Wir hatten beispielsweise schon Offiziere aus Chile und aus der Mongolei. Es ist wirklich wunderbar zu erleben, wie diese Menschen, die uns anfangs völlig fremd sind, uns so ans Herz wachsen und wir voneinander profitieren.

Waren Sie schonmal in der Mongolei?

Frau K.: Leider nicht, das Land ist doch schon sehr weit weg. Wir hatten aber schon einen mongolischen Offizier und der hat uns auch ständig eingeladen. Der wohnt in Ulaanbaatar. Major B. wohnt ja noch weiter weg.

Major B.: Das stimmt. Ich wohne nicht weit von der russischen Grenze entfernt.

Herr Major, wo kommen Sie genau her?

Major B.: Ich komme aus der nördlichen Mongolei und wohne in Khövsgöl. Diese kleine Stadt ist rund 780 Kilometer von Ulaanbatar entfernt. Ich wurde in der geografischen Mitte der Mongolei geboren, rund 430 Kilometer im Westen von der Hauptstadt entfernt. Seit zwei Jahren wohne ich in Khövsgöl, weil ich erstens dort meine letzte militärische Verwendung hatte und zweitens eine Frau aus dem Norden kennengelernt habe, die jetzt meine Ehefrau ist. Meine Familie wohnt aktuell dort.

Frau K., Sie sind jetzt schon seit mehr als 20 Jahren dabei. Was möchten Sie Ihrem Paten von Hamburg zeigen?

Frau K.: Wir haben eigentlich immer unsere Lebensweise gezeigt und sind gar nicht so häufig mit unseren Paten in die Stadt gegangen. Wir haben festgestellt haben, dass sich die Paten mit ihren Kameraden zusammentun und selbst die Stadt erkunden. Als Pate sind die Elbe oder der Hafen ein ganz wichtiger Bezugspunkt. Für uns ist das irgendwo auch ein Symbol der Freiheit. Wir haben eigentlich immer unsere privaten Feiern zuhause genutzt, um den Paten zu zeigen, wie sich unser Leben hier in Hamburg abspielt. Natürlich geben wir auch Tipps. Kürzlich hatten wir einen jungen Offizier aus Singapur, der war so umtriebig, dass unsere Tipps schon gar nicht mehr nötig waren. Der fand es sehr schön, wenn wir zuhause waren und Kochrezepte ausgetauscht haben. Das war wunderbar. Der konnte in Singapur dann Eisbein mit Sauerkraut mit seiner Ehefrau nachkochen.

Herr Major, können Sie auch kochen?

Major B.: Ja klar. Ich möchte hier auch sehr gerne kochen. Zweimal in der Woche koche ich gemeinsam mit meiner Familie. Wenn ich die ganze Woche für die Armee unterwegs bin, möchte ich mich an den Tagen, an denen ich zuhause bin, um die Familie kümmern. Dann steht auch mal alles andere hinten an – schließlich machen wir Offiziere auch viele Überstunden. Meine Familie bietet mir Halt.

Herr Major, Sie sprechen sehr gut Deutsch. Was sind Ihre bisherigen Erfahrungen mit Deutschland?

Major B.: Ich bin nicht zum ersten Mal in Deutschland, zuletzt war ich im Jahr 2011 hier. Damals habe ich eine militärische Ausbildung absolviert. Das ging über ein Jahr und drei Monate während meiner Zeit als Offizieranwärter.

Frau K.: Haben Sie schon in der Mongolei angefangen, Deutsch zu lernen?

Major B.: Bevor ich nach Deutschland kam, habe ich an einem Sprachkurs an der mongolischen Verteidigungsuniversität teilgenommen. Aber Anfangs habe ich mich schwergetan. Es war wie bei einem taubstummen Menschen, der nichts hören oder verstehen kann. Meine Kommunikation lief hauptsächlich über die international übliche Sprache „Hände und Füße“ ab. Damals war meine Hoffnung, dass ich meine Deutschkenntnisse hier vor Ort vertiefen kann. Jetzt sieht das ganz anders aus. Ich habe einen anderen Eindruck, weil ich Deutsch auch viel besser verstehen kann. So fällt es mir auch leichter, darauf aufzubauen und die deutsche Kultur noch besser kennenzulernen. Das ist auch mein persönliches Ziel. Es ist auch eine große Ehre, hier in Hamburg sein zu dürfen und dass Sie, Frau Katiofsky und Ihre Familie, meine Betreuung übernehmen. Dafür möchte ich mich schon jetzt herzlich bedanken. Die Patenschaft ist eine großartige Gelegenheit für mich.

Frau K.: Man lernt schon sehr viel, wenn man einfach zu Besuch ist und mit anderen Deutschen interagiert. Beispielsweise laden wir gerne Freunde ein, die auch sich für unsere Paten interessieren und gerne mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir haben auch einen mongolischen Freund, der uns Ulaanbaatar nähergebracht hat und uns über Google gezeigt hat, wie er in der Hauptstadt im Hochhaus oder in der Jurte lebt. Manchmal ist er dann auch rausgefahren und hat uns gezeigt, wie er in der Weite der Steppe seine Pferde sucht. Das war für uns etwas ganz Besonderes, weil man sich das so nicht vorstellen kann. Es ist sehr beeindruckend, wenn man solche Unterschiede sieht.

Major B.: Ich bin ja auch auf dem Land geboren und habe die nomadische Lebensweise als Kind kennengelernt. Meine Eltern leben immer noch auf diese Weise und wohnen in der Jurte. Man kann daher durchaus sagen, dass ich ein Landei bin (lacht). Ich habe in meiner Kindheit eine ganz andere Lebensweise gelebt, als jetzt.

Frau K.: Und Sie wollten trotzdem Offizier in der Armee werden?

Major B.: Es war mein ausdrücklicher Wunsch. In meiner Kindheit hatte ich schon zahlreiche Vorbilder, die mir den Weg in diesen Beruf geebnet und Wehrdienst geleistet haben. Die körperliche Herausforderung und die damit verbundene Disziplin haben mich schon immer fasziniert.

Wie alt waren Sie damals?

Major B.: Ich war damals neun Jahre alt und habe von diesem Zeitpunkt an gemerkt, dass ich großes Interesse für den Soldatenberuf habe.

Frau K.: Das ist schon sehr jung. Aber ich kann Sie verstehen. Mein Mann hat schon als Kind eine Verbindung zur Bundeswehr gehabt. Wir leben auch jetzt in der unmittelbaren Nähe der Führungsakademie. Heute ist der Rückhalt in der Bevölkerung aber wesentlich größer als damals. Die Paten sind auch Multiplikatoren für die Bundeswehr und wir möchten einen Beitrag für die interkulturelle Verständigung leisten.

von Christian Müller  E-Mail schreiben

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