Was den neuen Direktor an der Führungsakademie bewegt

Was den neuen Direktor an der Führungsakademie bewegt

Datum:
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Hamburg
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Von der Panzerdivision zur Führungsakademie der Bundeswehr: Oberst André Abed leitet seit November vergangenen Jahres das Direktorat Strategie und Fakultäten an der höchsten militärischen Ausbildungsstätte Deutschlands. Im Interview sprach er über die kommenden Wochen, seine Ziele, und über die Eigenschaften, die Führungskräfte für ihn unbedingt mitbringen sollten.

Oberst André Abed

Oberst André Abed leitet das Direktorat Strategie und Fakultäten an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg

Führungsakademie der Bundeswehr/Michael Gundelach

Herr Oberst Abed, seit gut zwei Monaten sind Sie der neue Direktor Strategie und Fakultäten an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Wie waren die ersten Tage für Sie?

Ich bin ja tatsächlich erst seit Anfang dieses Jahres richtig hier. Für mich ist es ein großer Schritt gewesen, von meiner letzten Verwendung hierher an die Führungsakademie zu kommen. Ich war zuletzt Chef des Stabes einer Division beim Heer. In der Vergangenheit habe ich mich mit der Ausbildung, den Übungen und dem Einsatz von über 20.000 Soldatinnen und Soldaten der Division beschäftigt. Jetzt bin ich an einer Akademie. Für mich ist das Neuland. Am Anfang kannte ich die Akteure noch nicht und wir sprachen noch nicht die gleiche Sprache. Insofern waren die letzten Tage aber eine Wohltat. Ich konnte mich intensiv mit den Themen der Akademie beschäftigen und glaube, dass ich diesen Schritt – hier anzukommen – tatsächlich über den Jahreswechsel vollzogen habe.

Wie sehen die kommenden Wochen für Sie aus?

In der nächsten Zeit werde ich inhaltlich in die Fakultäten eingewiesen. Natürlich führe ich auch viele Personalgespräche mit meinen Mitarbeitenden, um sie erst einmal persönlich kennenzulernen. Zudem treiben wir die Projekte der digitalen Ausbildungsakademie voran.

Welche Ziele haben Sie sich für dieses Jahr gesteckt?

An der Führungsakademie wurden in den vergangenen Monaten wirklich bedeutende Weichen gestellt. Gemeinsam mit den Frauen und Männern in den Fakultäten möchte ich diesen Kurs fortsetzen. Aus meiner Sicht ist dafür eine kontinuierliche Kontrolle und Bewertung dessen erforderlich, was wir tun. Haben wir den richtigen Kurs eingeschlagen? Ist das, was wir anbieten, genau das, was die Führungskräfte der Bundeswehr brauchen?

Wir gestalten die Zukunft und das muss Hand und Fuß haben. Das wird sich mit Sicherheit noch ganz lange in dieses Jahr hineinziehen bis wir die nächsten Meilensteine erreicht haben und gegebenenfalls ein drittes Innovationslabor durchführen.

Welche Projekte liegen Ihnen besonders am Herzen?

Mich interessiert vor allem, wie wir mit dem Begriff Ausbildungskultur umgehen werden. Wie wird sie gedacht? Was wird eigentlich von der Ausbildung erwartet? Wie gehen wir damit um? Mit unseren Ideen und Vorstellungen vom lebenslangen Lernen und der Kombination vom klassischen Unterricht und Onlinelernen, dem ,Blended Learning‘, sind wir fortgeschritten und anderen voraus.

Sie haben gerade vom lebenslangen Lernen gesprochen. Was bedeutet das für Sie persönlich?

Ich glaube, dass es bisher nur ein Lippenbekenntnis war. Man hat immer gesagt, dass es gemacht werden muss und lebenslanges Lernen ganz wichtig ist. Doch die breite Masse der Zeit- und Berufssoldaten oder auch der zivilen Führungskräfte kennt das bisher nur „aus dem Prospekt“. Wir haben es nicht ernsthaft praktiziert. Auch ich habe nur anlassbezogen gelernt. Nämlich immer dann, wenn irgendwas von mir gefordert wurde. Dann hat man gesagt, „jetzt geht der mal auf den Lehrgang oder besucht dafür eine Veranstaltung“.

Wir sollten den Impuls weiterverfolgen, um es im Sinne einer neuen Ausbildungskultur auch in die Praxis umzusetzen. Wir sollten eine sorgfältige Analyse des Lernbedarfs betreiben und ein interessantes und attraktives Angebot unterbreiten. Da sehe ich insbesondere die Führungskräfte der Führungsakademie der Bundeswehr in der Pflicht. Wir sollten aufzeigen, welche Vorteile das lebenslange Lernen hat, ein paar Leitplanken einziehen und unsere Führungskräfte up to date halten.

Sie haben von 1999 bis 2001 den 42. Lehrgang für Generalstabsdienst-/Admiralsstabsdienst National (LGAN) an der Führungsakademie besucht. Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Ich kann jetzt keine Anekdoten erzählen (lacht). Vor dem LGAN habe ich 14 Jahre lang fast ausschließlich in der Luke von Leoparden gestanden. Das war der Horizont gewesen, den ich als Panzeroffizier mitgebracht habe. Der LGAN war für mich faszinierend – was ich hier für ein Angebot bekommen habe, wie der Lehrgang durchgeführt wurde, auch die attraktiven Reisen, die wir gemacht haben.

Was möchten Sie den Angehörigen der Akademie und speziell auch den Lehrgangsteilnehmenden in Ihrer Funktion als Direktor Strategie und Fakultäten mit auf den Weg geben?

Mich begeistern Führungskräfte, die eine gewisse Gelassenheit an den Tag legen. Mein Motto ist: Gelassenheit ist auch die vornehmste Art des Selbstbewusstseins. Ich mag Menschen nicht so gerne, die sich selbst sehr wichtig nehmen und denen Gelassenheit fehlt.

Würden Sie sich denn selbst als gelassen bezeichnen?

Absolut.

Inwiefern waren Sie schon immer ein gelassener Mensch?

In meinen 35 Dienstjahren habe ich gelernt zu unterscheiden, wann Gelassenheit möglich und angebracht ist. Ich glaube, es ist eine Frage der Reife, das unterscheiden zu können.

Und abschließend: Was würden Sie Offizieren raten, die gerne Lehrgänge an der Führungsakademie der Bundeswehr besuchen möchten?

Anstrengen. Man selbst sein. Und Bescheidenheit an den Tag legen. Für mich sind Leistung und Charakter zwei Kernkriterien, die untrennbar zusammengehören. Wer eine Rolle spielt, der wird relativ schnell auffliegen.

von Sophie Düsing  E-Mail schreiben

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