Heer
Freifaller-Ausbildung

Die Himmelsstürmer aus Bad Reichenhall

Die Himmelsstürmer aus Bad Reichenhall

Datum:
Ort:
Feldkirchen
Lesedauer:
3 MIN

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Rege Betriebsamkeit herrscht am Flugplatz Feldkirchen: Soldatinnen und Soldaten schleppen Fallschirme, Sprunggepäck und jede Menge weitere Ausrüstung. Sie sind Freifaller und in der Lage, mit einem Fallschirm aus einer Höhe von 4.000 Metern abzuspringen und punktgenau zu landen. Mit bis zu 200 Kilometer pro Stunde stürzen sie sich der Erde entgegen.

Ein Soldat im freien Fall mit Sprunggepäck und blauer G 36-Attrappe, umgeben von Wolken.

Stabil liegt der Oberstabsgefreite Christoph H. in der Luft, bis er in der richtigen Höhe den Fallschirm auslöst

Bundeswehr/Jürgen B.

„Erst im März 2018 habe ich meinen Schein gemacht“, erklärt der 28-jährige Oberstabsgefreite Christoph H. vom Hochgebirgsjägerzug aus Bad Reichenhall. „Der Lehrgang war in Amerika – das ist schon etwas Besonderes gewesen“, schwärmt er. Was in Luftlandeverbänden zum Alltagsgeschäft gehört, aber bei den Gebirgsjägern doch überrascht, ist der Umstand, dass es bei der Gebirgsjägerbrigade 23 insgesamt 54 Freifaller-Dienstposten gibt und diese nicht nur Offizieren und Unteroffizieren vorbehalten sind, sondern auch den Mannschaften offenstehen.

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Fallschirmspringer der Gebirgsjägerbrigade 23 aus Bad Reichenhall trainieren als Freifaller in Feldkirchen.

„Der Fallschirmeinsatz ist eine wichtige Fähigkeit der Gebirgsjäger, wenn strategische Punkte im Gebirge schnell eingenommen werden müssen, Spezialisten wie Ärzte, Kampfmittelräumer oder Übersetzer durch Tandemsprung schnell an einen Ort im Gebirge gebracht werden müssen, oder wir zur Unterstützung von Spezialkräften angefordert werden“, erklärt Oberstabsfeldwebel Jürgen B., der bis heute rund 1.400 Sprünge auf dem Buckel hat. In den Hochgebirgsjägerzügen der Gebirgsjägerbataillone in Bad Reichenhall, Bischofswiesen und Mittenwald und im Hochgebirgsspähzug des Gebirgsaufklärungsbataillons 230 aus Füssen ist deshalb jeweils eine vollständige Gruppe von neun bis zwölf Soldaten in der Lage, ihren Auftrag auch mit dem Fallschirm zu erfüllen.

Kontrolle nach dem Vieraugenprinzip

Ein Soldat überprüft die Fallschirmspringer-Ausrüstung seines Kameraden.

Vieraugenprinzip: Jeder kontrolliert den Schirm und das Sprunggepäck seines Kameraden

Bundeswehr/Sebastian Zäch

 „Aufsitzen!“ Die Springer nehmen ihre Schirme und Gepäcke auf und tragen sie zu den bereitstehenden Fahrzeugen. Für ein Nickerchen während der Fahrt zum nahen Flugplatz in Straubing bleibt keine Zeit. Im Kleinbus fragt der Oberstabsfeldwebel die Abfolgen beim Sprung ab. Er will genau die Reihenfolge der nötigen Prüfabläufe wissen. „Du hast dir beim Absprung den Arm gebrochen, was machst du jetzt?“, ruft er in die Runde. Gemeinsam erörtern die Springer, wie sie auch dann heil landen können, wenn es zu Zwischenfällen kommt.

Am Flugplatz angekommen, beginnen die Soldaten sofort, sich und ihr Gepäck fertig zu machen und überprüfen sich gegenseitig. Der Oberstabsgefreite Christoph H. liegt am Boden auf seinem Sprunggepäck. Zwei Kameraden befestigen die Sprungausrüstung plus Waffe an ihm und helfen beim Aufstehen. Im Kreis stehend gehen sie Abläufe und Körperhaltungen nochmals durch, während im Hintergrund die M28 Skytruck, eine zweimotorige Propellermaschine eines zivilen Dienstleisters der Bundeswehr, die Motoren startet. Zügig marschieren die teils schwer beladenen Soldaten zum Heck der Maschine und steigen ein - Gurte anlegen, die Motoren heulen auf, ruckartig beschleunigt die Maschine und zieht steil nach oben.

Grünes Licht für den Sprung

Ein Soldat springt mit Sprunggepäck aus der hinteren Luke eines Flugzeuges.

An den Beinen das Sprunggepäck, am Arm der Höhenmesser und vor der Brust Kompass und GPSGlobal Positioning System-Gerät. So geht es mit über 200 Kilometer pro Stunde dem Erdboden entgegen.

Bundeswehr/Jürgen B.

„Zwei Minuten!“, ruft der Oberstabsfeldwebel durch die Maschine. Die Soldaten geben ein Handzeichen und signalisieren, dass sie bereit sind. Letzte Checks, kameradschaftliches Schulterklopfen, Händeschütteln, Hals- und Beinbruch. „Eine Minute!“ Die Männer stehen auf, die Ampel am Heck steht auf Orange. Die Luke fährt auf. Alle stehen hintereinander, Blick zur Luke, volle Konzentration. Dann wird die Ampel grün, der Oberstabsfeldwebel klopft dem Ersten auf die Schulter und der lässt sich durch die Luke fallen, die anderen zügig hinterher. Ein letzter Gruß und auch der Oberstabsfeldwebel verschwindet in den Wolken.

Punktlandung mit schwerem Gepäck

Ein Soldat am Fallschirm und ist kurz vor der Landung am Boden. Einige Meter darunter sein Sprunggepäck an einer Leine.

Landung vor dem Tower der Feldkirchener Kaserne: Der Soldat hat das Sprunggepäck bereits abgelassen, damit er die Beine frei hat

Bundeswehr/Jürgen B.

In der Höhe, die den Soldaten vorab befohlen worden war, öffnen sie ihre Schirme und gleiten geräuschlos zu Boden. Am Landeplatz der Gäubodenkaserne in Feldkirchen bei Straubing ist eine Bodenmarkierung gesetzt, die den Landepunkt kennzeichnet. In kurzen Abständen gleiten die Soldaten ins Ziel, landen leichtfüßig und beginnen sofort, ihre Schirme aufzunehmen und zum Sammelplatz zu gehen. Zwei Gebirgsjägersoldaten laufen auf den Oberstabsgefreiten zu und nehmen ihm sein schweres Sprunggepäck ab. Der grinst: „Das war der Hundertzweiundsiebzigste.“

von Sebastian Zäch

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