Ein offenes Ohr für alle Soldaten
Ein offenes Ohr für alle Soldaten
- Datum:
- Ort:
- Hammelburg
- Lesedauer:
- 3 MIN
Die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Eva Högl, hat erstmals das Ausbildungszentrum Infanterie in Hammelburg besucht. Zwei Soldaten freuten sich ganz besonders über ihre Anwesenheit.
Die Wehrbeauftragte gilt als „die Anwältin aller Soldatinnen und Soldaten“. Jeder aus der Truppe, ob Wehrdienstleistender oder Offizier, darf sich direkt mit Beschwerden, Vorschlägen und Anliegen an sie wenden. Seit Mai 2020 bekleidet Eva Högl das Amt. In dieser Funktion besuchte sie kürzlich erstmals den Hammelburger Lagerberg.
„Ich bin hergekommen, um zu erfahren, wo der Schuh drückt, aber auch was gut läuft“, gab Högl das Ziel ihres Besuchs in Hammelburg aus. Insbesondere die Stimmung unter den Soldatinnen und Soldaten interessiere sie, da ja die Ausbildung unter Coronabedingungen erschwert sei. Deshalb präsentierte das Ausbildungszentrum Infanterie ein dreigeteiltes Programm: Der Vormittag umfasste zwei Vorträge zur aktuellen Lage am Ausbildungszentrum und über die Infrastruktur am Standort Hammelburg. Ab Mittag folgten eine Ortsbegehung in der Kaserne sowie die Besichtigung einer Waldkampf- sowie Schießausbildung auf dem Übungsplatz. Am Nachmittag lud die Wehrbeauftragte in drei getrennten Runden die Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere für jeweils eine Stunde zum Gespräch.
Gewählte Vertrauenspersonen
Was die Wehrbeauftragte für alle Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ist, sind die Oberstabsgefreiten Thorsten Tunkowski und Jennifer Quehl für die Mannschaftssoldaten des Ausbildungszentrums Infanterie. Die beiden haben als gewählte Vertrauenspersonen ein offenes Ohr für ihre Kameraden und sind für Sorgen und Nöte ansprechbar. „Dann ist es unser Auftrag, den Finger auch mal in die Wunde zu legen und bei Vorgesetzten nachzufragen, warum manche Dinge sind, wie sie sind“, erklärt Tunkowski, der das Amt als Vertrauensperson seit November letzten Jahres ausübt. Und weiter: „Bei manchen Themen muss man einfach etwas weiter oben in der Hierarchie ansetzen, um sie zu lösen. Da ist der Besuch der Wehrbeauftragten natürlich eine tolle Möglichkeit.“
Themen Ausrüstung und Infrastruktur
Die stellvertretende Vertrauensperson Quehl nennt ein konkretes Beispiel: „Vor Kurzem erhielten alle Soldaten neue Winterjacken für unseren Dienstanzug. Bei uns hängen diese nun im Spind und werden nicht genutzt, weil wir den Dienst im grünen Feldanzug leisten. Für Hammelburg hätte eine neue Winterjacke für den Feldanzug einen viel größeren Nutzen.“ Generell gebe es bei der Ausrüstungssituation noch Luft nach oben. Dazu Quehl: „Die Infanterie hat grundsätzlich eine gute und moderne Ausrüstung, aber wir brauchen viel mehr davon.“ Ein weiteres großes Thema im Gespräch mit der Wehrbeauftragten bildete die Unterkunftssituation am Standort Hammelburg. „Die Unterkünfte brauchen eine Sanierung und wir hoffen, dass es bei den geplanten Neubauten schneller vorangeht“, sagt Tunkowski. Der Wehrbeauftragten war die Problematik um Ausrüstung und Infrastruktur am Standort bewusst. Sie sicherte zu, dass sie den Mängeln nachgeht. Vertrauensperson Tunkowski versprach schmunzelnd: „Meine Dienstzeit geht noch bis ins Jahr 2034. Manchmal muss man einfach so lange nerven, bis jemand sagt, das ändern wir jetzt, um Ruhe zu haben.“
„Ehrlich und interessiert“
Tunkowski und Quehl hat der Besuch der Wehrbeauftragten gefallen: „Sie hat ehrlich und interessiert gewirkt und viele Punkte mitgenommen. Wir hoffen, nun auch Taten zu sehen“, blicken die beiden erwartungsvoll in die Zukunft. Auch die Wehrbeauftragte fand positive Worte zum Abschluss: „Ich habe viele gute Eindrücke von Hammelburg gewonnen. Ich sehe, dass die Soldatinnen und Soldaten auch unter erschwerten Coronabedingungen hoch motiviert sind und ihr Willen ungebrochen ist. Allerdings gibt es auch Bereiche, beispielsweise bei persönlicher Ausrüstung und Infrastruktur, in denen wir mehr für unsere Truppe tun können. Das will ich weiter angehen.“
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