Taufe unter der Sonne Litauens
Taufe unter der Sonne Litauens
- Datum:
- Ort:
- Litauen
- Lesedauer:
- 2 MIN
Auch bei der Übung Schneller Degen 21, die die 10. Panzerdivision erstmals als computergestütztes Stabstraining in Litauen absolvierte, war die Militärseelsorge vor Ort. Pfarrer Rüdiger Glufke stand als Ansprechpartner für die Soldatinnen und Soldaten bereit und hatte zum Ende der Übung eine angenehme Aufgabe.
Die Übung Schneller Degen der 10. Panzerdivision geht zu Ende – Zeit für etwas Entspannung. Hier wird Beachvolleyball gespielt, denn Sand und Sonne gibt es reichlich auf dem Übungsplatz Pabradė in Litauen. Einige Leute bauen den großen Grill auf. Plötzlich ergreift einer der Soldaten das Mikrofon. Nicht etwa für eine Karaoke-Einlage. An seine Kameradinnen und Kameraden gewandt sagt er: „Ich wollte Euch gern informieren, dass ich gleich getauft werde.“ Schlagartig hat der junge Mann die volle Aufmerksamkeit: Bitte was?
Nicht nur ein paar Tropfen Wasser
Ein Fall für Rüdiger Glufke. Der 46-Jährige ist gewöhnlich evangelischer Militärpfarrer in der Nordgau-Kaserne in Cham. Der gebürtige Landshuter betreut gegenwärtig die Soldatinnen und Soldaten der enhanced Forward Presence Battlegroup, der Beistandsinitiative an der Ostflanke der NATO, in Rukla. Da es ohne seelsorgerische Betreuung auch in einer Übung nicht geht, übernahm er die Aufgabe für einige Wochen bei der 10. Panzerdivision gleich mit.
Nun also die Taufe. Der junge Mann, der unerkannt bleiben will, erhält nicht nur ein paar Tropfen Wasser auf sein Haupt. Denn das Wort „taufen“ kommt vom Wort „tauchen“. Vor allem in der orthodoxen Kirchenlehre geht es um eine vollständige Befreiung des Menschen und eine Analogie zum Sterben und zur Wiederauferstehung. Deswegen eben dieses aus dem Grab oder aus dem Taufbecken hervorheben. So „getaucht“ also wird der Soldat Mitglied der evangelischen Kirche.
Taufzeuge per Video zugeschaltet
Eine Taufe sei „sehr selten“ in Einsätzen oder Übungen, stellt Glufke fest und freut sich, dass er sie jetzt vornehmen kann. Und deshalb hat er die Spende dieses Sakraments, trotz Übergabestress an seinen Nachfolger, ganz selbstverständlich in seine verbleibenden Tage in Litauen eingebaut. Ein Taufzeuge war per Video aus Deutschland zugeschaltet, ein zweiter vor Ort.
Schwerpunkt seiner Arbeit als Militärpfarrer war es, sich bei der Stabsübung als Zuhörer und Kümmerer anzubieten. „Die Probleme, die manchem hier urplötzlich auf die Füße fallen, gibt es in fast jedem längeren Einsatz auch“, sagt der 46-Jährige. Nicht in wenigen Fällen gehe es dabei um existentielle Fragen, auch um den Tod. Seine Anwesenheit in den beiden Standorten der Übung, neben Pabradė, auch am Sitz des litauischen Gefechtsübungszentrums in Nemenčinė einmal pro Woche, hat sich offenkundig schnell herumgesprochen: „Nur rumgesessen habe ich nie.“
Woher komme ich? Wohin gehe ich? Ein Soldat der 10. Panzerdivision beantwortet diese Fragen nicht länger nur mit der Nennung von Postleitzahlen, sondern mit einem Eintrag ins Taufregister – wegen seiner Zuwendung zu Gott.