Heer
Einsatz für Menschen in Not

Sechs Jahrzehnte Leben retten

„Das ist etwas, auf das wir zurecht stolz sein können.“ Mit diesen Worten würdigt Generalmajor Andreas Hannemann in einer feierlichen Zeremonie des Heeres, der Luftwaffe, Marine und des Sanitätsdienstes die 60-jährige Geschichte des Such- und Rettungsdienstes. Mit seiner Arbeit in einer Leitstelle ist Hauptmann Stefan Schäfer Teil dieser Geschichte.

Zwei Hubschrauber stehen leicht versetzt hintereinander auf einer Wiese.

Anspruchsvolle und risikoreiche Aufgabe

„Rund um die Uhr, also an 365 Tagen im Jahr und 24 Stunden am Tag, standen und stehen Kräfte der Bundeswehr bereit“, erklärt der Kommandeur Division Schnelle Kräfte. Speziell ausgebildete Soldaten würden in den SARSearch and Rescue-Leitstellen (Search and Rescue, dt.: suchen und retten) oder auch als Hubschrauberbesatzungen vor Ort Rettungseinsätze für Menschen in Not übernehmen. Die anspruchsvolle und risikoreiche Aufgabe verlange einen unermüdlichen hohen persönlichen Einsatz, so Hannemann.

An einem Rednerpult spricht ein Soldat, vor ihm sitzt Publikum.

Generalmajor Andreas Hannemann ist Kommandeur der Division Schnelle Kräfte. In seiner Division sind alle luftbeweglichen Kräfte des Heeres gebündelt.

Bundeswehr/Alexander Bozic

Rund 100 Gäste, Soldatinnen und Soldaten, zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie SARSearch and Rescue-Crews mit ihren Hubschraubern sind zu der Feierstunde nach Münster gereist. Doch zunächst blickt der General 60 Jahre zurück. Der Such- und Rettungsdienst der Bundeswehr wurde zur Unterstützung der eigenen sowie verbündeten Streitkräfte deutschlandweit eingerichtet. 1958 stellte die Marine das erste SARSearch and Rescue-Kommando in Kiel-Holtenau in den Dienst gestellt. Rund ein Jahr später, 1959, wurde die 1. Luftrettungsverbindungsstaffel der Luftwaffe in Faßberg aufgestellt. Den ersten Einsatz führte diese Staffel am 26. August 1959 erfolgreich durch.

Erklärt

Mit einer Vereinbarung zwischen den damaligen Bundesministerien für Verkehr sowie Verteidigung hat die Bundeswehr 1965 auch den zivilen Such- und Rettungsdienst für Luftfahrzeuge gemäß den Vorgaben der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation sowie die Unterstützung der Seenotrettung übernommen.

Folgend wurde das SARSearch and Rescue-System immer weiter ausgebaut, den Höhepunkt stellten die Neunzigerjahre dar. Insgesamt 17 SARSearch and Rescue-Kommandos und 15 Rettungszentren wurden damals von der Luftwaffe, der Marine und dem Heer mit Unterstützung des Sanitätsdienstes betrieben. Mit dem Ausbau des zivilen Luftrettungssystems ging die Anzahl der SARSearch and Rescue-Stützpunkte jedoch zurück. Die Bundeswehr verfügte im Jahr 2010 nur noch über fünf SARSearch and Rescue-Kommandos.

Die Kommandos der Marine auf Helgoland und Warnemünde sowie die des Heeres in Nörvenich, Holzdorf und Niederstetten sind unverändert aktiv. Geplant und geführt werden die SARSearch and Rescue-Einsätze durch die SARSearch and Rescue-Leitstellen in Glücksburg und Münster.

2013 wurde die Verantwortung für den Such- und Rettungsdienst dem Heer übertragen.

Die Leitstelle

Ein Soldat sitzt an einem Schreibtisch mit mehreren Bildschirmen und spricht in ein Mikrofon.

Hauptmann Stefan Schäfer ist Wachleiter in Münster. Rund 50 Einsatzbefehle hat er seit Amtsantritt erteilt, überwacht oder koordiniert.

Bundeswehr/Alexander Bozic

Seither stehen neben dem deutschlandweiten SARSearch and Rescue-Dienst die Unterstützung der eigenen und verbündeten Streitkräfte und dazu die Aufgaben der Hilfeleistung für die nationale und internationale Seeschifffahrt im Mittelpunkt. Wie der Such- und Rettungsdienst heute funktioniert, beschreibt SARSearch and Rescue-Einsatzoffizier Hauptmann Stefan Schäfer. Er ist einer der Wachleiter der Münsteraner Leitstelle.

Der 32-jährige Hauptmann koordiniert und überwacht während seiner Schicht mit drei Flugberatern die Rettungseinsätze. Der ehemalige Pilot des Leichten Hubschraubers Bo 105 und Mehrzweckhubschraubers NHNATO-Helicopter-90 arbeitet seit 2017 in der Münsteraner Leitstelle. „Jede SARSearch and Rescue-Leitstelle hat ihren eigenen Verantwortungsbereich. Der Einsatzschwerpunkt der Leitstelle Glücksburg sind die deutschen Küstengewässer, sprich Nord- und Ostsee sowie Schleswig-Holstein und Hamburg.“ Hier in Münster sei man für den gesamten übrigen Teil Deutschlands inklusive des deutschen Alpenraums verantwortlich, erklärt Schäfer.

Mehr als 700 Alarmmeldungen pro Jahr

Allein im Jahr 2017 sind im Münster 743 Alarmmeldungen eingegangen, 2018 waren es 761. Rund um die Uhr stehen die Soldaten dazu mit den Leitstellen etwa der Feuerwehr, des Luftfahrtbundesamtes oder auch der Deutschen Flugsicherung in Verbindung. „Dazu kommen natürlich noch Einsätze etwa bei Naturkatastrophen wie Hochwasser oder bei Waldbränden“, so Schäfer. Die SARSearch and Rescue-Leitstellen alarmieren grundsätzlich nur auf Hilfeersuchen der zivil tätigen Behörden. Verlässt der Einsatzbefehl die Leitstelle, sind die Hubschrauberbesatzungen der Kommandos, Nörvenich, Niederstetten oder Holzdorf in 15 Minuten in der Luft.

Von der Meldung bis zum Einsatz

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Die Bundeswehr feiert das 60-jährige Bestehen ihres Such- und Rettungsdienstes

24 Stunden auf Abruf

Ein Soldat steht vor der geöffneten Seitentür eines Hubschraubers.

Major Marcus Preuß war bisher auf der SARSearch and Rescue Bell UH-1D unterwegs. Zukünftig wird sein Hubschrauber bedeutend moderner sein.

Bundeswehr/Frederik Ströhlein

Die Soldaten der Such- und Rettungsstaffeln des Heeres sind 24 Stunden auf Abruf bereit für Such- und Rettungseinsätze. Einer von ihnen ist Major Marcus Preuß, Staffelkapitän der SARSearch and Rescue-Einsatzstaffel Land im Transporthubschrauberregiment 30 aus Niederstetten. „Jede Minute, die wir die Notleidenden früher finden, ist wichtig. Manchmal kann das den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten“, erklärt er. Ganz spezielle Ausbildungen ermöglichen den Crew-Mitgliedern fehlende und abgestürzte Flugzeuge zu lokalisieren, verunglückte Wald- und Bergwanderer zu retten oder kranke und verletzte Personen zu transportieren.

Seit 2005 ist Preuß ausgebildeter Pilot auf der Bell UH-1D. Der Bell, manchmal auch liebevoll Huey genannt, vertraut der 39-Jährige voll und ganz. „Das ist Fliegen in seiner Urform“, sei doch die Bell UH-1D bereits Anfang der Siebzigerjahre als leichter Transporthubschrauber in die Bundeswehr eingeführt worden, erzählt er mit einem Lächeln. Für ihn sei es fast schon Passion, dass Hubschrauberfliegen mit dem Täglich-Hilfe-Leisten zu verbinden. Zukünftig wird sich Preuß einer neuen Herausforderung als Hubschrauberpilot stellen.

Digitaler Quantensprung

Ein Hubschrauber steht auf einer Rasenfläche, im Hintergrund vier Männer.

LUHLight Utility Helicopter SARSearch and Rescue – steht für Leichter Unterstützungshubschrauber Search and Rescue

Bundeswehr/Alexander Bozic

Die wohl gravierendste Veränderung nach außen wird zukünftig am Himmel der fliegende LUHLight Utility Helicopter 145 SARSearch and Rescue-Hubschrauber des Heeres sein. Er ist ein sehr leistungsfähiger und vielseitig einsetzbarer Hubschrauber. Ihn nutzen bereits die zivile Luftrettung, die Polizei und selbst das Kommando Spezialkräfte. Die elektrischen und elektronischen Geräte, die Kommunikations- und Datenfunkverbindungen sowie die Sensorik für die Suche und Rettung entsprechen dem modernsten Stand der Technik. Parallel hat auch eine komplett neu gestaltete Leitstellentechnik bereits Einzug gehalten.

Oberst Andreas Pfeifer, General Flugbetrieb Heer, resümiert positiv. „Was wir derzeit erleben, gleicht einem Quantensprung.“ Es gehe darum, schnell und professionell beim Auffinden und Retten von Personen zu sein. „Wir schauen heute auf bewegte Geschichte zurück“. Mit der neuen Technik im Hubschrauber habe man deutlich mehr Handlungsmöglichkeiten. Es gelte aber, trotz der modernen Technik die persönliche professionelle Einstellung beizubehalten und weiterzuentwickeln.

Wie in den letzten 60 Jahren lautet das Motto: Wir sind da, immer!

von René Hinz
Oberst Andreas Pfeiffer, General Flugbetrieb Heer, zur neuen Leitstellentechnik
Die Leitstellen in Münster und Glücksburg haben eine moderne und zukunftsfähige Leitstellentechnik erhalten. Sie umfasst eine digitale Kommunikationsausstattung und ein speziell auf den SARSearch and Rescue-Dienst abgestimmtes Führungssystem. Die Regeneration der Kontroll- und Abfertigungsanlage und die gleichzeitige Beschaffung eines modernen Führungssystems SARSearch and Rescue wurde durch das Bundesamt für Ausrüstung, Information und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr) eingeleitet und durch eine gemeinsame Projektgruppe der SARSearch and Rescue-Leitstellen Land und See kontinuierlich begleitet."
Mit der neuen Kontroll- und Abfertigungsanlage wird im Wesentlichen die Kommunikation der SARSearch and Rescue-Leitstellen im Bereich Funk und Telefonie auf den neuesten Standard gebracht. Das moderne Führungssystems SARSearch and Rescue unterstützt die Einsatzführung, die Einsatzdokumentation und ist in Teilen automatisiert. Darüber hinaus ist ein Echtzeit-Luftlagebild mit umfangreichen Datenanbindungen sowie Such- und Filtermöglichkeiten Teil dieses in Deutschland so einmalig vorhandenen Systems. Zudem werden die Einsätze beider Leitstellen im gleichen System geführt und dokumentiert. Bei Ausfall einer SARSearch and Rescue-Leitstelle kann die andere den Auftrag bruchfrei übernehmen, ohne dass Daten oder Einsatzdetails verlorengehen, auch wird die Führung der SARSearch and Rescue-Hubschrauber in einem solchen Fall nicht unterbrochen."

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