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Schiffsnamen: Zeichen der Verbundenheit

Schiffsnamen: Zeichen der Verbundenheit

Datum:
Ort:
Rostock
Lesedauer:
2 MIN

Die Schiffe und Boote der Marine tragen Namen von Bundesländern, Städten und Gemeinden, von Bergen und Flüssen. Woher stammt die Tradition?

Ein geschmücktes graues Schiff liegt an einer Pier.

Die Fregatte „Hamburg“ am Tag Ihrer Taufe 2002 in Kiel. Sie ist bereits das zweite Schiff der Marine, das den Namen trägt. Ihr Vorgänger war ein Zerstörer der alten Hamburg-Klasse

Bundeswehr/Frank Behling

„Bonn“, „Sachsen-Anhalt“ und „Rhein“– gibt es ein System bei der Namensfindung für Marineschiffe? Bekommt die Flotte eine neue Schiffsklasse, können die Landesregierungen der Bundesländer, Bürgermeister von Städten und Gemeinden Interesse an einer Patenschaft zu einem der Schiffe dieser Klasse anmelden. Wünsche, Namensgeber für eines der grauen Schiffe zu werden, gibt es so viele, dass es mehr Anfragen als freie Namensträger gibt.

Denn bei der Marine ist ein Schiffsname nicht nur eine bloße Bezeichnung, sondern der Namensgeber und –träger gehen eine Patenschaft miteinander ein. Schiffe und Boote der Marine zusammen mit Bundesländer und Städten geben damit Zeichen der Verbundenheit mit der Heimat. Sie geht einher mit regelmäßigen gegenseitigen Besuchen oder anderen Aktionen, wie zum Beispiel gemeinsame sportliche Wettkämpfe oder die Unterstützung von karikativen Einrichtungen in der Patenstadt oder -region. Bei Besuchen vor Ort sind Delegationen der Besatzungen Botschafter der Marine im Binnenland. Umgekehrt erhalten auch bei ihren Seefahrten oftmals herzliche Grüße und moralische Unterstützung aus ihrer Patenregion.

„Ich taufe dich auf den Namen …“

Neben diesen Zeichen der Verbundenheit geht die Patenschaft oft mit regional typischen Bräuchen und Traditionen einher. So hat der Einsatzgruppenversorger „Berlin“ seine Längsgänge im Schiff nach bekannten Straßen der Hauptstadt benannt: Straßenschilder von „Unter den Linden“ und „Kurfürstendamm“ zum Beispiel hängen im Schiff an der Wand. Oder die „Langen Kerls“ aus Brandenburg nehmen an Zeremoniells zu Kommandantenwechseln der gleichnamigen Fregatte teil.

Ein graues Schiff fährt durch ein weitläufiges offenes Gewässer.

Der Einsatzgruppenversorger „Berlin“ bei einer Übung in der Ostsee. Gut erkennbar am Heck ist die von der NATO zugewiesene Schiffskennung. Auch sie identifiziert das Schiff individuell, ganz wie ein Name

Bundeswehr/Marcel Kröncke

Die konkrete Namenswahl erfolgt formell durch die Bundesministerin beziehungsweise den Bundesminister der Verteidigung. Dabei gilt zusätzlich die Regel: Bei einer neuen Schiffsklasse gibt die erste Einheit den Namen der Schiffsklasse vor. Beispielsweise bilden die drei Fregatten vom Typ 124 die Sachsen-Klasse, benannt nach ihrem gleichnamigen Typschiff. Gemäß weiteren Grundsätzen werden Fregatten nach Bundesländern, Flottentanker nach Gebirgen, Tender nach Flüssen sowie Korvetten und Minenjagdboote nach Städten und Gemeinden benannt. 

Die Namen der Einsatzgruppenversorger, der größten Schiffe der Marine, ist besonders interessant. Die „Berlin“ wurde als heutige und „Bonn“ als ehemalige Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland ausgewählt. Die „Frankfurt am Main“ erhielt ihren Namen, weil dort die Frankfurter Nationalversammlung am 14. Juni 1848 die Gründung der ersten gesamt deutschen Marine beschloss und die Stadt als Wiege der deutschen Demokratie gilt.

Ausnahme U-Boote: Nummern statt Zahlen

Lediglich die U-Boote sind eine Ausnahme. Ihre Namen sind traditionell nur Nummern. Das geht auf die Kaiserliche Marine zurück: Kaiser Wilhelm II. empfand die neu in die Flotte eingeführte Erfindung U-Boot als wenig ritterlich. Sie würden sich nicht mit „offenen Visier“, sondern sich unbemerkt an Schiffe heranschleichen und diese quasi hinterrücks angreifen. Deshalb verwehrte er den Unterseebooten eine Namensgebung. Die Crews der Boote machten daraus eine Tradition. Trotzdem: Auch die U-Boot-Besatzungen haben heutzutage ihre Patengemeinden, zu denen sie ein enges Verhältnis pflegen.

von Janine Pirrwitz  E-Mail schreiben

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