Schiffbau in Deutschland 2023
Schiffbau in Deutschland 2023
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Der VSMVerband für Schiffbau und Meerestechnik (Verband für Schiffbau und Meerestechnik) betont im Jahresbericht, wie wichtig der militärische Schiffbau für die deutschen Unternehmen ist. 2023 hat mehr als ein Drittel des gesamten Umsatzes in der Schiffbauindustrie, der Militärschiffbau ausgemacht. Der größte Kunde ist die Deutsche Marine, aber auch andere Länder bestellen ihre Einheiten in Deutschland.
Deutschland hat laut VSMVerband für Schiffbau und Meerestechnik einen Rückgang an Auftragsbeständen und lag 2023 bei 1,14 Mio. compensated gross tonnage (CGTCompensated Gross Ton) und damit bei etwa 170.000 CGTCompensated Gross Ton weniger als noch im Jahr zuvor. Dennoch gab es einen leichten Anstieg in Ablieferungen mit 351.000 CGTCompensated Gross Ton (2022 350.000 CGTCompensated Gross Ton) und einen deutlichen Anstieg von Auftragseingängen mit 312.000 CGTCompensated Gross Ton (2022 77.000 CGTCompensated Gross Ton).
Auftragszahlen der deutschen Werften (nach CGTCompensated Gross Ton)
Quelle: Jahresbericht 2023 | 2024, Verband für Schiffbau und Meerestechnik , Seite 134
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWKBundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz) berichtet, dass die Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie etwa 400 Unternehmen umfasst. Hier sollen etwa 63.000 Arbeitnehmer tätig sein. Alleine 2023 sollen diese insgesamt über 11 Mrd. Euro Umsatz gemacht haben. Laut der Fachzeitschrift marineforum war dies eine Steigerung von 5,8 Prozent. Die Schiffbauzulieferer sehen demnach positiv ins Jahr 2024. Das BMWKBundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz berichtet weiter, dass ein Großteil (80 Prozent) der Produkte exportiert werden. Diese gehen ins europäische Ausland sowie China, Nordamerika und Südkorea. Auch hier wird der Konkurrenzkampf mit China immer größer, da neben dem Schiffbau auch die Schiffbauzulieferindustrie stark vom chinesischen Staat unterstützt wird.
Vor allem im Bereich der Zulieferindustrie sind Betriebe in ganz Deutschland ansässig und ein Großteil des Umsatzes wird nicht in den küstennahen Bundesländern erreicht.
Umsatz der Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie 2021 nach Bundesländern
Quelle: BMWKBundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Maritime Wirtschaft, Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie, Seite
Neben dem Schiffbau wird immer weiter in Meerestechnik inklusive der Offshoretechnik investiert. Laut dem VSMVerband für Schiffbau und Meerestechnik erwartet die OECDOrganisation for Economic Co-operation and Development (Organisation for Economic Co-operation and Development) einen weltweiten Anstieg der Meereswirtschaft auf drei Billionen USUnited States-Dollar Umsatz bis 2030. Es wird prognostiziert, dass bis 2030 ca. 40 Millionen Menschen in diesem Bereich beschäftigt sein werden.
Die Bundesregierung hat den Ausbau der Offshore-Windenergie für Deutschland beschlossen. Dies hat auch weitrechende Auswirkungen für die deutschen Werften und deren Position auf dem internationalen Markt. Hier muss vor allem der Konkurrent China beachtet werden. Die chinesischen Werften verfügen durch starke staatliche Förderung über eine massive Produktionskapazität. Daher fordern der VSMVerband für Schiffbau und Meerestechnik und die Shipyards & Maritime Equipment Association Europe (SEAThe Shipyards’ & Maritime Equipment Association of Europe Europe, 08.04.2024), dass die europäische und damit auch deutsche Schiffbauindustrie deutlich mehr staatliche Unterstützung benötigt um weltweit wettbewerbsfähig zu sein. Im Jahr 2023 wurden auf deutschen Werften rund 15 Schiffe fertiggestellt, was einen deutlichen Rückgang im Vergleich zu früheren Zeiten darstellt. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Anzahl der produzierten Schiffe deutlich reduziert. Während in den 1980er Jahren noch etwa 200 Schiffe pro Jahr gebaut wurden, liegt diese Zahl heute deutlich unter 20.
Im April 2024 hat die SEAThe Shipyards’ & Maritime Equipment Association of Europe eine Strategie zum Wiederaufbau des europäischen Schiffbaus veröffentlicht. Hier wird beschrieben, wie wichtig es nicht nur für die europäische Wirtschaft ist, sich vom asiatischen Schiffbau unabhängig zu machen. Zusätzlich muss beachtet werden wie wichtig dies auch im Verteidigungsfall werden könnte. In einer Pressemitteilung des SEAThe Shipyards’ & Maritime Equipment Association of Europe vom 24.05.2024 begrüßt die Organisation, dass mehrere EUEuropäische Union-Mitgliedstaaten sich für eine neue Strategie zur Unterstützung des europäischen Schiffbaus ausgesprochen haben. Inwieweit die Strategie von der Europäischen Kommission angenommen und durchgesetzt wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar.
Wirtschaftslage der deutschen Werften
Deutsche Werften, die sich auf spezielle Schiffe wie Kreuzfahrtschiffe, Großyachten, Behörden- und Marineschiffe konzentriert haben, sind laut VSMVerband für Schiffbau und Meerestechnik gleichzeitig diese, die sich weiterentwickeln konnten. Frachtschiffe werden in Deutschland und Europa hingegen kaum noch gebaut. In den letzten 15 Jahren haben etwa 15 deutsche Werften schließen müssen. Um weiteren Schließungen entgegenzuwirken, hat der VSMVerband für Schiffbau und Meerestechnik mehrere Forderungen an die Politik gestellt. Dies ist unter dem Blickwinkel zu betrachten, dass eine zu große Abhängigkeit von Asien zu Problemen führen kann. Die Coronapandemie und die dadurch verursachten Lieferengpässe haben dies bereits gezeigt.
Umsätze der deutschen Werften nach Bundesland (in Millionen Euro)
Quelle: Jahresbericht 2023 | 2024, Verband für Schiffbau und Meerestechnik, Seite 132
Die größten Standorte für Werften sind Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Der VSMVerband für Schiffbau und Meerestechnik berichtet, dass 2023 insgesamt Umsätze von 6,7 Mrd. € bei den deutschen Werften erreicht wurden. Davon wurden allein 38 Prozent in Betrieben in Niedersachsen und 26 Prozent in Betrieben in Schleswig-Holstein erwirtschaftet.
Vergleich der Umsätze deutscher Werften
Quelle: Jahresbericht 2023 | 2024, Verband für Schiffbau und Meerestechnik, Seite 132
Die Meyer Werft in Papenburg ist laut Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISLInstitut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik, Shipping Statistics and Market Review 2023 Vol. 68 – No. 05 Seite 23), nach Fincantieri in Italien und zusammen mit Chantiers de L’Atlantique in Frankreich, die Werft mit den meisten Kreuzfahrtschiffen in den Auftragsbüchern. Fincantieri hat Aufträge für 22 Kreuzfahrtschiffe und die Meyer Werft und Chantiers de L’Atlantique jeweils neun. Wobei die Meyer Werft mit 1,27 Mio. BRZBruttoraumzahl zu 1,09 Mio. BRZBruttoraumzahl größere Kreuzfahrtschiffe als die Franzosen baut. Somit ist die Meyer Werft die zweigrößte Kreuzfahrtwerft weltweit. Von den weltweit existierenden Kreuzfahrtschiffen wurden laut ISLInstitut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (Shipping Statistics and Market Review 2023 Vol. 68 – No. 05 Seite 22)17,1 Prozent in Deutschland gebaut. Dies übertrifft nur Italien mit 25,7 Prozent. Zusätzlich stehen laut ISLInstitut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (Shipping Statistics and Market Review 2023 Vol. 68 – No. 01, Seite 29) drei Stückgutfrachter mit 45.000 CGTCompensated Gross Ton in Auftragsbüchern deutscher Werften.
Durchschnittlich Beschäftigte deutscher Werften im Bundeslandvergleich
Quelle: Jahresbericht 2023 | 2024, Verband für Schiffbau und Meerestechnik, Seite 132
2023 waren laut VSMVerband für Schiffbau und Meerestechnik im Durchschnitt 16.735 Personen auf deutschen Werften beschäftigt. Die Anzahl hängt mit der Projektlage zusammen und schwankt somit über die Monate.
Vor allem die Bundesländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben eine lange maritime Tradition. Beide Länder liegen an der Küste und verfügen über eine Infrastruktur, die über Jahrzehnte gewachsen ist. In Niedersachsen findet man u. a. die Meyer Werft in Papenburg und in Schleswig-Holstein die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) sowie die German Naval Yards in Kiel.