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Salutschüsse für König Charles III.

Protokollarischer Dienst
Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

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Kommt ein Staatsoberhaupt nach Deutschland, empfängt das Wachbataillon seine Gäste mit militärischen Ehren. Heute wurde der protokollarische Ehrendienst für Seine Majestät König Charles III. und die Königin-Gemahlin durchgeführt.

Ein Mann und eine Frau steigen aus einem Flugzeug

Ankunft des Königspaares Charles III. und seiner Königin-Gemahlin Camilla

Bundeswehr/Anne Weinrich

Den Großen Persönlichkeiten der Weltpolitik aus nächster Nähe direkt in die Augen schauen? Die Möglichkeit bleibt den meisten Menschen verwehrt. So auch diese Woche beim Besuch des designierten englischen Königs Charles III. in Berlin. Die Menschen drängen sich hinter den Absperrungen am Brandenburger Tor, um einen flüchtigen Blick auf das Oberhaupt der britischen Königsfamilie zu erhaschen.

Ganz anders ergeht es hingegen den Soldatinnen und Soldaten des Wachbataillons des Bundesministeriums der Verteidigung. Sie stehen eine Handbreit neben dem roten Teppich, an dem das Auto mit dem König vorfährt, in der Formation des Ehrenbataillons, wie es nur Staatsoberhäuptern zu Teil wird. Neben dem Musikkorps und der Truppenfahne stehen drei Kompanie-Blöcke aus drei Reihen Soldateninnen und Soldaten. Sie repräsentieren jeweils eine der drei Teilstreitkräfte: Heer, Marine und Luftwaffe. Seit 1957 übernimmt das Wachbataillon in der Tradition des preußischen Infanterieregiments 9 die Aufgabe, Deutschland vor ausländischen Staatsgästen zu repräsentieren. 

Ein Protokoll mit Tradition und einer langen Geschichte

Traditionell wird durch den Aufmarsch der Ehrenformation dem Gast die militärische Stärke und Disziplin zu seinen Ehren und seinem Schutz demonstriert. Von diesen Eigenschaften macht sich König Charles III. durch das Abschreiten der Formation ein eigenes Bild. Doch was haben im 21. Jahrhundert regungsloses Stehen und synchrone Abläufe mit militärischer Stärke zu tun? 
Um diese Tradition nachvollziehen zu können, braucht es einen Blick zurück in die napoleonische Zeit des 19. Jahrhunderts. Damals standen sich Heere in langen Kompanie-Blöcken von jeweils 100 bis 200 Mann gegenüber und beschossen sich aus nächster Nähe – und das alles ohne Deckung. Der Drill und die Disziplin der einfachen Soldaten waren damals von entscheidender Bedeutung. Denn nur so konnten die Offiziere die Soldaten in geschlossenen Formationen über das Schlachtfeld befehlen – auch unter großem Stress. Zusätzlich ermöglichte der Drill, geschlossene Salven aus den Gewehren abzugeben und so deren fehlende Präzision auszugleichen. Die Armee, die diese Prozesse am reibungslosesten durchführen konnte, obsiegte meist auf dem Schlachtfeld. So wurden Synchronität und bewegungslose Disziplin zum Aushängeschild einer professionellen Armee.

„Semper Talis“ und vieles mehr

Sei es in der Ehrenformation zur Begrüßung eines Gastes durch den Bundeskanzler oder den Bundespräsidenten, als Wachposten oder im Spalier bei Staatsbanketten oder dem Flughafen: Nach Abschluss einer 45-tägigen Ausbildung zum Protokollsoldaten im Anschluss an die Grundausbildung sind die jungen Soldaten und Soldatinnen bereits ganz vorn bei einem der 500 bis 600 Einsätze im Jahr dabei. Die Anforderungen an die Soldaten und Soldatinnen sind dabei vielfältiger, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Man braucht ein hohes Maß an Konzentration und Körperbeherrschung, um die präzisen Kommandofolge in großen Formationen geschlossen auszuführen. 

Das Anforderungsprofil geht jedoch noch über den protokollarischen Dienst hinaus. Im Verteidigungsfall kommt dem Wachbataillon die Aufgabe zu, den Regierungsbezirk zu schützen. Somit steht gerade der Orts- und Häuserkampf im Zentrum der infanteristischen Ausbildung im Wachbataillon. Während im protokollarischen Dienst das Einstudieren, Auswendiglernen und Automatisieren von Bewegungen im Fokus steht, kommt es hier auf das Mitdenken jedes Einzelnen an, um auf dem komplexen Gefechtsfeld des urbanen Geländes bestehen zu können.

von Jacob Wendorf  E-Mail schreiben

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