Mit der Entscheidung des deutschen Bundestages vom 26. Mai 2023 wurde es offiziell: Im Mai 2024 sollte das Camp Castor leer sein. Mit der Entscheidung der Vereinten Nationen, den Blauhelm-Einsatz bis Dezember 2023 zu beenden, wird die laufende Rückverlegung nochmals beschleunigt. Oberstleutnant H. versetzt das aber nicht in Hektik. Planung sei die Grundlage jeder militärischen Operation. Dass es zu einer beschleunigten Rückverlegung kommen könne, sei bereits seit längerem eine von mehreren Optionen gewesen. „Die Pläne für eine geordnete Rückverlegung hatten wir bereits in der Schublade.“
Und diese werden nun aus der Schublade gezogen. Die Arbeit vor Ort dagegen fängt jetzt erst richtig an. Schon länger ist die Truppe in Mali zum Aussortieren von Material angehalten, das nicht mehr dringend zur Erfüllung des Auftrages benötigt wird. Alles, was noch da sei, müsse jetzt auf den Prüfstand, sagt H. „Nicht immer lohnt es sich, das Material auf den über 5.000 Kilometer langen Weg nach Deutschland zu schicken.“ Drei Faktoren seien dafür ausschlaggebend, ob ein Ausrüstungsstück zurück nach Deutschland gebracht werde, so der Oberstleutnant: „Die Schutzbedürftigkeit, die Wirtschaftlichkeit und die Wiederbeschaffbarkeit.“
Als „schutzbedürftig“ gelten beispielsweise Waffen und Munition, die dem deutschen Kriegswaffenkontrollgesetz unterliegen. Auch Funkgeräte, ITInformationstechnik-Gerät und Gegenstände mit geheimen Inhalten – zum Beispiel Datenspeicher – werden als schutzbedürftig eingestuft und gehen auf jeden Fall zurück nach Deutschland.
Bewertet werden muss auch, ob der Rücktransport eines Gegenstands nach Deutschland wirtschaftlich ist, sich also für die Bundeswehr lohnt. Denn auch dieser kostet Geld. Zehn Jahre in der Wüste hätten bei vielen Gegenständen Spuren hinterlassen, so H.: „Eine Zeltbahn, die jahrelang der afrikanischen Sonne und den Sandstürmen der Sahara ausgesetzt war, ist in Deutschland nicht mehr zu gebrauchen.“ Ist der Transport teurer als der Restwert des Gegenstandes, verbleibt er in Mali – sofern er wiederbeschafft werden kann.
Denn militärisches Material ist nicht so leicht zu bekommen wie ziviles. „Man kann nicht mal eben in einen Supermarkt gehen und einen Flugfeldtankwagen kaufen“, bringt es Oberstleutnant H. auf den Punkt. Habe die Truppe Bedarf an einem bestimmten Gegenstand, und sei dieser nicht ohne weiteres neu zu bekommen, könne auch ein teurer Rücktransport nach Deutschland sinnvoll sein.