Menschen bei AINAusrüstung, Informationstechnik und Nutzung

Technik-Ass bei der Bundeswehr: „Wir halten die Fahrzeuge am Laufen“

Alexander S. hat Benzin im Blut. Seine Leidenschaft hat er in einer Wehrtechnischen Dienststelle der Bundeswehr zum Beruf gemacht und arbeitet als KfzKraftfahrzeug-Mechatroniker für Nutzfahrzeuge an Spezialfahrzeugen der Bundeswehr – unter anderem an 1.500 PS starken Maschinen. Eine Geschichte über Technik, Auszeichnungen und echte Kameradschaft.

Ein Mann im inneren eines Fahrzeuges schraubt zieht mit einem Schraubenschlüssel die Muttern nach.

Einsatzbereite Systeme dank WTDWehrtechnische Dienststelle 81

Die Wehrtechnische Dienststelle für Informationstechnologie und Elektronik, die WTDWehrtechnische Dienststelle 81 im bayerischen Greding, leistet einen wichtigen Beitrag zur technischen Einsatzbereitschaft der Streitkräfte – von moderner Kommunikation bis hin zur robusten Fahrzeugtechnik. Die Nutzfahrzeug-Mechatronikerinnen und -mechatroniker sorgen dafür, dass die spezialisierten Fahrzeuge jederzeit zuverlässig und einsatzfähig bleiben. Einer von ihnen ist Alexander S.

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  • Ein Mann mit einer Eisenstange in den Händen versucht einen Autoreifen von der Felge zu lösen.
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    Schrauben statt Schulbank

    Alexander S. ist ein echtes Kind vom Land – aufgewachsen zwischen Holz und Maschinen. Schon früh begeistert ihn das Reparieren von allem, was kaputtgeht. „Da muss man sich dann immer reinfuchsen und schauen, wie man es wieder zum Laufen kriegt“, erzählt er schmunzelnd. Nach einem Praktikum in einer KfzKraftfahrzeug-Werkstatt ist klar: Er will mehr – größere Maschinen, ausgefeiltere Technik. Ein Kontakt führt ihn schließlich zur Wehrtechnischen Dienststelle für Informationstechnologie und Elektronik im nahegelegenen Greding.

    Im September 2019 beginnt Alexander in Greding seine Ausbildung zum Nutzfahrzeug-Mechatroniker an der WTDWehrtechnische Dienststelle 81, zusammen mit drei anderen Lehrlingen. Dreieinhalb Jahre lang lernt er die praktische Arbeit in der KfzKraftfahrzeug-Instandsetzungshalle – der riesigen Werkstatt der Wehrtechnischen Dienststelle, in der Werkstattleiter und Gesellen arbeiten. In der Ausbildungswerkstatt werden zudem eigene Trainingsinhalte zur Prüfungsvorbereitung behandelt, zum Beispiel das Zerlegen eines Motors oder der Test eines Generators. 

    Die Theorie kommt im Blockunterricht in der Berufsschule nicht zu kurz. In der KfzKraftfahrzeug-Innung Nürnberg finden außerdem regelmäßig überbetriebliche Lehrgänge statt – eine Grundvoraussetzung für die Zulassung zur Prüfung. Hier gibt es übergreifende Einblicke in Themen wie Elektrik, Pneumatik oder hydraulische Bremsen.

  • Ein Mann mit Schutzhelm und orangener Warnweste steuert den Ausleger eines Krans.
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    Ausbildung mit PS

    Technik wird für Alexander zum Alltag. Besonders faszinieren ihn nach wie vor die großen Maschinen: „46 Liter Hubraum, 1.500 PS beim Panzer. Es ist einfach spannend zu sehen, wie das alles zusammenhängt.“ In diese Technik einzutauschen, empfindet Alexander S. als etwas sehr Besonderes. „Andere Menschen kennen solche Maschinen nur aus dem Fernsehen. Das sind alles Spezialanfertigungen für die Bundeswehr, einmalige Fahrzeuge“, schwärmt er. „Und wir halten die Fahrzeuge am Laufen.“

    Das Team der WTDWehrtechnische Dienststelle 81 ist spezialisiert auf die Erprobung von Systemen im Bereich Informationstechnologie und Elektronik, die dann später den Weg in die Truppe finden. Die Dienststelle verfügt über Europas größte vollabgeschirmte Halle für Untersuchungen der Elektromagnetischen Verträglichkeit.

    Wieso werden hier Nutzfahrzeug-Mechatroniker ausgebildet und beschäftigt? Was auf den ersten Blick ungewöhnlich wirkt, ergibt durchaus Sinn. Denn: Ohne militärische Nutzfahrzeuge keine Erprobung. Da sind zum Beispiel Prüf- oder Messfahrzeuge, Transporter oder auch spezielle Laborfahrzeuge. Und diese müssen betrieben, gewartet und modernisiert werden. Ein riesiger Einsatzbereich für die Mechatronik-Profis in Greding. „Wir machen es möglich, dass Erprobungen überhaupt stattfinden können; ermöglichen Logistik und Aufbau“, betont Alexander S.

  • Ein Mann mit dunklen Haaren hält mehrere Urkunden und Auzeichnungen in den Händen.
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    Schrauber mit Auszeichnung

    Mit Leidenschaft und Ehrgeiz meistert Alexander die Ausbildung – und das mit großem Erfolg: Er schließt 2023 mit Bestnoten ab und wird Prüfungsbester der KfzKraftfahrzeug-Innung Mittelfranken. Außerdem erhält er für seine sehr guten Berufsschulleistungen den Bayerischen Staatspreis. Und er qualifiziert sich damit für den mittelfränkischen und bayerischen Kammerentscheid. Die besten Mechatronik-Absolvierenden aus dem Regierungsbezirk treten gegeneinander an und müssen in verschieden praktischen Aufgaben ihr Können beweisen, zum Beispiel einen Fehler an einem Motor finden und beheben.

    Alexander überzeugt und wird Kammerbester in Mittelfranken. Damit sichert er sich die Teilnahme an der Bayerischen Meisterschaft – und geht als viertbester Azubi in seinem Ausbildungsberuf von ganz Bayern daraus hervor. Wie sich das anfühlt? „Da bin ich natürlich stolz drauf, das erreicht zu haben“, erzählt der Mechatroniker. „Aber das war nie mein Ziel, das ist einfach so passiert. Denn: Wenn ich was mache, will ich es gescheit machen!“

    Dabei hilft ihm die Gemeinschaft und das gute Miteinander in der Dienststelle und in den Werkstätten. Man könne mit allem zu jedem und jeder gehen, sagt er: „Wir arbeiten in einer sehr jungen Werkstatttruppe, haben ein super Verhältnis, das passt einfach.“ Aktuell absolvieren vier junge Menschen ihre Ausbildung im Bereich KfzKraftfahrzeug-Mechatronik für Nutzfahrzeuge an der WTDWehrtechnische Dienststelle 81. Im ersten und zweiten Lehrjahr sind diesmal auch zwei weibliche Auszubildende im Team.

  • Ein Mann mit Schutzhelm und orangener Warnweste steht neben einem gelben Fahrzeug
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    Technik, Teamgeist, TMPTechnische Materialprüfung

    Meist beginnt Alexanders Arbeitstag in der KfzKraftfahrzeug-Werkstatt der Wehrtechnischen Dienststelle 81 um 7 Uhr morgens mit einer kurzen Teambesprechung – Kaffee inklusive. Dann werden die Aufträge gesichtet: Welche Wartungen oder Reparaturen an Fahrzeugen oder Arbeiten zur Instandsetzung stehen an? Oft bereiten er und seine Kollegen auch Kraftfahrzeuge für die Technische Materialprüfung, kurz TMPTechnische Materialprüfung, vor. Das ist quasi der TÜV der Bundeswehr. In der WTDWehrtechnische Dienststelle-eigenen Werkstatt werden dann alle anstehenden Arbeiten an den Spezialfahrzeugen erledigt.

    Eine Besonderheit in Alexanders Arbeitsalltag: Er hat auch die Möglichkeit, internationale Kampagnen mitzugestalten. Im Juni 2024 reiste er gemeinsam mit dem Team der WTDWehrtechnische Dienststelle 81 nach Schweden, um eine Erprobung durchzuführen. „Ein großer Vorteil von unserer Stelle ist, dass wir auch in solche internationalen Projekte eingebunden sind“, erklärt er.  Mit Lkw voller Spezial-Equipment fuhr das Werkstattteam in den hohen Norden und half vor Ort dabei, die Technik für die Messung aufzubauen. Mit dem Flugzeug ging es wieder nach Hause.

    Und weitere spannende Pläne sind bereits in der Pipeline: So hat Alexander S. seinen Lkw-Führerschein gemacht und möchte in diesem Jahr den G-Führerschein absolvieren, um selbst gepanzerte Radfahrzeuge fahren zu können. Wo sieht er seine Zukunft? Ganz klar an der WTDWehrtechnische Dienststelle 81: „Ich will auf jeden Fall hierbleiben und mich persönlich weiterentwickeln.“

    von Sarah Stein

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