Heer
Übung Wettiner Heide II

Deutsche Battle Group der VJTFVery High Readiness Joint Task Force schießt scharf

Deutsche Battle Group der VJTFVery High Readiness Joint Task Force schießt scharf

Datum:
Ort:
Bergen
Lesedauer:
6 MIN

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Auf dem Truppenübungsplatz in Bergen tobt für zwei Tage ein Verzögerungsgefecht: Der deutsche Gefechtsverband der VJTFVery High Readiness Joint Task Force trainiert die komplexe Gefechtshandlung im scharfen Schuss. Insgesamt haben 1.500 Soldatinnen und Soldaten an der Übung Wettiner Heide II teilgenommen. Mehr als 50 Gefechtsfahrzeuge waren Teil des Bataillonsgefechtsschießens.  

Zwei Kampfpanzer stehen auf einer Freifläche. Sie feuern mit ihren Rohren, ein Feuerball entsteht.

„Feuer!“ Zwei Kampfpanzer Leopard 2 A7V bekämpfen simulierte Feindkräfte im Verzögerungsgefecht auf dem Truppenübungsplatz Bergen. Mit ihrer 120-Millimeter-Glattrohrkanone können sie auf Ziele in bis zu 5.000 Meter Entfernung wirken.

Bundeswehr/Sven Fischer

Seit 2022 führt die Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ die Landstreitkräfte der NATONorth Atlantic Treaty Organization Response Force Land 2022-2024 (NRFNATO Response Force). In diesem Jahr befindet sie sich sogar in der kürzesten Alarmierungszeit und stellt damit Soldatinnen und Soldaten für die Schnelle Eingreiftruppe, die Very High Readiness Joint Task Force (VJTFVery High Readiness Joint Task Force ). Innerhalb von wenigen Tagen sind ihre Kräfte zur Verlegung an einen möglichen Einsatzort bereit.

Schon im Frühsommer dieses Jahres zeigte die VJTFVery High Readiness Joint Task Force ihre strategische Verlegefähigkeit und ihre Einsatzbereitschaft: Bei den Übungen Noble Jump sowie Wettiner Schwert und Wettiner Heide trainierten die Soldaten zeitgleich an zwei Orten in Deutschland und auf der italienischen Insel Sardinien. Das Jahr der VJTFVery High Readiness Joint Task Force -Verpflichtung neigt sich langsam dem Ende. Doch Verfahren und Abläufe müssen stetig weiter verbessert werden, damit die Einsatzbereitschaft erhalten bleibt. Und so stehen auch im Herbst 2023 die Kräfte aus Sachsen, Thüringen, Bayern und Rheinland-Pfalz bereit für eine umfassende Brigadeübung – die Wettiner Heide II.

Das Gefecht der verbundenen Waffen im scharfen Schuss

Eine Panzerhaubitze feuert ihre Munition ab. Um das ganze Geschütz herum ist Rauch.

Im Gefecht der verbundenen Waffen wirken Kampf- und Kampfunterstützungskräfte eng zusammen. Hier gibt eine Panzerhaubitze 2000 den Panzertruppen auf dem Gefechtsfeld indirekte Feuerunterstützung und zwingt Feindkräfte in die Deckung.

Bundeswehr/Kai-Uwe Schajachow

Das Ziel: die Befähigung zur Landes- und Bündnisverteidigung zu verstetigen. Die Soldatinnen und Soldaten sollen ihre bislang erreichte Einsatzbereitschaft halten und kontinuierlich weiter ausbauen, denn im Fernlicht des Frühjahrs 2024 schimmert bereits die nächste Großübung – Quadriga 2024. Auch dafür werden bereits jetzt in Bergen die Grundlagen gelegt. 

Das Besondere: In Bergen übt ein deutscher Gefechtsverband in Bataillonsstärke wieder das Gefecht der verbundenen Waffen im scharfen Schuss. Diese Art der Gefechtsführung gehört zum Kern einer Brigade. Was sonst über AGDUS (ein lasergestütztes Ausbildungssystem) oder mit Übungsmunition trainiert wird, wird hier nun als Gefechtsübung mit scharfer, also echter Munition zu einem Höhepunkt geführt. Dabei werden verschiedene Schießscheiben eingesetzt, die verschiedene Szenarien abbilden.

Die Panzergrenadierbrigade 37 stellt den deutschen Gefechtsverband der NRFNATO Response Force-Landbrigade. Bei der Übung Wettiner Heide II führt das Panzerbataillon 393 aus Bad Frankenhausen. Es trainieren zwei seiner Panzerkompanien, eine Kompanie des Panzergrenadierbataillons 112 aus dem bayerischen Regen, Kräfte des Panzerpionierbataillons 701 aus dem thüringischen Gera und Sanitätskräfte aus Erfurt und Kümmersbruck. Unterstützt wird die Kampftruppe durch das Versorgungsbataillon 131 aus Bad Frankenhausen und das Artillerielehrbataillon 345 aus Idar-Oberstein. Insgesamt sind circa 1.500 Soldatinnen und Soldaten auf dem Platz. In den Übungsnächten sammeln die Aufklärer aus Gotha Informationen über den Gegner hinter den Linien des Gefechtsverbandes.

Operationsart Verzögerung

„… NRFNATO Response Force-Landbrigade verzögert in unveränderter Gefechtsgliederung, hält die Linie ‚Eagle‘ und führt einen Gegenangriff durch, um feindliche Kräfte aufzufangen und so die Voraussetzungen für den Gegenangriff des Land Component Command zu schaffen“, lautet der Befehl des Kommandeurs. Die deutsche Battle Group der NRFNATO Response Force-Landbrigade steht im Gefecht. Trainiert wird die Operationsart Verzögerung. Dabei wird bewusst Raum aufgegeben, um Zeit zu gewinnen. Der Angriff des Feindes soll verlangsamt, seine Kraft abgenutzt werden. 

In fünf Phasen erstreckt sich das Verzögerungsgefecht von Nord nach Süd über den gesamten Truppenübungsplatz. Das sind circa 26 Kilometer. „Wir haben die Verzögerung gewählt, weil sie noch ein wenig anspruchsvoller ist. Das Ausweichen des Feldpostens, die Aufnahme der eigenen Kräfte, die sehr dynamische Gefechtsführung mit viel Bewegung und Feuer, der Gegenangriff – die Komplexität und die Koordinierung aller Manöverelemente während aller Phasen macht die Verzögerung zu einer der anspruchsvollsten Gefechtshandlungen“, erklärt Brigadegeneral Alexander Krone, Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 37. Er ist der Leitende der Brigadeübung. Der sogenannte Zielbau erstreckt sich über mehrere Schießbahnen. Dafür werden neben bestehenden Varianten von Schießscheiben auch neue „feindliche Stellungen“ mit dem Bagger präpariert und mit Hart- und Weichzielen versehen. Ein halbes Jahr dauerten die Planungen und Vorbereitungen dieser großangelegten Brigadeübung. Nun wird es Zeit, dass es endlich losgeht. 

Die Truppe ist startklar

Zwei getarnte Schützenpanzer Puma bewegen sich durch das Gelände.

Im Verzögerungsgefecht der Brigadeübung Wettiner Heide II kämpfen Kampfpanzer Leopard 2 A7V Seite an Seite mit Schützenpanzern Puma VJTFVery High Readiness Joint Task Force . Dieses Duett ist der Kern beweglich geführter Landoperationen. Ihre Schlagkraft kann ein Gefecht entscheiden.

Bundeswehr/Martin Glinker

Das Vorbereitungsschießen und das Anschießen der Gefechtsfahrzeuge sind abgeschlossen, Befehle werden ausgegeben. Die Truppe ist startklar. Feindliche Aufklärungskräfte, simuliert durch das Aufklärungsbataillon 13, nutzen den Schutz der Dunkelheit, um sich anzunähern und den deutschen Gefechtsverband auszuspähen. Mit der Erteilung der Schießfreigabe beginnt das Gefecht. Natürlich sind die Aufklärungskräfte da bereits nicht mehr auf dem Platz. Es wird akribisch darauf geachtet, dass sich niemand zur falschen Zeit am falschen Ort befindet. Sicherheit hat höchste Priorität.

Nicht zuletzt durch das Battle Management System können die Kräfte effektiv überwacht werden. Die Einführung dieses digitalen Führungssystems hat die Truppe deutlich weitergebracht. Mit dem Kampf an der Sicherungslinie, dem Kampf in der Tiefe des Raumes und dem Gegenangriff tobt das Verzögerungsgefecht über zwei Tage auf dem Übungsplatz Bergen. Kampfpanzer Leopard 2 A7V und Schützenpanzer Puma VJTFVery High Readiness Joint Task Force kämpfen im Verbund wie ein „Raubkatzenduett“, wie Krone es versinnbildlicht. Sie halten die Linien und geben den Raum mit Kampfunterstützung durch Artillerie nur stückweise preis. 

Feindkräfte werden durch Minensperren und das Sprengen von Übergängen gelenkt, verlangsamt und mit einem Gegenangriff vernichtend geschlagen. Mehr als 50 Gefechtsfahrzeuge kämpfen sich durch das wellige und teils morastige Gelände. Insgesamt sind sogar mehr als 100 Fahrzeuge auf dem Platz, rechnet man die Unterstützungskräfte mit ein. Und alle Soldaten müssen wie unter einem Brennglas auf ein taktisches Ziel hingesteuert werden. Eine große Aufgabe. Nicht nur für den Kommandeur des deutschen Gefechtsverbandes, sondern besonders für das Leitungs- und Sicherheitspersonal. Doch alles verläuft planmäßig. „Wir haben gemeinsam viel erreicht in den letzten Jahren. Man kennt sich, das Team ist lange zusammen, die Verfahren passen. Das konnte man auch hier wieder sehr gut sehen“, freut sich der Brigadekommandeur als Regisseur der Übung.

Nach der Übung ist vor der Übung

Ein Kampfpanzer bewegt sich in voller Fahrt durch das Gelände. Schlamm spritzt an den Ketten auf.

Das Panzerbataillon 393 ist der Leitverband der deutschen Battle Group der VJTFVery High Readiness Joint Task Force 2023. Das Hauptwaffensystem der „Thüringer Löwen“: der Kampfpanzer Leopard 2 A7V. Zwei Panzerkompanien kämpften im simulierten Verzögerungsgefecht in Bergen.

Bundeswehr/Martin Glinker

Drei intensive Tage des Übens gehen zu Ende. Der deutsche Gefechtsverband der multinationalen NRFNATO Response Force-Landbrigade hat in den vergangenen Stunden die Gefechtsart Verzögerung mit ihrem hohen Koordinationsaufwand im scharfen Schuss erfolgreich geübt. „Wir können sehr zufrieden sein“, resümiert Krone. „Wir haben den herausfordernden Weg der Befähigung zur Landes- und Bündnisverteidigung eingeschlagen. Diesen Weg gehen wir kontinuierlich weiter und machen unsere Männer und Frauen stetig handlungssicherer. Ziel ist es, das Handwerkszeug unserer Soldatinnen und Soldaten in dieser komplexen Gefechtshandlung weiter zu schärfen. Die Brigadeübung Wettiner Heide II ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg.“

Für den deutschen Gefechtsverband endet das Übungsjahr 2023 mit der Brigadeübung. Bahnverladung, Rückmarsch und Nachbereitung stehen noch auf dem Programm. Für die gesamte NRFNATO Response Force-Landbrigade heißt es nun, die Einsatzbereitschaft und Ausbildungsstände zu konservieren. Auch im kommenden Jahr steht sie im Auftrag der NRFNATO Response Force, nur die Zeit der Verlegebereitschaft ändert sich. Danach wartet der Schritt in die „Division 2025“.

Der Brigadekommandeur sieht diesen Entwicklungen mit einem ruhigen Gefühl entgegen, denn „auch im Rahmen der Division 2025 geht es weiter um Ausbildungen in dem Spektrum, das wir hier in Bergen gesehen haben. Und wir haben hier wieder Männer und Frauen erlebt, die stolz sind auf das, was sie können und tun – und das zurecht. Sie sind ausgebildet. Sie können was. Sie sind einsatz- und leistungsbereit. Ich habe gesehen, dass es klappt. Es läuft.“

Feuer und Bewegung auf dem Übungsplatz Bergen

  • Eine Panzerhaubitze feuert ihr Geschoss ab. An ihrer Mündung steigen Rauchschwaden auf.

    Eine Panzerhaubitze 2000 wird mit der sogenannten langen Leine gezündet. So wird die Besatzung im Fall einer Fehlzündung geschützt. Während des Verzögerungsgefechts unterstützen die Haubitzen mit Nebel und 155-Millimeter-Artilleriegeschossen.

    Bundeswehr/Kai-Uwe Schajachow
  • Sechs Soldaten stehen im schlammigen Gelände. Sie sprechen miteinander.

    Der Kommandeur der VJTFVery High Readiness Joint Task Force -Landbrigade, Brigadegeneral Alexander Krone, ist der Leitende der Übung (2.v.l.). Gemeinsam mit dem Kommandeur 10. Panzerdivision, Generalmajor Ruprecht von Butler (l.), wertet er einen Teilabschnitt der Übung im Feld aus.

    Bundeswehr/Martin Glinker
  • Ein Geschoss eines Kampfpanzers zerschlägt ein Hartziel im Gelände, ein Feuerball steigt auf.

    Die Munition des Kampfpanzers Leopard 2 A7V ist tempierbar. Das bedeutet, dass vor dem Abfeuern des Geschosses ein Detonationszeitpunkt programmiert werden kann. So wird eine optimale Wirkung vor, über oder im Ziel selbst erreicht.

    Bundeswehr/Sven Fischer
  • Soldaten stehen angetreten in Formationen. Ein Soldat steht vor ihnen und spricht zu ihnen.

    Der Kommandeur des deutschen Gefechtsverbandes, Oberstleutnant Andy Weißenborn (M.), schwört seine Männer und Frauen vor Beginn der Übung unter den Augen des Leitenden, Brigadegeneral Alexander Krone (l.), noch einmal auf die Übung ein.

    Bundeswehr/Martin Glinker
  • Ein mit Tannengrün getarnter Spähwagen Fennek fährt durch schlammiges Gelände.

    Die Aufklärer vom Aufklärungsbataillon 13 simulieren während der Brigadeübung feindliche Kräfte. Sie nutzen vornehmlich die Nacht und ihre Spähwagen Fennek, um den deutschen Gefechtsverband zu orten sowie Kräfteansätze und Bewegungen auszuspähen.

    Bundeswehr/Martin Glinker
  • Ein Kampfpanzer steht getarnt am Waldrand. Nur das Rohr und ein Teil der Wanne sind zu erkennen.

    Mit dem Auge allein ist hier kaum etwas zu entdecken. Zwei Kampfpanzer Leopard 2 A7V stehen gedeckt in ihrer Stellung. Der Leo verfügt über eine verbesserte Optronik zur Aufklärung über weite Entfernungen.

    Bundeswehr/Sven Fischer
von Susann Billing

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